52. Internationale Orgelwoche Erding:"Der Stolz meines Lebens"

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Zu Erröffnung lassen etwa hundert Musiker und Sänger Bruckners Meisterwerk "Te Deum" erklingen. Unter der Woche folgen drei sehr abwechslungsreiche Orgelkonzerte

Von Florian Tempel, Erding

Der Höhepunkt kommt gleich als erstes. Georg Rothenaicher, der künstlerische Leiter der Erdinger Orgelwoche, will zwar auf keinen Fall die folgenden Konzerte herabsetzen. Doch in diesem Jahr ist der Eröffnungsabend allein schon angesichts seiner Dimension herausragend. Bruckners "Te Deum" und vorher seine Messe in d-Moll in der Stadtpfarrkirche St. Johannes zur Aufführung zu bringen, ist ein außerordentliches Unterfangen. "So was können wir nicht jedes Jahr machen", sagt Rothenaicher. Dass es dieses Jahr etwas wird, freut ihn um so mehr.

Bruckners "Te Deum" ist eines der bedeutendsten Chorwerke überhaupt und war für den Komponisten nach eigener Aussage der "Stolz meines Lebens". Für die Sänger des Chors der Stadtpfarrkirche wird es eine womöglich einzigartige Lebenserfahrung bleiben. Rothenaicher hat für diese eine Aufführung am Samstag ein komplettes Sinfonieorchester zusammengestellt. Er hat Dutzende Profimusiker vor allem aus München engagiert. "Zum Glück gibt es da ja gleich mehrere große Orchester", sagt Rothenaicher. Die Solisten, die an diesem Samstag, 13. Oktober, singen werden, reisen hingegen aus vier verschiedenen Städten an: Katharina Peschl (Sopran) aus München, Astrid Hofer (Alt) aus Salzburg, Gustavo Martin-Sanchez (Tenor) aus Essen und Thomas Hamberger (Bass) aus Rosenheim.

Die 1991 gebaute Orgel in St. Johannes ist eine der größten weit und breit - und sie harmoniert wunderbar mit dem Kirchenraum. (Foto: Stephan Görlich)

Der Auftaktabend der Internationalen Orgelwoche ist exzellent besetzt und deshalb auch eine entsprechend große finanzielle Herausforderung. Über den Eintritt lasse sich nur ein kleiner Teil der nötigen Ausgaben einnehmen, sagt Rothenaicher. Die Kirche ist aber, das betont der langjährige Erdinger Kirchenmusiker, bei der Deckung des unvermeidlichen Defizits eines solch kulturellen Großereignisses nicht involviert. Die finanzielle Verantwortung trägt der Pfarrcaecilienverein Erding, der dabei auf Unterstützung von Sponsoren und Zuschüsse der Stadt und des Landkreises Erding angewiesen ist.

Nach dem Eröffnungsabend, bei dem traditionell immer ein großes Chorwerk erklingt, wird Petr Plany am Dienstag, 16. Oktober, das erste Orgelkonzert spielen. Es werde ein klassischer Konzertabend, erklärt Rothenaicher, bei dem der tschechische Organist Werke aus mehreren Musikepochen spielen wird. Die Auswahl der Stücke beginnt mit einer frühbarocken Komposition des Franzosen Jacques Boyvin und geht chronologisch der Zeit folgend über Werke von Johann Sebastian Bach und viele andere bis hin zu Kompositionen von César Franck und Leoš Janáček.

Anton Bruckner (1824 - 1896) sah das"Te Deum" als Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens. (Foto: Süddeutsche Zeitung Photo)

Am Donnerstag, 18. Oktober, erwartet das Publikum ein in doppelter Hinsicht außergewöhnliches Konzert. Das Organisten-Ehepaar Giuliana Maccaroni und Martino Porcile spielt gemeinsam an der Orgel in St. Johannes, mit vier Händen und vier Füßen. Das allein ist schon eine absolute Rarität, sagt Rothenaicher. Dazu kommt aber, dass Maccaroni und Porcile Transkriptionen vorwiegend italienischer Opernmusik spielen werden. Es werden ganz neue Klangerlebnisse sein, wenn am Donnerstag die Ouvertüre zu Gioacchino Rossinis "Der Barbier von Sevilla" und der Triumphmarsch aus Giuseppe Verdis "Aida" durch die Stadtpfarrkirche hallen werden.

Die 1991 gebaute Erdinger Orgel ist eine der größten weit und breit. Nur in München gibt es noch zwei, drei vergleichbare Instrumente. Doch die Qualität der Orgel bemesse sich nicht allein an ihren schieren Ausmaßen, sagt Rothenaicher. In Erding habe man vor allem das nicht selbstverständliche Glück, dass das Instrument und der Kirchenraum, in dem es erklingt, sehr gut miteinander harmonieren. Die vielen Organisten aus aller Welt, die seit 1966 nach Erding gekommen sind, hätten das ausnahmslos bestätigt.

Rothenaicher freut sich sehr, dass zum dritten Orgelkonzert am Samstag, 20. Oktober, einer der derzeit besten Organisten der Welt nach Erding kommt. Der Freiburger Domorganist Matthias Maierhofer hat ein programmatisches Konzert zum Ende des Ersten Weltkriegs vor hundert Jahren zusammengestellt. Er spielt unter anderem die "Kriegssonate" von Max Gulbins und die "Trauer-Ode" von Max Reger. Das Konzert beginnt, wie alle anderen auch, um 20 Uhr. Zum Abschluss der Orgelwoche wird dann am Sonntag, 21. Oktober, im Gottesdienst in St. Johannes um 9 Uhr noch eine Messe von Maurice Durufle für Männerchor und Orgel erklingen.

© SZ vom 11.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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