Shakespeare meets Monty Python:Prinz mit zwei linken Händen

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Wer Freude hat an aberwitzigen Dialogen und schwarzem Humor der Marke "Made in Britain", wird die von der Jungen Bühne Markt Schwaben inszenierte Hamlet-Parodie genießen

Jessica Morof

Die Monologe des Prinzen in Sam Bobricks Parodie auf den Shakespeare-Klassiker Hamlet sind geistreich und überzeugend. Michael Siegert von der Jungen Bühne Markt Schwaben stellt die widersprüchlichen Facetten der Figur gekonnt dar. (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Markt Schwaben- Der junge Mann rennt über die Bühne und fuchtelt wild mit einem winzigen Schwert herum. Er trägt schwarze Strumpfhosen und eine kurze Pluderhose. Plötzlich springt er hoch, holt schwungvoll mit seinem Schwert aus - und verfehlt seinen Gegner um Zentimeter. Hamlet, Prinz von Dänemark, ist außer sich, denn all seine Versuche, den Geist seines ermordeten Vaters umzubringen, missglücken ihm. Was das Morden betrifft, hat er wohl zwei linke Hände. Ob er doch noch Erfolg haben wird, zeigt sich allerdings erst am Ende des Theaterstücks "Hamlet II - Besser als das Original" .

Bis zum 3. November spielt die Junge Bühne Markt Schwaben im Theater am Burgerfeld Sam Bobricks Parodie auf Shakespeares Klassiker. Bereits während der Generalprobe gaben die zwölf Darsteller und das restliche Team alles, um das kleine Publikum zu begeistern. Dies gelang ihnen zum größten Teil ganz fabelhaft. Wer Gefallen an aberwitzigen Dialogen und schwarzem Humor hat, der wird von "Hamlet II" angetan sein. Liebhaber des klassischen Theaterstücks könnten hingegen enttäuscht werden.

Insgesamt greift die Parodie die düstere und bedrückende Geschichte Shakespeares zwar zu großen Teilen auf. Auch in Bobricks Stück kehrt Hamlet nach Hause zurück, um zu erfahren, dass sein Vater, der König, tot ist und seine Mutter nun mit dessen Bruder Claudius ins Bett steigt. Dieser hat sich neben der Witwe auch noch die Krone gekrallt. Hamlet wird nun vom Geist seines gemeuchelten Vaters aufgefordert, Rache zu nehmen und den neuen König zu ermorden.

Die Handlung der Geschichte wird allerdings in moderner Umgangssprache und mit viel Witz dargeboten, so dass von der melancholischen Stimmung des Originals nichts übrig bleibt. Die Darsteller setzen englischen Humor à la Monty Python im Stück durch trockene Sprüche oder makabere Szenen gekonnt um. Wenn beispielsweise der Totengräber während seiner Arbeit ein freudiges Frühlingslied anstimmt und singt: "Ja der Frühling, ja der Frühling, ja der Frühling ist hier - Geh' ma Tauben vergiften im Park" dann wirkt er dabei sehr zufrieden, und der Zuschauer bricht in Gelächter aus. Zudem ist der, von Ella Dietrich ins Deutsche übersetzte, Text mit Seitenhieben auf die heutige Gesellschaft gespickt: So wird zum Beispiel Ophelia zum pubertären Girlie. Immer wieder raucht die 13-Jährige und vertuscht es anschließend mithilfe von Raumspray. Sabine Bogenrieder und Ferdinand Maurer, die Regisseure des Stücks, sprechen in ihrer Inszenierung, in welcher Darsteller und Bühne in mittelalterlichem Kostüm erscheinen, Sprache und Szenen aber der heutigen Zeit nachempfunden sind, junges wie auch älteres Publikum an.

Einziger Wermutstropfen des Theaterstücks sind gelegentlich platte Dialoge und zu viele slapstickartige Szenen. Wenn beispielsweise die sexuelle Freizügigkeit Ophelias zum wiederholten Male strapaziert wird, indem ein Mann nach dem anderen ihr Zimmer betritt und sich hinter Vorhang oder Bett vor dem nächsten verstecken muss, dann ist das eher Hau-drauf-Komik und wirkt übertrieben. Auch der häufige Einsatz von Schimpfwörtern ist zu plump, um komisch zu sein.

Geistreich und überzeugend sind hingegen die Monologe Hamlets. Durch Sprache, Auftreten und Mimik stellt Michael Siegert die widersprüchlichen Charakterzüge seiner Figur gekonnt heraus. Er ist eine Mischung aus trotzigem Kind, das mit dem Fuß aufstampfend und den Worten "Ich hasse ihn, ich hasse ihn, ich hasse ihn!" auf seinen Onkel schimpft, aus weisem Intellektuellen, der erkennt, dass Rache ein niederer Beweggrund ist, und aus naivem Tölpel, der immer wieder "Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage" plappert, ohne zu wissen, warum. Aber irgendwie, sagt der Prinz, "scheint es wichtig zu sein." Ob er noch dahinterkommen wird und welche Wendung sein Schicksal am Ende nehmen wird, können die Zuschauer am 26. und 27. Oktober sowie am 2. und 3. November jeweils von 20 Uhr an erfahren.

© SZ vom 23.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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