90. Geburtstag:Ringen um Gerechtigkeit

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Heute lebt Anne Dasch im Heilig-Geist-Altenheim in Erding, wo sie auch ihre Gäste empfing. (Foto: Peter Bauersachs)

Anne Daschs Leitfaden ist stets das soziale Engagement gewesen.

Ihr politischer und persönlicher Leitfaden ist immer das soziale Engagement gewesen. Mit ihrem Wahlspruch "Mehr Menschlichkeit in die Politik" hat sie die Erdinger Kommunalpolitik geprägt. Auch die Gründung des Erdinger Kleiderladens im Jahr 1976 ging auf ihr Engagement zurück, vielen galt sie als der "gute Engel von St. Paul". Am Donnerstag hat die Erdinger SPD-Politikerin Anne Dasch nun ihren 90. Geburtstag gefeiert. Zahlreiche Freunde und Wegbegleiter besuchten sie im Heilig-Geist-Altenheim in Erding und gratulierten ihr.

Geboren wurde Anne Dasch als Anne Loipersberger am 11. Juni 1925 in Neuötting. Als junges Mädchen wollte sie eigentlich Nonne werden - wie zwei Tanten, die im Kloster lebten. Doch es kam anders. Früh musste sie zu Hause Verpflichtungen übernehmen, und mit zehn Jahren landete sie bei einer Kinderland-Verschickung in einer Kaufmannsfamilie: "Von da an wollte ich Verkäuferin werden", erzählte sie einmal Mit elf musste sie vier Geschwister versorgen, mit 14 begann sie eine Lehre in einem Textilladen und erkämpfte sich die Abschlussprüfung vor der Industrie- und Handelskammer. Es folgten Arbeits- und Kriegsdienst. Sie überstand dank manch glücklicher Fügungen Kriegsende und Nachkriegszeit und lernte als Telefonistin am Mühldorfer Landratsamt ihren Mann Max kennen, mit dem sie nach Erding kam. Als Verkäuferin im "PX" für amerikanische Soldaten lernte sie Englisch. Zur Politik kam Anne Dasch über ihren Mann, einen SPD-Stadt- und Kreisrat. 1968 trat sie in die SPD ein., Mit ihrem Mann besuchte sie Schulungen. "Zwei Jahre habe ich nur zugehört und dann gedacht: Das kannst du auch." 1972 gründete sie die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF), weil sie fand, dass die Frauen einfach lernen müssen, "sich zu äußern und zu behaupten". Es folgte die Gründung der Patientenbücherei des Krankenhauses und die des Kleiderladens, den sie bis 1999 auch leitete. Sie engagierte sich in der Arbeiterwohlfahrt und in der Lebenshilfe. 1978 wurde Dasch Kreis- und Bezirksrätin und 1980 ehrenamtliche Richterin am Verwaltungsgericht. All diese Aufgaben bewältigte sie Frau trotz Hüft- und Knieleiden, die sie 1990 in den Rollstuhl zwangen.

Von 1978 an war sie zwölf Jahre Bezirks- und 18 Jahre Kreisrätin für die SPD. Anne Dasch ist Trägerin der Verdienstmedaille der Bundesrepublik, der Goldenen Nadel der Europa-Union und des Landkreisrings, der für sie selbst "die größte Ehre" sei, wie sie einmal gesagt hat. Generationen von Sozis hat sie geprägt, motiviert und mit ihrer Lebensfreude und Lebensmut ermuntert, aufgerichtet und begeistert. Und immer hat sie die Menschen, die sich an sie gewandt haben, auf unauffällige und diskrete Weise unterstützt.

© SZ vom 13.06.2015 / TS - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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