Am Landgericht Landshut:Geständnis ermöglicht "Deal"

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Angeklagter Autodieb zeigt Reue und kann auf mildere Strafe hoffen

Von Alexander Kappen, Landshut/Eching

Vorsitzender Richter Ralph Reiter machte dem Angeklagten den Ernst der Lage gleich zu Beginn deutlich. "Nach Aktenlage kann man von einer hochprofessionellen Diebesbande ausgehen", sagte er am Montag zum Prozessauftakt am Landshuter Landgericht. Bei dem Beutezug durch ganz Deutschland seien Autos und Ersatzteile gestohlen worden und dabei "ein Gesamtschaden von fast 250 000 Euro entstanden, die Fahndungstreffer führen bis ins Jahr 2011 zurück - da kann eine sehr hohe Strafe dabei rauskommen".

Der Angeklagte, der unter anderem im April 2017 einen Opel Insignia vom Gelände eines Echinger Autohauses entwendet hatte und später nach einer wilden Verfolgungsjagd von der Straubinger Polizei gefasst worden war, nahm sich diese Ansage offenbar zu Herzen. Nach einem Rechtsgespräch zwischen Gericht, Verteidigung und Staatsanwaltschaft legte der 28-Jährige ein umfassendes Geständnis ab. Dafür sicherte ihm das Gericht in einem so genannten "Deal" eine Strafe zu, die zwar nicht geringer als drei Jahre und zwei Monate ausfallen wird, aber auch nicht höher als drei Jahre und acht Monate.

Gegenstand der Verhandlung waren zwei Anklageschriften mit insgesamt sieben Fällen, die sich zwischen 2015 und 2017 ereignet hatten. In einer Erklärung, die er von einem seiner beiden Verteidiger vortragen ließ, berichtete der Angeklagte, in seiner polnischen Heimatstadt Kielce einen Mann kennengelernt zu haben, der ihn zu den Taten überredet habe. Er habe stets gewusst, dass er sich an kriminellen Taten beteilige. Jedoch habe er sich in einer finanziellen Notlage befunden, weil er seinen Job verloren habe. Er habe, so der Angeklagte, stets nach Anweisung dieses Manns gehandelt, der auch das nötige Werkzeug besorgt und die Autohäuser ausgekundschaftet habe. Während der Komplize die eigentlichen Schlüssel der Fahrzeuge außer Funktion gesetzt habe, "bin ich zunächst Schmiere gestanden und habe dann mit einem manipulierten Schlüssel das Auto gestartet". In manchen Fällen brachten die beiden die Autos in Waldstücke, wo der Angeklagte als Kfz-Mechaniker die Wagen auf Anweisung ausschlachtete. Pro Fahrzeug bekam er 500 Euro.

Das in Eching geklaute Auto hätte eigentlich nach Polen gebracht werden sollen. Allerdings wurde der 28-Jährige unterwegs von einer Straubinger Polizeistreife kontrolliert. Er flüchtete und landete nach einer Verfolgungsjagd mit bis zu Tempo 200 im Straßengraben. Dann setzte er die Flucht zu Fuß fort, wurde aber schließlich in einem landwirtschaftlichen Anwesen festgenommen, ohne Widerstand zu leisten. Der Angeklagte, der zu Hause eine Verlobte und ein kleines Kind hat, möchte mit seinem Geständnis einen Schlussstrich ziehen "und ab jetzt ein straffreies Leben führen". Der Prozess wird fortgesetzt.

© SZ vom 02.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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