Parteienstreit:Vergleich mit Zündstoff

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Eine Aussage von Markt Schwabens SPD-Bürgermeister Georg Hohmann, wonach es in der Gemeinde im Jahr 2002 wie nach dem Krieg ausgesehen habe, bringt den CSU-Ortsverband in Rage.

Von Karin Kampwerth

Markt Schwaben - Markt Schwabens Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) steht Ärger ins Haus. Die Mitglieder des CSU-Ortsverbandes sind sauer auf den Rathauschef. Verantwortlich dafür ist eine öffentliche Aussage Hohmanns über den Zustand der Gemeinde im Jahr 2002. Seinerzeit hatte Hohmanns Parteifreund Bernhard Winter, der vor knapp zwei Wochen mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden ist, die Bürgermeisterwahl gewonnen. Hohmann ließ sich, auf die Verdienste seines Vorgängers angesprochen, in der SZ wie folgt zitieren: "Er hat ein schweres Erbe angetreten. Wenn man Markt Schwaben 2002 gesehen hat: Das sah aus wie nach dem Krieg." Diese Zustandsbeschreibung der Gemeinde hat zu der Verstimmung der CSU-Mitglieder geführt. Den Ärger in Worte fasste bei der Jahreshauptversammlung des Ortsverbands nun Richard Huber, bis 2002 Chef im Markt Schwabener Rathaus. "Zu der Ehrung von Bernhard Winter will ich jetzt gar nichts sagen", war seine erste Spitze in Richtung des politischen Gegners. Schließlich waren Winter und seine Amtsführung schon zuvor in den Ausführungen der scheidenden Vorsitzenden Magdalena Föstl Thema. Sie hatte Winter, der im Herbst 2010 überraschend von seinem Bürgermeisteramt zurückgetreten war, indirekt vorgeworfen, die finanzielle Misere der Gemeinde geheim gehalten zu haben. Davon hätten nur Insider gewusst, hatte Föstl gesagt. Nicht gut zu sprechen ist Huber auf den jetzigen Bürgermeister Hohmann aber, weil er dessen Vergleich auch auf sich bezieht. "Immerhin war ich bis dahin 18 Jahre im Amt", schimpfte Huber. Gleichwohl müssten sich die Gemeinderäte, die zu dieser Zeit im Amt gewesen seien, angesprochen fühlen. Diese hätten genauso die Verantwortung für die Entwicklung der Gemeinde gehabt. In den Reihen der Mitglieder war die Empörung über Hohmann ähnlich groß. "Das sagt einer, der selber nie im Krieg war und gar nicht weiß, wie es ausgesehen hat", raunte einer. Und ein anderer bemerkte, dass Hohmanns Worte Thema im Ort gewesen seien. "Darüber wurde gesprochen. Das war eine bodenlose Gemeinheit, das darf man nicht machen." Auch die neue Markt Schwabener Ortsvorsitzende griff das Thema als eine ihrer ersten Amtshandlungen auf und versicherte, dass man sich im Vorstand darüber beraten werde, wie man darauf reagiert. Der Hausfrieden hängt aber wohl nicht nur im Markt Schwabener Politbetrieb schief. Bei der Mitgliederversammlung waren auch CSU-Kreisgeschäftsführerin Inge Winkelkötter und Landrat Robert Niedergesäß zugegen. Winkelkötter nahm sich noch am Freitag der Causa Hohmann an. Übers Wochenende ist bislang aber keine Stellungnahme von Seiten der CSU erfolgt. Markt Schwabens Bürgermeister, der an diesem Montag aus dem Urlaub ins Rathaus zurückkehrt, bleibt unterdessen gelassen. Das von der CSU kritisierte Zitat habe er in Zusammenhang mit der Begründung des bayerischen Innenministeriums getroffen, weshalb sein Vorgänger Bernhard Winter mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde. In der Laudatio hieß es, dass Winter den Ort in besonderer Weise vorangebracht habe. Hohmann nennt dazu etwa die Sanierungen des Gebäude-Ensemble von Ober- und Unterbräu, das zu Winters Amtsantritt im Verfallen war. Oder auch die Haydn-Villa und das Gelände der ehemaligen Widmann-Brauerei. Auch die Herzog-Ludwig-Straße habe einer Schlaglochpiste geglichen, als er 2001 nach Markt Schwaben zog. Hohmann bleibt bei seiner Einschätzung: "Das sah tatsächlich aus wie in den Nachkriegsjahren. Zurückzunehmen habe er da nichts.

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