Allgäu-Orient-Rallye:Abenteuer im Wüstensturm

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Matthias Hils und Oliver Nachttrab sind vom Allgäu aus in den Orient gefahren - und haben auf ihrer Reise eines ganz besonders vermisst.

Hannah Beitzer

Am Ende hat sich Matthias Hils am meisten auf einen Wurstsalat gefreut. Gemeinsam mit seinen Freunden Rainer Fiedler, Michael Rable, Stephan Scholz, Gregor Höfert und Gerhard Hoferer hat der Taufkirchnener an der Allgäu-Orient-Rallye von Oberstaufen nach Amman in Jordanien teilgenommen. "Anfangs fand ich das orientalische Essen toll: viel Lammfleisch, Kichererbsenmousse und ganz eigene Salate", erinnert sich Hils. Aber irgendwann reicht das eben auch.

Sand im Getriebe: Die Wüste wurde vielen Teilnehmern der Allgäu-Orient-Rallye zum Verhängnis. (Foto: ERD)

Das Team mit dem Namen Vilstaler Kameljäger - Hauptpreis der Rallye war übrigens sogar ein Kamel - ist seit Ende Mai zurück in der Heimat und berichtet am Mittwoch, 30. Juni, um 20 Uhr im Kinocafé Taufkirchen von seiner Reise. Die Vilstaler Kameljäger fuhren über Deutschland, Österreich, Ungarn, Rumänien, Serbien, Bulgarien, Griechenland, die Türkei und Syrien nach Jordanien und erlebten so innerhalb kürzester Zeit ein Maximum an fremden Kulturen.

Auch Oliver Nachtrab aus Pastetten, der mit seinem Team Sticker2Amman dabei war, findet: "Das war super-supertoll." Er ist gemeinsam mit seiner Freundin Bettina Albus und den Kumpels Wolfgang Beé, Olaf Steenbeck, Frank Dückinghaus und Georg Dückinghaus nach Jordanien gefahren. Oliver Nachtrab und seine Freunde wollten auf dem Weg möglichst viele Länder sehen, weswegen sie über Tschechien, Österreich, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Bosnien, Bulgarien, Griechenland, Türkei und Syrien nach Jordanien fuhren.

Eigentlich war auch noch Rumänien geplant - aber dafür fehlte die Zeit. "Beim Planen der Route nimmt man sich häufig zu viel vor", ist die Erfahrung des Pastetteners, "dann stellt man fest, dass die Karten fehlerhaft und die Straßen kaum mehr als Schotterpisten sind." Navigationsgeräte waren bei der Rallye verboten. Matthias Hils empfand es als größte Herausforderung, immer eine Unterkunft für höchstens 11 Euro zu finden - eine weitere Rallye-Regel. "Je weiter wir von Deutschland weg waren, desto leichter war es, etwas zu finden", erzählt er. Dennoch habe man sich mit Schimmel in den Duschen abfinden müssen. "Aber das Schöne an solchen Backpacker-Hotels ist, dass man schnell mit Leuten in Kontakt kommt." Das konnte auch Oliver Nachtrab erfahren: "Auf der Rallye haben wir viel mehr Leute kennengelernt, als auf der organisierten Anschluss-Reise in Jordanien."

"Das schönste Erlebnis war, als wir in Syrien die Kinderrollstühle im Kinderheim abgegeben haben", erinnert sich Matthias Hils. Oliver Nachtrab sieht das ähnlich: "Wenn man aus unserer pauschal übersättigten Gesellschaft dorthin kommt, dann wundert man sich, wie sehr sich die Kinder über Kleinigkeiten freuen."

"Hoabt's mi?" in Serbien

Matthias Hils hat jedoch von Einheimischen erfahren, dass viele der Kinder beinahe profimäßig bettelten: "Die denken dann teilweise, dass man besser mit Betteln durchkommt als mit arbeiten." Beeindruckt war er von Syrien. "Das ist wirklich Orient pur, total romantisch." Die alten syrischen Städte mit den engen Straßen hätten ihre Navigationsfähigkeiten ganz schön auf die Probe gestellt.

Oliver Nachtrab hat vor allem die Gastfreundschaft beeindruckt. Einmal sei das Team versehentlich von der Route abgekommen und in einem serbischen Bergdorf gelandet - ohne jegliche Orientierung. Die Verständigung mit den Einheimischen erwies sich aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse als nahezu unmöglich. Bis plötzlich ein Mann auftauchte, der ihnen in feinstem Bayerisch den Weg erklärte und seine Beschreibung mit den Worten "Hoabt's mi?" beendete. Der Serbe hatte viele Jahre in Neuperlach gelebt.

Als schwierigsten Teil der Rallye empfanden die Teams einstimmig die Wüstenetappe. Ein Sandsturm hatte am Vortag die Straßen nahezu unbefahrbar gemacht. "Uns ist dort ein Auto kaputt gegangen und eines liegengeblieben", erzählt Matthias Hils. Sie hätten dann Einheimische mit Pick-Ups gefunden und die Gestrandeten aus der Wüste geholt. Sechsmal mussten die Autos wieder ausgegraben werden. Auch das Team Sticker2Amman verloren ein Auto und wurden von Einheimischen gerettet. Erst nachts kamen die erschöpften Teilnehmer im Camp an. Insgesamt 17 Autos blieben an diesem Tag in der Wüste.

Letztlich kamen aber alle Teilnehmer wohlbehalten in Jordanien an. Die Teams aus dem Landkreis haben zwar nicht das Kamel gewonnen, sind aber dennoch vollauf begeistert von ihrem Abenteuer. "Es war auch toll, wie unsere Freunde, Bekannten und Eltern uns unterstützt haben", schwärmt Hils.

© SZ vom 22.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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