Verstörende Reklame:Halbnackt in den Sommer

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Münchner Veranstalter bewirbt Party in Emmering mit Bikini-Mädchen

Carolin Fries

Die junge Frau kniet mit leicht geöffneten Beinen, den Hintern ein wenig zurückgeschoben. Ihre prallen Brüste sind nur teilweise von einem Bikini bedeckt, die langen dunklen Haare fallen über die Schultern, der Blick: sinnlich, fordernd. Unten drunter der Schriftzug "Hemmungslos" und etwas kleiner "Spür die Lust zu Feiern". Nein, das ist keine Beschreibung einer Sexseite im Internet, sondern die eines Plakats, mit dem ein Veranstalter aus München im Landkreis für eine Party in Emmering wirbt.

Was einen dort erwartet? Keine jungen Frauen in knappen Bikinis, kein Wasser, noch nicht einmal ein Schäufelchen Sand. Im Saal das Landgasthofes Bichler, der bis dato mit einem hübschen Biergarten und Livemusik überzeugte, legen an diesem Samstag, 15. Juni, DJs aus München House, Charts und Hip Hop auf, zwischen 21 und 22 Uhr kostet der halbe Liter Wodka mit vier Red Bull (oder wahlweise Whisky mit Cola) 29 Euro. Warum dann die halbnackte Frau? "Das soll aussagen, dass der Sommer losgeht", erklärt Partyveranstalter Rami Zahly. Er will auch auf dem Land "mal was bieten".

Dass man bei diesem Bild in Verbindung mit den Worten hemmungslos, spüren und Lust nicht auf Anhieb an eine House-Party denkt, versteht Zahly nicht. "Das ist doch ganz normal", sagt er, dass man "immer mit irgendwelchen Leuten" Werbung macht. Im Sommer mit solchen im Bikini - "im Winter hätte ich eine Frau im Pelzmantel genommen". Auch das Wort hemmungslos verbindet er keinesfalls mit Sex, vielmehr mit "einfach trinken und feiern". Man habe ihn, der bisher nur im Münchner Nachtleben aktiv ist, gebeten, doch auch im ländlichen Emmering mal eine Party zu schmeißen. Er rechnet mit mindestens 200 Besuchern, Flyer und Plakate sollen für reichlich Partygäste sorgen. "Mal schauen, wenn's klappt, dann machen wir das vielleicht öfter mal."

Ob die Werbung ihre Zielgruppe erreicht, sei dahingestellt. Die Elterngeneration verstört sie bisweilen. Eine Zornedingerin spricht von klassischem Sexismus und auch andere Landkreisbürger fühlen sich an die "Kalender aus der Autowerkstatt" erinnert. Andere sind überrascht: "Ich hätte nicht gedacht, dass es sowas hier gibt", sagt eine Ebersbergerin. Eine Mutter erklärt: "Was passiert denn auf der Feier - bekommen die Mädels da K.O.-Tropfen?"

"Gar nicht", versichert Wirtin Marianne Bichler, die ihren Saal für die Party an diesem Samstag vermietet. "Alles ist perfekt organisiert." Sie versteht die Aufregung um die Werbung nicht. "Das ist doch eine schöne Frau", sagt sie. Und: "Jede Bauernparty wird mit einer Frau im Bikini beworben. Mei, das sind junge Leute." Ganz nackte Frauen gebe es in Emmering übrigens täglich auf der Titelseite der "St. Pauli Nachrichten" zu sehen, die die örtliche Kramerin an ihrem Zeitungsständer anbietet.

© SZ vom 15.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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