Gemeinderat entscheidet am Donnerstag:Container in der Bahnhofstraße

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Auf einem Privatgrundstück in Zorneding könnten bis zu 50 Asylbewerber untergebracht werden

Von Carolin Fries

"Wir können uns nicht wegducken." Mit diesen Worten hat Zornedings Bürgermeister Piet Mayr (CSU) auf der Bürgerversammlung am Donnerstagabend im Pöringer Mairsamer-Saal die Unterbringung von bis zu 50 Asylbewerbern in der Gemeinde bekannt gegeben. Demnach plant das Landratsamt die Aufstellung von Containern auf einem leer stehenden Grundstück in der Zornedinger Bahnhofstraße - vorausgesetzt, der Gemeinderat stimmt einem entsprechenden Bauantrag des Landkreises in seiner nächsten Sitzung am kommenden Donnerstag zu.

Piet Mayr erklärte bereits vor einigen Wochen, dass er einen Zornedinger Grundstückseigentümer und das Landratsamt zusammengebracht habe. Ob nun auch ein Pachtvertrag abgeschlossen wird, hängt laut Evelyn Schwaiger aus dem Landratsamt von der Entscheidung des Gemeinderates ab. Aber: Für den Fall, dass das Gremium am Donnerstag für die Aufstellung von Containern stimmen sollte, habe der Grundeigentümer seine Bereitschaft der Verpachtung signalisiert.

Auf dem Grundstück, das an die Bahngleise grenzt, wurde bis vor etwa 30 Jahren eine Landwirtschaft betrieben. Als die Bäuerin vor sieben Jahren starb, erbten ihre beiden Söhne. Diese sind seither zerstritten. Johannes Fuchs, der noch in Zorneding lebt, hat auf seinem Teil des elterlichen Grundes in der Bahnhofstraße unlängst ein Haus gebaut, das er vermieten will. Der benachbarte Grund seines älteren Bruders, der nicht mehr in seiner Heimatgemeinde wohnt, ist bislang unbebaut. Dort sollen die Behelfsunterkünfte aufgestellt werden. Wann das passieren wird und wann dann mit den ersten Bewohnern gerechnet werden kann, sei derzeit noch offen. "Jetzt geht es erst einmal darum, den Grund anzupachten", sagt Landratsamtssprecherin Schwaiger.

Der Zornedinger Gemeinderat steht dem Bauantrag fraktionsübergreifend positiv gegenüber. "Ich bin sehr erleichtert, dass es nun eine Unterkunft in Zorneding gibt", sagte Barbara Weiß (Grüne). Sie glaube, dass die Gemeinde offen und couragiert genug für eine Willkommenspolitik" sei. Ursula Roth (Freie Wähler) sprach von einer "guten Lösung", weil das Grundstück zentral im Ort in unmittelbarer Nähe zu Geschäften und dem Bahnhof liege. Sie bezeichnet die Stimmung im Ort als "positiv". "Das Beispiel Anzing hat die Menschen erschreckt." Die SPD-Gemeinderätin und designierte Bürgermeisterkandidatin Bianka Poschenrieder fühlte sich beim Blick auf einen Container-Grundriss, wie ihn Mayr auf der Bürgerversammlung zeigte, aber "mit Schrecken an die Bayernkaserne erinnert". Sie sprach von einer "Baracke mit sehr intensiver Belegung". "Das hätten wir sozialverträglicher haben können", sagt sie mit Blick auf die im Gemeinderat immer wieder angelehnten Anträge von SPD, Freien Wählern und Grünen, wonach die Gemeinde Sozialwohnungen für Asylbewerber hätte zur Verfügung stellen sollen.

Zornedings Bürgermeister appellierte am Donnerstagabend an die Zornedinger Bevölkerung - "und da schließe ich Pöring, Ingelsberg und Wolfesing mit ein" -, die Asylbewerber mit Gastfreundschaft aufzunehmen. Er erklärte den Bürgern, dass der Landkreis zur Aufnahme von Flüchtlingen verpflichtet und Zorneding "Teil der Solidargemeinschaft" sei. Aktuell leben knapp 200 Asylbewerber im Landkreis. "Das Landratsamt rechnet damit, dass bis Ende nächsten Jahres mehr als 600 Flüchtlinge im Landkreis untergebracht werden müssen", sagte Mayr. Natascha Kost aus Pöring, die auf der Liste der Freien Wähler für den Gemeinderat kandidiert, trat nach Mayrs Rechenschaftsbericht ans Mikrofon und sagte: "Ich möchte fürs Protokoll festhalten, dass Zorneding sich auf die Asylbewerber freut." Daraufhin applaudierten die Zuhörer im Mairsamer Saal.

© SZ vom 23.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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