Postkarten-Wettbewerb:Der liebende Blick

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Die Siegerfotos des Ebersberger Postkarten-Wettbewerbs dokumentieren, wie schön sie ist, die kleine Stadt, und ihre Umgebung

Von Rita Baedeker

Die Nebelgespinste der Nacht hängen noch über Wald und Feld. Wer sich in das Motiv von Christoph Straßer vertieft, spürt die Morgenkühle und das Kitzeln der ersten Sonnenstrahlen auf der Haut. Aus dem Dunst erhebt sich die Silhouette des Kirchturms von Sankt Sebastian in den Himmel, der blau zu werden verspricht. In dieser Momentaufnahme der Stille beschreibt das blühende Rapsfeld im Vordergrund einen Bogen, der eine fließende Bewegung in das Motiv bringt.

Wer sich in das Motiv von Christoph Straßer vertieft, spürt die Morgenkühle und das Kitzeln der ersten Sonnenstrahlen auf der Haut. (Foto: Christoph Straßer)

Die Jury des Verschönerungsvereins Ebersberg hat dem Ebersberger Architekten Christoph Straßer für dieses Foto den ersten Preis des Postkarten-Wettbewerbs zuerkannt. Neben dem ästhetischen Reiz des Bildes spielte vor allem die Wiedererkennbarkeit eine Rolle. Denn unter den etwa 200 Einsendungen, die der Verein zu sichten hatte, waren eine ganze Menge stimmungsvoller Motive: Gärten, Landschaftsimpressionen, kleine und große Alleen. Aber: Es kam bei der Konkurrenz nicht nur auf Ästhetik und Stimmung an, sondern auch darauf, Ebersberg zu porträtieren, liebevoll und unverwechselbar.

Diese Auflagen erfüllen auch die drei anderen Gewinner. Wer wollte nicht das Büro zusperren und unter den blühenden, sich dem Spaziergänger freundlich zuneigenden Ästen der Apfelbäume unweit des Eggl-burger Sees spazieren gehen, wenn er das Bild von Manfred Kornherr betrachtet? Ebersberg ist umgeben von hügeligen Wiesen und einem weit verzweigten Wegenetz, das der Verschönerungsverein in diesem Jahr weiter ausbauen möchte, wie Vereinsvorsitzender und Zweiter Bürgermeister Toni Ried bei der Preisverleihung betont hat. Kornherrs Bild ist der Inbegriff des romantischen Frühlingsspaziergangs, auch er fotografiert mit dem Blick eines Liebenden.

Oftmals sind es die Details, die den besonderen Charme einer Stadt oder eines Bauwerks ausmachen. Und so wird auch der Posaunenengel auf dem Türmchen der evangelischen Kirche zum Botschafter der Kreisstadt. Der Fotograf und dritte Preisträger Bernd Molzberger hätte aber den Engel aus der Ebersberger Kunstschmiede-Werkstatt Bergmeister vielleicht gar nicht groß beachtet, hätte sich nicht vorne auf der Posaune eine Krähe respektlos niedergelassen, als sei es eine Wippe, die sich nun unter dem Gewicht des Vogels nach unten neigt. Fast wirkt es so, als hätte der Engel Mühe, das Instrument zu halten. Wer bisher achtlos an der Kirche in der Abt-Williram-Straße vorbei gegangen ist, wird künftig einen Blick hin zum Turm riskieren.

Dass Ebersberg neben einem der größten zusammenhängenden Waldgebiete Bayerns auch eine kleine Seenplatte mit gelegentlichem Fernblick auf die Alpen besitzt, wissen auch viele Münchner, weshalb die Wege an sonnigen Wochenenden restlos zugeparkt sind. Und nicht nur das: Für Logenplätze am Ufer, auf Steinen, Baumstümpfen und Bänken könnte man Eintritt verlangen, so begehrt sind sie.

Einheimische und Kenner suchen ihren Lieblingsplatz am See allerdings an Wochentagen oder abends auf, im Juni etwa, wenn der Liebesgesang der Frösche im Schilf jedes andere Geräusch übertönt. Tobias Püchner, der sich mit Molzberger den dritten Preis teilt, hat den Egglburger See von einem seiner beiden Lieblingsplätze aus fotografiert. Ein Ebersbergmotiv par excellence.

Noch in diesem Jahr sollen die Motive als Postkarten gedruckt werden und neben Königsschlössern, Oktoberfest und Hofbräuhaus in alle Welt verschickt werden. Und mancher wird dabei entdecken, wie schön sie ist, die kleine Stadt.

© SZ vom 17.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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