Museum Wald und Natur:Aufklärer, Wissenschaftler, Musiker

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Eine neue Sonderausstellung in Ebersberg ist Candid Huber gewidmet. Der vor 200 Jahren gestorbene Mönch hinterließ eine landesweit anerkannte Holzbibliothek

Von Wieland Bögel

Holz in besonders edler Form: Eine solche Flöte aus dem 18. Jahrhundert hat auch Candid Huber gerne gespielt. Daneben liegt der Orden, den ihm Bayerns König Max I. verliehen hat. Foto: Peter Hinz-Rosin (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Dass man zur Herstellung von Büchern Holz benötigt, ist hinlänglich bekannt. Auch die Bücher, die seit dieser Woche im Mittelpunkt einer neue Ausstellung im Ebersberger Museum Wald und Umwelt stehen, machen da keine Ausnahme. Trotzdem unterscheiden sich die gezeigten Werke von ihren Artgenossen im Bücherregal. Denn es handelt sich nur dem ersten Anschein nach um Bücher, auf den zweiten Blick wird deutlich, dass das, was da so Rücken an Rücken nebeneinander steht, eigentlich eine Sammlung in Buchform gestalteter Holzschachteln ist.

Der Informationsgehalt dieser kleinen Kistchen steht indes so manchem echten Buch in nichts nach, denn die Xylothek genannte Sammlung beherbergt nichts weniger als das Wissen um mehr als 100 Holz- und Baumarten. Aufgeklappt enthalten die aus dem Holz des jeweils beschriebenen Baumes gefertigten Kästchen eine Auswahl von dessen Blättern, Zweigen, Samen und Früchten. Sogar Präparate der vorzugsweise in dem betroffenen Baum lebenden Insekten wurden beigefügt. Geschaffen hat die Holzbibliothek vor mehr als zwei Jahrhunderten der in Ebersberg geborene Benediktinermönch Candid Huber. Anlässlich seines 200. Todestages ehrt das Waldmuseum Leben und Werk Hubers im Rahmen einer Sonderausstellung.

Der als Matthias Huber 1747 in Ebersberg geborene spätere Mönch habe weit über seine Geburtsstadt hinaus Ansehen erworben, dies betonten alle Redner auf der Ausstellungseröffnung. Ebersbergs Altbürgermeister und Vorsitzender des Förderkreises des Museums (FÖK) Hans Vollhardt würdigte Huber für sein "wissenschaftliches Wirken, das ihn zu beherztem aufklärerischen Handeln befähigt hat." Schon zu seinen Lebzeiten fanden Hubers Werke zur Forstwirtschaft, ganz besonders natürlich die Xylothek, landesweite Verbreitung und Anerkennung, betonte Vollhardt. Mit seiner Arbeit über und für den Wald stehe der Benediktinermönch damit nicht nur in der Tradition seines Ordens, der bereits im Mittelalter eine später oft kopierte Forstordnung schuf, sondern Candid Hubers Wirken reiche bis in die Gegenwart. "Ich bin unbescheiden genug, auch die Gründung des Museums Wald und Umwelt und der Umweltstation in diese Reihe zu stellen. So führen wir den Bildungsauftrag, den sich Candid Huber zeit seines Lebens auferlegt hatte, in zeitgerechter Weise fort."

Denn auch die Gründung des Museums sei zu einem wesentlichen Teil Candid Huber zu verdanken, sagte Vollhardt. Nachdem die Stadt im Jahr 1975 eine von Hubers Xylotheken erwerben konnte, stellte sich die Frage nach einem angemessenen Ausstellungsort. Dies, und die in den 1980er Jahren wachsende Sorge um die Umwelt - Stichwort Waldsterben -, hätten in Stadtrat und Bevölkerung den Wunsch nach einer solchen Bildungseinrichtung wie dem Waldmuseum geweckt. Vollhardt dankte auch der Stadt für die Unterstützung, "das ist etwas, das sich nicht jede Kommune leisten würde." Diesen Dank gab Dritter Bürgermeister Josef Riedl an den Förderkreis weiter. Sie seien "die Lebensgeister dieses Hauses", was der Förderkreises des Museums ehrenamtlich leiste, "das könnten wir nie finanzieren. Ich hoffe, dass es noch lange, lange so weiter geht".

Wie Candid Huber die Bildung seiner Mitmenschen verbessern wollte, ist noch bis zum 18. August im Waldmuseum zu sehen. Ebenfalls Teil der Ausstellung ist ein Überblick der Forstwirtschaft und der Holznutzung des 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Denn diese ist untrennbar verbunden mit dem Namen Candid Huber: "Er hat Forstgeschichte geschrieben und unserer Heimat eine kulturhistorische Kostbarkeit hinterlassen", sagt Monika Mündel vom Förderkreis, die die Ausstellung zusammen mit Anneliese Schlegl-Bechtold erarbeitet hat.

Doch die Ausstellungsmacher wollen den Besuchern nicht nur das wissenschaftliche Werk, sondern auch das Leben Hubers nahebringen. Dazu gibt es neben biografischen Details auch einige Dinge aus seinem Besitz oder zumindest aus seiner Zeit zu sehen. Etwa den Orden, welcher ihm von König Max I verliehen wurde, ein historisches Messbuch und eine Flöte aus dem 18. Jahrhundert, wie sie auch Huber gerne spielte. Denn die Musik sei neben der Botanik die große Leidenschaft des Benediktiners gewesen, erklärt Mündel.

Die Ausstellung dauert bis 18. August. Am Sonntag, 23. Juni, wird ein Konzert veranstaltet, das dem Andenken Hubers gewidmet ist. Von 19.30 Uhr an sind in der Kirche St. Sebastian Werke aus der Zeit Hubers zu hören.

© SZ vom 20.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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