Alkohol beim Herbstfest:Verantwortung zeigen

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Immer mehr Betrunkene werden zum Problem, dabei müsste das nicht sein.

Von Gerhard Wilhelm

Berauschende Getränke werden konsumiert, seit es die Menschheit gibt. Auch im Tierreich sind Fälle bekannt, in denen vergorene Früchte quasi mit Hingabe verzehrt werden. Die Wirkung eines Rausches auf den Körper und vor allem auf Gehirnzellen ist relativ gut untersucht. Das Ergebnis ist eindeutig: Jeder Rausch schädigt Gehirnzellen. Vor allem Kinder und Jugendliche sind gefährdet.

Wenn Oberbürgermeister Max Gotz angesichts immer mehr Alkoholisierter beim Erdinger Herbstfest und in der Stadt den Wirten mit Konsequenzen droht, wenn diese auch nach dem offiziellen Ausschankschluss noch Bier verkaufen, dann ist das gut gemeint, aber wird das Problem nicht einmal ansatzweise lösen. Dann wird halt kurz vor Schluss noch eine frische Mass Bier bestellt, egal wie voll die andere noch ist.

Das Problem liegt in der gesellschaftlichen Akzeptanz von Bier als legale, leicht zu beschaffende und billige Droge. In Bayern ist Bier sogar Lebensmittel. Keiner will auf das traditionelle "O'zapft is!" verzichten. Überhaupt nicht. Nur weil es Bier gibt, ist es ja noch nicht gefährlich. Aber muss man nach jedem Lied "Ein Prosit auf die Gemütlichkeit" anstimmen und "Die Krüge hoch!" und damit einen Gruppendruck ausüben, dem man sich am Tisch kaum entziehen kann, um "dabei zu sein"?

Den Wirten, beziehungsweise Kellnerinnen und Kellner könnte man noch Nahe legen, mehr darauf zu achten, wer zu viel trinkt und dann kein Bier mehr verkaufen. Am besten dann dem ganzen Tisch, da sonst ein Kumpel demjenigen eine Mass spendiert. Das würde in der Gruppe zu mehr Verantwortung, Kontrolle untereinander führen, es nicht zu übertreiben.

Problematischer sind die diversen Barbetriebe auf dem Herbstfest und die "After-Herbstfest-Partys". Dort wird hochprozentiger Alkohol ausgeschenkt und in ausgelassener Stimmung säuft es sich am schönsten, sozusagen. Grundsätzlich kann der Gastwirt nicht dafür verantwortlich gemacht werden, wenn sein Gast sich bei ihm betrinkt, aber es sollte eine moralische Verantwortung bei ihm geben - vor allem, wenn es sich um Jugendliche handelt, die schon randvoll sind.

Was leider tatsächlich nur über einen gesellschaftlichen Wandel in der Akzeptanz von Alkohol in den Griff zu bekommen ist, ist die Unart des "Vorglühens". Der billige Preis von Schnaps in den Läden erleichtert dies immens. Man mag zwar eine "Alkopopsteuer" eingeführt haben, aber solange die Flasche Wodka beispielsweise für fünf Euro zu kaufen ist, wird eben billig selber gemischt.

© SZ vom 03.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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