Engpass bei Kita-Plätzen:Die Folgen des Booms

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Die Stadt kommt mit Bau von Plätzen in Kindertageseinrichtungen nicht nach. Entspannen wird sich die Situation auf absehbare Zeit nicht.

Christian Rost

Als sich am Dienstag eine Gruppe Eltern mit Kindern am Marienplatz einfand, um mit Transparenten bewaffnet für mehr Hortplätze zu demonstrieren, konnte sie sich der Zustimmung der Passanten sicher sein. Zumindest jener, die selbst Kinder haben: Von Krippen, wo nur für ein knappes Viertel der Kinder Plätze zur Verfügung stehen, über Kindergärten mit einem Versorgungsgrad von 83 Prozent bis zu den Horten mit 36 Prozent Deckung - in keinem Bereich der Kinderbetreuung gibt es genügend Plätze.

Schlechte Aussichten: Eltern müssen wohl auch künftig weiter nach Kita-Plätzen für die Kinder suchen. (Foto: Foto: dpa)

Auch in den Schulen wird es angesichts steigender Schülerzahlen immer enger. In Nymphenburg zum Beispiel müssen Kinder bis auf weiteres in Containern unterrichtet werden, bis die lange versprochene neue Grundschule steht. Und beim Anmeldetermin an den Gymnasien Anfang Mai irrten zeitweise bis zu 400 Eltern durch die Stadt, um eine Schule zu finden, die ihr Kind noch nimmt.

Entspannen wird sich die Situation auf absehbare Zeit nicht. "Die starke Wohnbautätigkeit in neuen Siedlungsgebieten wie an der Achse Hauptbahnhof-Laim-Pasing, auf ehemaligen Kasernenflächen und in Freiham wird teilweise einen erheblichen Platzbedarf an Kindertageseinrichtungen auslösen", analysiert das Schulreferat die Lage. Und weil somit immer mehr Kinder an die Schulen drängen, kann die Stadt auch da nur dem Bedarf hinterherhinken. Dabei werden ohnehin schon gewaltige Summen investiert.

Wie aus dem am Mittwoch vorgelegten Mehrjahresinvestitionsplan des Schulreferates hervorgeht, sollen bis zum Jahr 2013 insgesamt 645 Millionen Euro in Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen investiert werden. Davon entfallen 518 Millionen Euro auf die Schulen. Sieben neue Grundschulen am Siemensgelände, im Arnulfpark, in Nymphenburg, der ehemaligen Funkkaserne, in Freiham oder der Messestadt listet der Plan auf.

Enthalten sind auch die drei neuen Gymnasien im Osten, Norden und Westen der Stadt. Daneben stehen der Aus- und Umbau von 14 Grundschulen, sieben Hauptschulen, vier Realschulen und einer Reihe von Gymnasien an.

Es könnten allerdings weitaus mehr Schulen mit neuen Räumen und moderner Ausstattung bedacht werden, hätte die Stadt nicht einen gewaltigen Klotz am Bein: die Brandschutzauflagen. Weil die Feuerwehr ihre Kontrollen in öffentlichen Gebäuden intensiviert hat, müssen geschätzte 250 Millionen Euro für den besseren Brandschutz an Schulen und Kindergärten ausgegeben werden. Geld, das an anderer Stelle fehlt.

So auch für den Bau von Kindertageseinrichtungen, für die in den nächsten vier Jahren immerhin noch 128 Millionen Euro fest eingeplant sind. Dafür kann das Schulreferat 195 Kindergartengruppen mit 4875 Plätzen (bislang gibt es rund 33.000 Plätze), 89 Hortgruppen mit 2225 Plätzen (bislang 7850) und 90 Krippengruppen mit 1080 Plätzen (bislang 7180) neu einrichten.

Unabhängig davon will das Sozialreferat bis zum Jahr 2011 weitere 3400 Krippenplätze bauen, was noch einmal 137 Millionen Euro kostet. Trotz all dieser gewaltigen Summen wird es dann lediglich für 43 Prozent der Kleinkinder in München einen Krippenplatz geben. Die Suche der Eltern geht also weiter.

© SZ vom 29.05.2009/sonn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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