Fortunat-Weigel-Preis:Lohn der Courage

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Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft verleiht zum 17. Mal die Auszeichnung und bittet um Vorschläge für Personen, Institutionen oder Vereine, die sich um die Demokratie verdient gemacht haben,

Katharina Blum

- An Konstantin Wecker lag es sicher nicht. Der Liedermacher hatte 1985 mit gewohnt starken Tönen und Texten die Herzen berührt und bei seinem Benefizkonzert 8000 Mark eingespielt. Jene 8000 Mark, mit denen die der Ebersberger Kreisverband der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) eigentlich ein Mahnmal für den Frieden finanzieren wollte. Vorab hatte sie dazu einen Wettbewerb ausgeschrieben, 13 Künstler reichten Modelle ein. Eine Jury wählte den Entwurf des Münchners Wolfgang Sand aus. In Bronze gegossen sollte dessen Modell einen würdigen Platz im Landkreis finden, doch es fand sich keine Gemeinde im Landkreis dazu bereit. "Im Kirchseeoner Gemeinderat zum Beispiel störte man sich daran, dass es dem Kriegerdenkmal Konkurrenz machen könnte", erinnert sich GEW-Mitglied Ilke Ackstaller.

Nachdem die Aufstellung des Mahnmals von mehreren Ratsgremien "mit fadenscheinigen und einer wirklichen Demokratie nicht würdigen Argumenten" abgelehnt worden war, fand der damalige GEW-Kreisvorstand, dass es im Landkreis dringend positiver Vorbilder für demokratisches Denken bedarf. So entstand 1987 die Idee, den Fortunat-Weigel-Preis für lebendige Demokratie auszuschreiben. "Wir sehen in Fortunat Weigel den unabhängigen Freigeist, der sich vorbildlich für die Demokratie eingesetzt hat", erklärt GEW-Kreisvorsitzender Gregor Häuser. Der Vaterstettener Lehrer war Gemeinderat, Gründungsmitglied der GEW und der Volkshochschule und vertrat sein demokratisches Grundverständnis bis zu seinem Tod 1986 öffentlich wie privat. Schon als Kind erlebte der 1913 geborene Weigel - seine Mutter war eine geborene Mendelssohn-Bartholdy -, dass Toleranz wesentlich für das Zusammenleben ist. "Bei gemeinsamen Spaziergängen mit seinem Vater und dessen Freund Albert Schweitzer wurde ihm bewusst, dass zwischen einem Atheisten und einem Christen ein Verstehen möglich ist", berichtet Häuser. 1980 erhielt Weigel für sein Engagement in der Erwachsenenbildung das Bundesverdienstkreuz. Ein Jahr später gab er es wutentbrannt an Bundespräsident Carstens zurück, weil dieser die Aktivitäten evangelischer Pastoren in der Friedensarbeit gerügt hatte.

Nun ist es wieder so weit: Zum 17. Mal schreibt die GEW den mit 1000 Euro dotierten Preis aus. Seit 1987 wird er im Durchschnitt alle 1,5 Jahre verliehen, seit 1990 gibt es auch einen Sonderpreis, der gute Ideen würdigt, aber undotiert ist. Die Übergabe des Preises findet immer gemeinsam mit einer großen Kulturveranstaltung statt. "Namhafte Künstler bekommt man nicht so leicht, deshalb findet die Verleihung nicht jedes Jahr statt", sagt Häuser. "Aber wir wollen unseren Preisträgern auch immer einen würdigen Rahmen bieten." Zudem werde der Preis größtenteils durch die Auftritte der Künstler finanziert, die sich meist mit wenig Gage begnügen. Neben Wecker standen beispielsweise die Kabarettisten Dieter Hildebrandt, Gerhard Polt oder Bruno Jonas auf der Bühne, vor allem aber die Well-Brüder sind häufige Gäste. Denn bei einer Veranstaltung hat Hans Well die Enkeltochter Fortunat Weigels kennen- und lieben gelernt. Bei der Preisverleihung des 17. Fortunat-Weigel-Preises am 25. Oktober wird "Hans Well und seine neue Blosn" im Alten Kino Ebersberg auftreten. Vorschläge für den Preisträger 2012 - mit Vorstellung der Personen und Begründung der Leistung - kann jeder bis Mittwoch, 10. Oktober, bei der GEW-Geschäftsstelle oder per E-Mail an ackstaller@freenet.de einreichen.

© SZ vom 22.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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