Amelie Zachenhuber:Die kleine Schwester kommt groß raus

Lesezeit: 2 min

Weil sie bei Wettkämpfen in Baku weilt, nimmt ihr Bruder Simon die Auszeichnung für sie entgegen

Von Regina Bluhme

Amelie Zachenhuber strahlt. "Servus alle beinand" begrüßt sie die gut 300 Gäste im SZ-Hochhaus. Dass sie SZ-Talentiade-Preisträgerin geworden ist, das sei für sie "eine riesengroße Ehre", sagt die 15-jährige Schwimmerin aus der kleinen Ortschaft Reisen im Landkreis Erding. Den Preis nimmt auf der Bühne ihr Bruder Simon entgegen, denn Amelie Zachenhuber befindet sich gerade 1500 Kilometer von München entfernt in Baku/Aserbaidschan beim European Youth Olympic Festival. Dort schlägt sie sich mal wieder sehr erfolgreich, am späten Donnerstagnachmittag kam noch ein Anruf vom großen Bruder: Amelie hat nach Platz drei in der Mixed-Staffel auch über 100 Meter Schmetterling Bronze gewonnen.

"Es ist sehr schade, dass ich heute nicht bei euch sein kann", erklärt die Schwimmerin, die beim TSV Erding begonnen hat und nun schon einige Jahre beim SC Prinz Eugen München trainiert, in ihrer Videobotschaft, "auch schade um das gute Essen", fügt sie lachend hinzu. Aber klar, die Teilnahme im deutschen Nationalteam an den Wettkämpfen in Baku, sozusagen an der Europäischen Jugendolympiade, das sei eben auch eine sehr große Ehre, "und es war nicht leicht, sich dafür zu qualifizieren".

Amelie Zachenhuber schwimmt in Baku, Bruder Simon hatte Zeit. (Foto: Robert Haas)

Von der Leinwand aus bedankt sich die junge Schwimmerin, deren natürliche und herzliche Botschaft beim Publikum sehr gut ankommt, bei der Süddeutschen Zeitung für den Preis und bei ihrer Familie, die ihr den Rücken stärkt. Mutter Rosi Zachenhuber hat sie nach Baku begleitet, aber Amelie Zachenhubers Geschwister, Simon und Alisa, ihr Vater Karl und ihr Trainer Elvir Mangafic sind in München dabei.

Der 21-jährige Simon Zachenhuber, selbst ein erfolgreicher Profisportler, betritt in Vertretung der Schwester die Bühne und er wirkt so stolz und glücklich, als hätte er selbst den Preis gewonnen. Doch dafür sei er "leider zu alt" gewesen, sagt SZ-Redakteur Johannes Schnitzler, der die Moderation des Abends übernommen hatte. "Oder zu groß und zu stark", fügt er dann mit Blick auf den durchtrainierten Boxer hinzu. Auf die Frage, wie viele Kämpfe er denn als Profi schon absolviert habe, antwortet Zachenhuber: "Acht." Und wie viele Siege? "Acht."

Bei den Zachenhubers handle es sich offensichtlich um eine recht sportliche Familie, und mit dieser Einschätzung hat Schnitzler sicher Recht. Die Eltern sind beide Schwimmlehrer mit eigener Schwimmschule, was wiederum erklärt, dass Amelie von Anfang an fast täglich im Schwimmbad war. "Das war quasi mein Wohnzimmer", hat sie einmal gesagt. Ihre große Schwester Alisa wiederum war eine erfolgreiche Leichtathletin.

Auf der Leinwand im Festsaal des SZ-Hochhauses erscheint erst ein Foto von Amelie Zachenhuber bei einem erfolgreichen Wettkampf, dann ein Schwarz-Weiß-Bild mit Familie Zachenhuber. Amelie liegt als Baby im Arm der Mutter. Ja, die kleine Schwester, "sie war für uns immer der Schwimmfloh", sagt Simon Zachenhuber. "Jetzt ist sie eher ein großer Fisch." Mit einem riesigen Potenzial, wie SZ-Sportredakteur Andreas Liebmann in der Laudation erklärte. Es habe schon Turniere gegeben, an denen sie 23 Rennen in zwei Tagen absolviert habe. Ihre Stärke sei vor allem ihre Vielseitigkeit, fügt Liebmann hinzu. In ihrer "Paradestrecke" 50 Meter Freistil gehöre Amelie Zachenhuber inzwischen zu den "Top drei" in Europa. Sie schwimmt tatsächlich mehrere Disziplinen äußert erfolgreich und steht bei nationalen und internationalen Wettkämpfen oft auf dem Siegertreppchen.

(Foto: Logo Talentiade)

Am Abend der Preisverleihung in München erscheint ein weiteres Bild von Amelie Zachenhuber auf der Leinwand. Es zeigt sie vor eineinhalb Jahren beim Familienskiurlaub in Weißensee. Neben ihr steht in voller Skimontur der Stargast des Talentiade-Abends, Felix Neureuther. Die Schwester habe den Skiprofi, der sich damals zufällig im Trainingscamp befunden habe, um ein gemeinsames Foto gebeten, erzählt Simon Zachenhuber. Die Schwimmerin und der Skistar lachen in die Kamera. "Er hat gesagt, dass er sich noch an Amelie erinnert", sagt Zachenhuber. Das sollte er auch besser tun, denn wenn es so weiter läuft, kann seine Schwester es bis ganz nach oben schaffen.

© SZ vom 26.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: