Am Fliegerhorst:Notfallkrankenhaus soll starten

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Die Intensivstation im Klinikum ist voll, doch es gibt Anfragen aus München und Nürnberg zur Übernahme weiterer Corona-Patienten

Das Landratsamt will im Rahmen des Katastrophenfalls das Notfallkrankenhaus am Fliegerhorst wieder in Bereitschaft versetzen. Das hat Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) in der Sitzung des Kreisausschusses angekündigt. Es soll für die Landkreise Erding, Freising und Ebersberg zur Verfügung stehen. Es gebe bereits eine Anfrage bei der Regierung von Oberbayern hinsichtlich der Kostenübernahmeerklärung, die aber noch nicht beantwortet sei, sagte Bayerstorfer. Er betonte, dass die Intensivstationen überlaufen würden; es gebe Anfragen aus München und Nürnberg, ob das Klinikum Patienten übernehmen könne. Doch angesichts der eigenen hohen Inzidenzzahlen sei das nicht mehr möglich. Am Montag lag die Sieben-Tage-Inzidenz bei 311,9 Fälle, wie das Landratsamt mitteilte. Es bezog sich auf die offiziellen Angaben des Robert Koch-Instituts.

214 neue Fälle sind seit Freitag bestätigt worden, 100 davon in Erding. Im Klinikum wurden am Montag 47 Covid-19-Patienten behandelt, sechs davon auf der Intensivstation. Drei dieser Patienten wurden beatmet. Es ist zudem ein weiterer Todesfall im Landkreis zu beklagen; die Zahl der in Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorbenem Menschen erhöht sich damit auf 27.

Wie Bayerstorfer weiter ausführte, sieht es mit den Testkapazitäten im Landkreis gut aus: Etwa tausend Testungen an einem Wochenende seien nicht ungewöhnlich. "Bisher haben wir das immer bewältigen können", sagte der Landrat. Am Freitag und am Wochenende wurden 1269 Personen am Testzentrum getestet. Nach der Stadt Erding, wo bislang insgesamt 1084 Fälle nachgewiesen wurden, sind Dorfen und Taufkirchen am stärksten betroffen. In Dorfen gab es bislang 437 Fälle, in Taufkirchen 409. Von den neuen Fällen sind 20 in Dorfen aufgetreten und zwölf in Taufkirchen. Des Weiteren ist Wartenberg mit 14 und Berglern mit zwölf relativ stark betroffen, alle anderen Kommunen haben Werte im einstelligen Bereich.

Das Landratsamt wird nun auf einen Notbetrieb reduziert. Zulassungsstelle und Führerscheinstelle werden zwar offen gehalten, aber die Mitarbeiter sollen zwei Teams bilden und nur mit Terminvereinbarungen arbeiten. Von Anfang nächster Woche soll es an den Eingängen des Landratsamtes Temperaturmessungen geben, dann stehen auch die Geräte zur Verfügung. Bayerstorfer sagte, er beobachte, dass oftmals Ehepaare zur Zulassungsstelle kämen, um gemeinsam ein Wunschkennzeichen auszusuchen. Er bitte darum, nun davon Abstand zu nehmen, um das Infektionsrisiko zu verringern.

Auch der politische Betrieb wird eingestellt: Die geplante Kreistagssitzung, die am kommenden Montag stattfinden sollte und in der man den Haushalt 2021 verabschieden wollte, wird auf Ende Januar verschoben. Auch in den Gemeinden sollen nur noch in dieser Woche Gemeinderatssitzungen stattfinden. In Absprache mit den Bürgermeistern sollen von kommender Woche an bis auf weiteres keine Sitzungen stattfinden. Man wolle mit gutem Beispiel vorangehen, sagte Bayerstorfer.

"Ich bin in großer Sorge, wie das weitergeht", sagte Bayerstorfer. Er verwies auf den hohen Inzidenzwert, es gebe zu viele Unvernünftige. Das habe man am vergangenen Wochenende bei einer Demonstration in Erding gesehen und auch bei einer Weihnachtsfeier in einem Pflegeheim. Teilnehmer dieser Weihnachtsfeier hatten sich über das Eingreifen der Polizei beschwert, weil die Feier angeblich genehmigt worden sei. "Von Seiten des Landratsamtes hat es nie und nimmer eine Genehmigung gegeben", betonte Bayerstorfer.

Von Quarantäne betroffen sind derzeit das Kinderhaus Die Strolche in Berglern, die Grundschule Oberding, die Herzog-Tassilo-Realschule Erding, die FOS/BOS Erding, die Berufsschule Erding und die Marie-Pettenbeck-Schule Wartenberg. In einer Pflegeeinrichtung in Erding ist laut Landratsamt "ein starker Anstieg von Covid-19-Patienten zu verzeichnen". Reihentestungen würden derzeit vorgenommen. Auch in einer Asylunterkunft in Berglern ist ebenfalls ein neuer Fall aufgetreten. Im Landkreis Erding werden trotz besonders hoher Fallzahlen keine Maßnahmen ergriffen, die über die Beschränkungen des Bundes und Bayerns hinausgehen; dies habe die Führungsgruppe Katastrophenschutz entschieden.

© SZ vom 15.12.2020 / tdr/ts - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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