187 Beratungen:Ungeborenes Leben schützen

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Stefanie Kellner (von links) und Marita Torkar helfen in Erding bei Schwangerschaftsfragen; Doris Hofmann leitet die Beratungsstelle Donum Vitae. (Foto: Veronika Wulf)

Die Nachfrage bei der Schwangerenberatung Donum Vitae in Erding steigt. Das liegt auch daran, dass mehr Flüchtlinge das Gespräch suchen

Von Veronika Wulf, Erding

Um in Deutschland straffrei abtreiben zu dürfen, muss sich eine Schwangere vorher beraten lassen. Diese sogenannte Schwangerschaftskonfliktberatung bieten staatlich anerkannte Stellen. Donum Vitae in Erding ist eine davon. Sie hilft Frauen und Familien neben Fragen zur Schwangerschaft auch bei Anliegen zur Familienplanung, Fehlgeburten, unerfülltem Kinderwunsch, Sexualpädagogik und dem Beantragen von finanziellen Hilfen. Zu Donum Vitae kommen Frauen zwischen 13 und 49, unabhängig von sozialer Schicht und Konfession, manchmal in Begleitung des Partners oder der Mutter. Hauptsächlich kommen junge, alleinerziehende, finanziell bedürftige und ausländische Frauen. Und die Nachfrage steigt: 187 Beratungen gab Donum Vitae in Erding im vergangenen Jahr, 35 mehr als im Vorjahr.

"Die Steigerung liegt auch an den vielen Asylbewerbern", sagte Doris Hofmann Leiterin der Donum-Vitae-Hauptstelle in Freising, zu der auch die Außensprechstunde in Erding gehört, bei einem Pressegespräch am Mittwoch. 21 Flüchtlinge waren 2016 unter den Personen, die zum ersten Mal zu Donum Vitae in Erding kamen. Von den insgesamt 74 Neuen waren knapp mehr als die Hälfte Ausländer. Nicht nur sprachlich mache die Herkunft der Frauen einen Unterschied, sagen die Erdinger Beraterinnen, auch bei ihrer Einstellung zum Schwangerschaftsabbruch. "Bei Frauen aus den ehemaligen Ostblockländern wird ein Schwangerschaftsabbruch beispielsweise weniger hinterfragt als bei Deutschen", sagte Hofmann. Das liege auch am Glaubenshintergrund. "Außerdem kennen viele das Procedere nicht, dass man zur Beratung gehen muss", fügte Sozialpädagogin Stefanie Kellner hinzu. "In Nigeria gehen sie einfach direkt zum Arzt." Viele Flüchtlinge seien am Anfang sehr distanziert gewesen, sagte Sozialpädagogin Marita Torkar. Sie wüssten schon, dass sie abtreiben wollen. "Aber die meisten sind wieder gekommen und haben sich doch auf ein Gespräch eingelassen."

Auch wenn die Beratungsstelle vom Staat beauftragt ist, ungeborenes Leben zu Schützen, hätten die Gespräche immer einen offenen Ausgang. "Wir drängen die Frauen nicht in eine Entscheidung, sondern zeigen Perspektiven auf für das Leben mit Kind", sagte Hofmann. Ein Abtreibung gehe nicht spurlos an einem vorbei. "Man kann ihn verdrängen, aber es kommt immer irgendwann hoch." Deshalb arbeitet Donum Vitae mit Psychologen zusammen. Wie viele Frauen nach der Beratung abtreiben, weiß der Verein nicht. Doch manche kämen später mit Baby wieder.

Einen viel größeren Teil als die Beratungen zum Schwangerschaftsabbruch machen allerdings die allgemeine Schwangerenberatung und die Betreuung nach der Geburt aus. Zu Letzterer gehört auch die Unterstützung von Frauen nach einer Tot- oder Fehlgeburt - noch immer ein Tabuthema in der Gesellschaft. "Da kommt oft wenig Hilfreiches aus dem persönlichen Umfeld", sagte Torkar. "Und die Frauen wollen ihre Angehörigen nicht belasten." Aber auch ganz praktische Dinge werden bei Donum Vitae gefragt: Wie beantrage ich Elterngeld oder Unterhalt? Wie finde ich im Landkreis eine Wohnung?

Die Beratungen sind kostenlos und auf Wunsch anonym. Donum Vitae finanziert sich durch Zuschüsse von der Regierung Oberbayern und dem Landkreis sowie von Spenden.

Sprechstunde ist montags, 15 bis 19 Uhr, und mittwochs, 8.30 bis 12 Uhr, in der Landshuter Straße 9. Anmelden kann man sich telefonisch unter 08161/147290.

© SZ vom 16.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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