70 Jahre Volkshochschule Erding:Gesellschaftlich relevant

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Das VHS-Haus liegt verkehrsgünstig ganz nah am Erdinger Bahnhof. Dass es auch ein "Haus mit Wohlfühlabmiente" ist, wie Hans Peis sagt, ist ein Verdienst der motivierten und engagierten Mitarbeiter. (Foto: Renate Schmidt)

Beim Jubiläums-Festakt betonen alle Redner die große Bedeutung einer unverzichtbaren Einrichtung, die Integration, Weiterbildung und Weltoffenheit fördert

Von Philipp Schmitt, Erding

"Lernen endet nicht mit Schule, Ausbildung oder Studium" - zum 70. Geburtstag der Volkshochschule Erding (VHS) hat Hans Peis, der Vorsitzende des VHS-Zweckverbands, die anhaltend große Bedeutung der Bildungs- und Kultureinrichtung unterstrichen. Beim Jubiläums-Festakt gab es aber auch sorgenvolle Anmerkungen. So kritisierte Klaus Meisel, Aufsichtsratsvorsitzender des bayerischen Volkshochschulverbands, in seiner Rede einen Gesetzesentwurf, der die Besteuerung von Kursen vorsieht, die nicht direkt der beruflichen Bildung dienten. Bildung müsse jedoch stets gefördert und nicht besteuert werden, sagte Meisel. Volkshochschulen hätten große gesellschaftliche Bedeutung für die Demokratie, da sie Integration, Weiterbildung und Weltoffenheit förderten und in ihnen die unterschiedlichsten gesellschaftliche Gruppen zusammen kämen und miteinander kommunizierten.

VHS-Geschäftsführer Claus Lüdenbach warnte davor, die soziale Dimension einer Besteuerung von Bildungsangeboten zu unterschätzen. Ein Volkshochschulkurs dürfe nicht nur als berufliche Bildung anerkannt werden, wenn er zu einem formalen Abschluss führe. Lüdenbach kündigte an, dass er die Volkshochschule in den Außenstellen und im öffentlichen Raum zum Beispiel durch Ausstellungen präsenter machen wolle: "Wir müssen rausgehen." Dazugehört auch die Idee, ausgewählte Vorträge via Internet zu streamen, um die Reichweite zu erhöhen und im digitalen Zeitalter "überregional auszustrahlen". In der Volkshochschule arbeiten aktuell 17 festangestellte Mitarbeiter und viele freie Dozenten. Täglich nehmen etwa 1000 Menschen im Haus Angebote wahr, es gibt circa 18 000 Kursteilnehmer im Jahr.

Der Zweckverbandsvorsitzende Peis bestätigte eine positive Entwicklung der Volkshochschule und dankte allen Mitarbeitern vom Geschäftsführer über die Dozenten bis zum Hausmeister und der Café-Betreiberin, welche die Volkshochschule durch ihren persönlichen Einsatz zu einem "Haus mit Wohlfühlambiente" machten.

Peis skizzierte auch die Entwicklung der Volkshochschule. 1949 gründete der Erdinger Bürgermeister Hans Schmidmayer (SPD) den Verein zur Förderung der Erwachsenenbildung als Vorstufe der heutigen VHS. Damals gab es 15 Kurse und acht Veranstaltungen im ganzen Jahr. 1958 fand auf Anregung von Landrat Simon Weinhuber (Bayernpartei) die Gründungsversammlung des Volksbildungswerkes Erding statt, das mit acht Kursen und 16 Vorträgen startete. Die Geschäftsstelle des Volksbildungswerkes befand sich im Schönen Turm. Von 1972 war Lothar Fröhlich, der inzwischen in Kolumbien lebt, 33 Jahre hauptamtlicher Geschäftsführer und das Volksbildungswerk zog in das Heiliggeistspital um. 1975 erfolgte eine grundlegende Satzungsänderung, wonach die Gemeinden einen Teil der Grundfinanzierung sicherstellen. Vorsitzende des Zweckverbands waren unter anderem Hans Zehetmair, nach ihm Xaver Bauer und Jakob Schwimmer. 1985 erfolgte der Umzug ins frei gewordene städtische Gebäude der ehemaligen Hauptschule Altenerding. Als die Stadt Erding nach 20 Jahren das frühere Schulgebäude wieder brauchte, habe Schwimmer die Kommunen mit großem Einsatz vom Neubau eines eigenen VHS-Hauses in der Nähe des Bahnhofs Erding überzeugt. 2002 übergab Lothar Fröhlich die Leitung der VHS an die inzwischen pensionierte Gertrud Scheffelmann. Peis erinnerte auch an den kürzlich gestorbenen Wolfgang Hoppe, der "unendlich viel" für Volkshochschule getan habe.

© SZ vom 17.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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