Eklat am Gymnasium:Stadt geht gegen Schulleiter vor

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Streit um Ganztagsbetreuung: Das pädagogische Konzept scheitert an der Raumnot - die Eltern gehen auf die Barrikaden.

Christian Rost

Der Streit um die beiden städtischen Ganztagsgymnasien, die unter akuter Raumnot leiden, ist eskaliert. Am Luisengymnasium gehen Eltern auf die Barrikaden, weil das Ganztagsangebot zusammengestrichen wird. Und die Schulleiter des Elsa-Brändström-Gymnasiums haben eine Rüge kassiert, weil sie hundert aufgebrachte Eltern direkt im Rathaus anriefen ließen.

Das Luisengymnasium am Hauptbahnhof und das Elsa-Brändström-Gymnasium in Pasing gelten als Flaggschiffe unter den städtischen Schulen. Im Zuge der Einführung des achtjährigen Gymnasiums (G8) durch den Freistaat wandelte die Stadt diese Schulen 2005 als einzige in echte Ganztagsschulen um.

Sie bieten - zuerst in den unteren Jahrgangsstufen - ein Vollprogramm mit Intensivierungsstunden am Nachmittag an. Dadurch sollen die Schüler den Lernstoff in der um ein Jahr verkürzten Schulzeit besser bewältigen können.

Die Gebäude platzen aus allen Nähten

Eltern nahmen das Angebot begeistert an, Kinder wurden gezielt auf diese Gymnasien geschickt. Es ergab sich aber bald ein Problem: Weil die Klassen für die Intensivierungsstunden geteilt werden müssen, platzen die Gebäude aus allen Nähten.

Mit jeder nachrückenden Klasse verschärft sich das Problem. Am Luisengymnasium fehlen zudem Räume für die Mensa. Beide Schulen haben die Stadt schon 2005 auf die Situation hingewiesen - vergeblich.

Am Luisengymnasium gibt es für die Eltern jetzt ein böses Erwachen: Die Schulleitung informierte in der Woche vor Weihnachten darüber, dass aufgrund des knappen Raumangebots der rhythmisierte Ganztagsbetrieb über die sechste Klasse hinaus nicht mehr möglich sein wird.

"Notprogramm"

Für die Kinder, die ab 2007/2008 in die siebte Klasse gehen, soll es aber ein ,,Notprogramm'' am Nachmittag geben, damit sie nicht ohne Betreuung dastehen, sagt Schulleiter Peter Kemmer.

Von den Eltern hat er umgehend Post erhalten. In einem Brief heißt es: ,,Das Luisengymnasium hat mit unseren Kindern zwei Jahre lang Erfahrungen bei der Einführung des Ganztagsgymnasiums für nachrückende Klassen gesammelt. Für diesen Erkenntnisgewinn mit der Abschaffung dessen belohnt zu werden, was in gemeinsamer Arbeit, die auch Auseinandersetzung bedeutet, entstehen sollte, finde ich unfair und unverantwortlich.''

Andere Eltern sind ,,empört'' über den ,,Rückpfiff vom Ganztagsangebot''. Die Kinder würden Opfer einer Fehlplanung.

Im Elsa-Brändström-Gymnasium sind sich Eltern und Schulleitung indes einig, dass es so nicht weitergehen kann - man braucht dringend zwei neue Pavillons mit weiteren Räumen. Trotzdem herrscht Ärger: Das Direktorat benannte in einem Elternbrief Telefonnummern von Verantwortlichen im Schulreferat, an die sich die Mütter und Väter mit ihrem Protest wenden könnten.

"Nicht hilfreich"

Rund 100 Eltern riefen dort an. Schulleiter Helmut Seidl und seiner Stellvertreterin Angelika Laumer brachte das ein Disziplinarverfahren ein, das der Oberbürgermeister letztlich in eine Rüge umwandelte.

,,Es kann nicht hilfreich sein, wenn Schulleiter erboste Eltern auf die Stadtverwaltung hetzen'', sagt Schulreferatssprecherin Eva Maria Volland dazu. Außerdem hätten die Eltern gewusst, dass bei der Einführung des Ganztagsangebots ,,auch von ihnen Flexibilität erwartet wird''.

Ulrich Krämer, Vorsitzender des Elternbeirats, verteidigt den Schulleiter. Der Direktor habe immer wieder auf die Raumnot hingewiesen. ,,Als nach dem x-ten Hinweis keine Reaktion vom Schulreferat kam, blieb ihm keine andere Wahl, als die Nummern rauszugeben.''

Wann die Schulen mehr Räume bekommen, ist weiter offen: Für die Mensa am Luisengymnasium ist noch immer kein Platz gefunden, und die Pavillons für das Pasinger Gymnasium haben es in der Bauabteilung noch immer nicht in die Dringlichkeitsstufe eins geschafft.

© SZ vom 22.12.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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