Amazon kommt nach Erding:Sortierzentrum wird 2022 eröffnet

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Stadt erteilt Baugenehmigung im Kletthamer Feld. Erdings OB Max Gotz kritisiert "Verteufelung von Logistikern". Es sollen rund 150 Arbeitsplätze geschaffen werden. Käufer des Grundstückes ist die Garbe Industrial Real Estate GmbH

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Amazon wird bis zum ersten Halbjahr 2022 neue Logistikstandorte in Deutschland eröffnen, einen voraussichtlich im Sommer 2022 in Erding im Gewerbegebiet Kletthamer Feld. Laut Amazon soll es sich in Erding im Gegensatz zum Standort Moosburg, wo ein Verteilzentrum steht, nur um ein Sortierzentrum handeln. In ihm sollen Pakete aus den europäischen Logistikzentren ankommen und für den weiteren Versand nach Regionen sortiert und zu den Verteilzentren der Lieferpartner gebracht werden. Nach Angaben von Amazon sollen rund 150 Arbeitsplätze auf den knapp 5200 Quadratmetern des neuen Sortierzentrums geschaffen werden. Etwa 95 Lastkraftwagen sollen dann täglich unterwegs sein.

"Der Bauantrag des Amazons Projektentwicklers Garbe entspricht komplett allen Festsetzungen für eine gewerbliche Tätigkeit im Bebauungsplan und ist daher zu genehmigen gewesen", sagt Max Gotz (CSU), Oberbürgermeister von Erding. Dabei sei es nicht um die Unterstützung von einem Geschäftsfeld gegangen, sondern dass alles genehmigungstechnisch absolut in Ordnung gegangen sei. "Corona hat uns allen gezeigt, wie wichtig Logistik sowohl für Bürger und Bürgerinnen als auch für Unternehmen ist. In Zeiten, wo eine Just-in-Time Lieferung zur Selbstverständlichkeit wurde, braucht es die dazugehörigen starken und motivierten Partner." Die immer wieder stattfindende Verteufelung von Logistikern sei ein wenig unglaubwürdig, wenn jeder immer alles gleich wolle und bestelle und auch der Mittelstand und das Handwerk einen leistungsstarken Auslieferer benötige. "Für den innerstädtischen Einzelhandel fürchte ich fast, dass sich das nicht mehr ändern wird", sagt Gotz und weist auf den "gesellschaftlichen Widerspruch" hin, dass man auf der einen Seite laut schreie, wenn ein Logistiker kommt, auf der anderen Seite wolle man aber alles immer sofort.

Im Gewerbegebiet Kletthamer Feld sind derzeit schon der Paket- und Expressdienstleister GLS und die Firma Alpha, die dort ähnliches betreibt, angesiedelt. Das Sortierzentrum von Amazon soll im Norden von GLS gebaut werden, wie OB Gotz sagt. "Unmittelbar bei der FTO, womit der Verkehr aus dem Ort ist." Vor dem Baustart würden aber erst die Archäologen den Baugrund untersuchen. Man werde schon sehr genau hinsehen, da in der Verlängerung das Kletthamer Gräberfeld sei.

Käufer des Grundstückes ist die Garbe Industrial Real Estate GmbH, wie Erik Duckstein, Regional Manager Süd bei Garbe, bestätigt. Garbe ist seit mehr als 30 Jahren einer der Spezialisten für die Entwicklung, die Vermarktung und das Management von Logistikimmobilien sowie Unternehmensimmobilien. "Wir freuen uns, dass Amazon sich für eine Umsetzung eines Sortierzentrums auf unserem Grundstück in Erding entschieden hat. Mit Amazon haben wir einen Mieter gefunden, mit dem eine solche Partnerschaft bereits an mehreren Standorten in Europa erfolgreich umgesetzt wird. Einen besonderen Dank möchten wir außerdem an die Stadt Erding für die sehr gute und konstruktive Kooperation richten", zitiert Amazon in seiner Pressemitteilung Garbe.

Die Sortierzentren nehmen bei Amazon eine wichtige Rolle ein, um "die schnelle und zuverlässige Lieferung zu ermöglichen, die Amazon-Kunden kennen und schätzen", heißt es in der Mitteilung. Als Teil von Amazons Verpflichtung zum "Climate Pledge", dem Ziel, bis 2040 klimaneutral zu werden, integriere das Gebäude in Erding die "neuesten Nachhaltigkeitskonzepte in Bezug auf Energieeffizienz und verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und wird eine Gold-Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen erhalten".

Amazon betont, dass es sich beim geplanten Sortierzentrum nicht um ein Verteilzentrum wie in Moosburg handle. Dort liefern mehr als 350 Transporter täglich bis zu 60 000 Pakete an die Kunden mittels kleiner Transporter. In Erding sollen zwar etwa 95 Lastkraftwagen täglich unterwegs sein, die vor allem in den Abendstunden an- und abfahren würden.

Das Unternehmen weist zudem darauf hin, dass man bereits seit Juli "für die meisten Amazon-Mitarbeiter, unabhängig ob Vollzeit, Teilzeit, befristet oder saisonal", zwölf Euro Mindestlohn bezahle. Nach 24 Monaten würden Mitarbeiter 2750 Euro brutto pro Monat verdienen, inklusive beschränkter Mitarbeiteraktien von der Amazon.com, Inc. und "weiterer Extras". Teil der Zusatzleistungen sei auch das "Career Choice"-Programm, bei dem bis zu 95 Prozent der Kursgebühren und Literaturkosten für anerkannte Weiterbildungskurse bis zu einem Höchstbetrag von 8000 Euro von Amazon übernommen werden. Die SPD im Stadtrat hatte im Oktober 2020 die Ansiedlung kritisch gesehen. Man werde das Unternehmen nur dann willkommen heißen, wenn es nach Tarif bezahle, die Angestellten unbefristet einstelle und einen Betriebsrat am Standort zulasse.

© SZ vom 07.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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