Ehemaliger Tüv-Geschäftsführer angeklagt:Sprung nach Asien endet im Gefängnis

Lesezeit: 2 min

Der frühere TÜV-Geschäftsführer Ruprecht S. wurde wegen Untreue angeklagt. Er prellte seinen Arbeitgeber um 350.000 Euro, will mit dem Geld aber Schmiergelder in China bezahlt haben.

Alexander Krug

Für jemanden, der bereits seit sieben Monaten in Untersuchungshaft und nun wegen des Vorwurfs der Untreue und des Betruges auf der Anklagebank im Landgericht sitzt, zeigt Ruprecht S. erstaunliche Nehmerqualitäten. Seine gute Laune hat wohl auch etwas damit zu tun, dass er in seinem Berufsleben schon vieles erlebt hat.

Manager prellt TÜV (Foto: Foto: dpa)

Wer, wie der Angeklagte, als Pionier für den TÜV Süd dessen Asiengeschäft auf- und ausgebaut hat, ist so leicht nicht aus der Ruhe zu bringen. Und über seine Erfahrungen, vor allem mit chinesischen Geschäftspartnern, kann er eine Menge erzählen.

Ruprecht S. ist 56 Jahre alt und stand mehr als ein Vierteljahrhundert im Dienst des Technischen Überwachungsvereins. Vor rund 20 Jahren bekam der TÜV erstmals den Auftrag, für den europäischen Markt vorgesehene technische Geräte aus Asien direkt am Produktionsort zu testen. Die Importeure verlangten nach Sicherheiten und Zertifikaten - und Ruprecht S. wurde auserkoren, das Ostasiengeschäft des TÜV aufzubauen.

Probleme beim "Sprung nach Asien"

Der promovierte Mathematiker widmete sich der Aufgabe mit allem Elan - und schoss dabei wohl übers Ziel hinaus. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, von 2002 bis 2006 mittels Scheinrechnungen den TÜV Süd um insgesamt rund 350000 Euro geprellt zu haben. Mit dem Geld, so die Anklage, habe er seinen "aufwendigen Lebensstil" finanziert.

Die Geschichte, die Ruprecht S. erzählt, hört sich indes ganz anders an. Bereits Anfang der neunziger Jahre war er zum Geschäftsführer der "Product Service GmbH", einer Zertifizierstelle des TÜV Süd aufgestiegen. 2002 verabschiedete er sich nach Asien, als Geschäftsführer der "Asia Pacific Holding", einer Tochtergesellschaft des TÜV. "Meine Aufgabe war es, die Interessen des TÜV in Asien zu fördern", so der Angeklagte.

In fünf Jahren, lautete die Vorgabe, sollte sich der Umsatz verfünffachen. Das ehrgeizige Ziel gelang, aus einst vier Mitarbeitern wurden Hunderte. Der "Sprung nach Asien" war jedoch mit vielen Problemen verbunden, vor allem in China. Das Reich der Mitte, von vielen auch als neue Supermacht des 21.Jahrhunderts bezeichnet, legte dem deutschen TÜV-Ableger jede Menge Steine in den Weg.

Erst Schmiergeld, dann Ruhe

Mal wurden die Mitarbeiter "wie Spione" behandelt, dann waren bereits erteilte Lizenzen nichts mehr wert, schließlich wurde mit Schließung gedroht. "Die Chinesen mögen keine Dienstleister aus dem Ausland", so Ruprecht S. Die bürokratischen Hemmnisse variierten je nach Behördenvertreter.

Ruhe gab es erst, als Ruprecht S. dem Drängen nach Schmiergeld nachgab. "Die wollten Dollar in Cash. ,Dann wirst du von uns geschützt, und es passiert dir nichts', hieß es." Ruprecht S. zahlte und von da an lief das Geschäft buchstäblich wie geschmiert. "Wir bekamen alle Lizenzen und keine Besuche mehr von Leuten, die uns drangsalierten."

Dass er sich selbst bereichert habe, bestreitet der Angeklagte entschieden. Bei einem Jahresgehalt von 280000 Euro netto habe sein Mandant dies auch nicht nötig gehabt, so sein Verteidiger Wilfried Eysell. Nach seinen Angaben hat der TÜV Ruprecht S. bereits mehrmals gekündigt, sämtliche Kündigungen seien aber unwirksam. Das Gericht hat Ruprecht S. signalisiert, dass er mit einer Bewährungsstrafe rechnen kann. Vielleicht war er auch deshalb so guter Laune.

© SZ vom 05.09.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: