Kreative Kreis-CSU:Party mit Söder

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Wie die Christsozialen mit ihrer ´Lounge in the City - After-Work-Party` in Markt Schwaben die Erwartungen an eine Polit-Veranstaltung schüren

Christian Hufnagel

Was sich die CSU und ihre Unionsuntergruppierungen Frauen, Junge und Senioren da an neuartigem Event für den Landkreis Ebersberg ausgedacht haben, muss der Leser sich ganz, ganz langsam erarbeiten - Wort für Wort. Erst mal macht die Ballung schicker Begriffe nur eines verständlich: Die Konservativen wollen im Wahljahr weg vom Klobigen, Sperrigen, Staubtrockenen. Von tiefernstem Referat, simpler Rede, ergebnislosen Podien, selbst vom bayerischen Urgut des Stammtisches. Die Christsozialen, sie versprechen für kommenden Montag also nichts weniger als das blanke Gegenteil von dem, was vom Besuch einer parteipolitischen Veranstaltung abschreckt. Lässt man sich von all den Assoziationen beflügeln, trägt einen eine behaglich-aufregende Gefühlswolke der Vorfreude hin zu diesem Termin. In Erwartung von flottem großstädtischen Flair, anregenden Plaudereien mit Promis, einer Kontaktbörse auf der Tanzfläche und irgendwo auch einem Disco-Lichtstrahl an Frivolität, vielleicht sogar Erotik.

Im gutbürgerlichen Wirtshaus "Zum Oberbräu" in Markt Schwaben wird eine Lounge eingerichtet, also eine Art hochästhetisch ausgepolsterter und abgedämpfter (Vor-)Raum, der den Gästen Luxus und Exklusivität verleihen soll. Und dieser Aufenthaltsbereich befindet sich laut Slogan nun nicht in der Gemeinde Markt Schwaben, sondern in the City, also Mitten im Herzen einer Metropole, wo das Leben und die Liebe toben, womit die CSU eine Titelähnlichkeit mit der US-Kultserie "Sex and the City" schafft und wohl mit deren Sogwirkung spekuliert. Weil aber damit noch immer nicht genügend Hormone stimuliert sind, lockt das verbale Zusatzmittel After-Work-Party. Womit Münchner Diskotheken seit langem am frühen Abend ein jung-dynamisches Business-Volk ködern, bringt die CSU in den Landkreis: ein Tanzvergnügen für Partygänger nach Arbeitsende, ganz leger in Geschäftskleidung.

Eine größere Erwartung kann ein Veranstalter nicht schüren, als zu einer Lounge in the City - After-Work-Party einzuladen . Wer sich aber darunter noch immer nichts vorstellen kann, und den mag es ja durchaus geben, dem offeriert die CSU in klarem Deutsch einen "ungezwungenen Abend mit heimischen Politikern" - und einem Ehrengast. Und wie sich Bayerns Finanzminister after Dienstschluss in einer Lounge im Outback unters Partyvolk der Markt Schwabener Working Class mischt, dürfte für einen In-the-City-Besuch dann doch Kick genug sein.

© SZ vom 24.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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