Rotoren im Landkreis:Windpark auf Wanderschaft

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Vor der Abstimmung in Vaterstetten stellen SPD, Grüne und Agenda Energiewende den Standort-Kompromiss in Frage.

Wieland Bögel

Die Nachbargemeinden haben schon zugestimmt, an diesem Donnerstag wird auch Vaterstettens Gemeinderat über den geplanten Windpark im Ebersberger Forst abstimmen. Auch wenn die Schutzgemeinschaften Ebersberger Forst und Ebersberger Land in den vergangenen Tagen erneut gegen den Windpark Stellung bezogen haben, gilt eine Zustimmung als sicher. Allerdings stehen zwei unterschiedliche Anträge zur Abstimmung.

Die CSU favorisiert einen Windpark mit fünf Rotoren, der mindestens 1500 Meter vom nächsten Wohnhaus entfernt sein soll. Dagegen sprechen sich SPD und Grüne für sechs Windräder mit einem Mindestabstand von nur 1000 Metern zur Wohnbebauung aus. Eine Verschiebung um 500 Meter und der Verzicht auf ein Windrad brächten keine Vorteile, so SPD-Gemeinderat Sepp Mittermeier. Moderne Windkraftanlagen könnten schon ab einem Kilometer Entfernung "akustisch praktisch nicht mehr wahrgenommen werden". Zudem hätten die Schutzgemeinschaften bereits klargemacht, dass sie auch einem weiter entfernten Windpark nicht zustimmen.

Außerdem bedeute die Verschiebung eine Verschlechterung der Wirtschaftlichkeit, befürchtet Mittermeier. Und auch die Belastung für Natur und Umwelt sei dadurch größer, sagt der SPD-Gemeinderat und beruft sich auf eine Stellungnahme des Forstamtes.

Die Anlagen weiter in den Forst zu versetzen, bringt keinen Vorteil", sagt auch Grünen-Gemeinderat Günter Glier. Genau wie Mittermeier fürchtet er um die Wirtschaftlichkeit und glaubt nicht, dass man mit dem Kompromiss die Kritiker umstimmen könne. Außerdem warnt Glier vor einem Präzedenzfall: Sollte für Purfing einen Mindestabstand von 1500 Metern beschlossen werden, könnten sich andere Anwohner darauf berufen. Damit blieben kaum noch Windradstandorte im Gemeindegebiet übrig, so Glier. Seine Fraktion will sich deshalb dem Antrag der SPD anschließen.

Der Agenda-Arbeitskreis Energiewende favorisiere ebenfalls das ursprüngliche Konzept, so Arbeitskreis-Sprecher Peter Fleckner. Wie SPD und Grüne verweist er auf die Nachteile für Natur und Wirtschaftlichkeit, die eine Verkleinerung und Versetzung des Windparks mit sich brächten. "Das kann doch kein vernünftiger Entscheidungsträger gutheißen", meint Fleckner.

Vaterstettens Bürgermeister Robert Niedergesäß (CSU) ist dagegen vom Sinn des Kompromissvorschlages überzeugt. Dieser bedeute "eine sinnvolle und tragfähige Abwägung zwischen dem Schutzgut Mensch und dem Schutzgut Wald". Die Gefahr eines Präzedenzfalles sieht Niedergesäß nicht. Beim Windpark auf gemeindefreiem Gebiet im Forst handle es sich um einen Einzelfall, betont der Bürgermeister, "überall anders gelten die gesetzlichen Abstandsflächen."

Egal für welchem Antrag der Gemeinderat stimmt, für Hans Gröbmayr, den Klimaschutzmanager des Landkreises, wäre eine Entscheidung für den Windpark in jedem Fall ein Erfolg. "Es ist sehr gut, dass endlich Windräder kommen, sie sind nötig für die Energiewende." Allerdings bedeute ein Ja des Gemeinderates nicht, dass der Windpark wie vorgesehen gebaut werde: Zunächst gibt es eine einjährige Windmessung, um herauszufinden, ob die Rotoren im Forst bei Purfing wirtschaftlich zu betreiben wären.

Doch auch bei einem negativen Ergebnis sei es wahrscheinlich, dass es im Forst irgendwann Windräder gebe, so Gröbmayr. Schließlich würden die Anlagen immer effizienter, so dass sie in einigen Jahren auch an schwierigen Standorten rentabel seien. Dies begrüßt Gröbmayr ausdrücklich, denn Windkraft sei ein Beitrag zum Umweltschutz: "Wenn wir die Energiewende nicht schaffen, sind große Schäden an der Natur und am Wald zu erwarten." (Kommentar)

© SZ vom 19.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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