Ebersberger Jugendzentrum:Die fehlende Generation

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Das selbstverwaltete Ebersberger Jugendzentrum ist in seinem Fortbestand gefährdet; Es mangelt am Nachwuchs.

Martin Mühlfenzl

Die Vorstandswahlen des Vereins Aktion Jugendzentrum Ebersberg (AJZ) in der vergangenen Wochen haben mehr an die Ortsverbandssitzung einer Splitterpartei erinnert denn an die Vollversammlung des Ebersberger Jugendzentrums.

Nur wenige Mitglieder und Sympathisanten fanden sich im Jugendzentrum am Bahnhof ein und sahen sich bei der Besetzung des neuen Vorstands einem mathematischen Problem gegenüber: Nur vier Kandidaten stellten sich für die sieben Vorstandsposten zur Wahl. Das AJZ krankt seit beinahe zwei Jahren an einem eklatanten Nachwuchsmangel und Mitgliederschwund.

"Ältere Mitglieder hören auf und junge kommen kaum nach", klagt Daniel Hitzke, der von den Mitgliedern erneut ins Amt des Kassiers gewählt wurde. Dem Tontechniker, der auch Vorstandsmitglied des Kreisjugendrings ist, stehen für die kommenden zwölf Monate Tino Korte als Sprecher, Ilja Trudov als Bistro-Vorstand und Christian Jagla als Schriftführer zur Seite.

Und die kommenden zwölf Monate werden für den Fortbestand der Ebersberger Institution entscheidend sein, weiß Hitzke: "Lange können wir so nicht weiter machen. Seit über einem Jahr geht es bergab." Dem AJZ laufen die Mitglieder und Interessierten davon: Seit mehreren Monaten, erläutert Hitzke, finde gewissermaßen kein Barbetrieb mehr statt und die Konzerte und Partys seien mäßig besucht. "Die Generation der 14- bis 18-Jährigen ist uns weggebrochen", beklagt der Kassier: "Man merkt, dass der Wille, sich zu engagieren, kaum mehr vorhanden ist."

Schließlich war das Jugendzentrum - gegründet von den Ebersberger Jusos im Jahr 1973 - das erste seiner Art: Eine von den Mitglieder selbst verwaltete Einrichtung. Und das ist sie auch heute noch. "Das bedeutet, dass auch viel Arbeit drin steckt", weiß Hitzke. "Die will nicht mehr jeder leisten." Darüber hinaus habe die stetig zunehmende schulische Belastung der Jugendlichen Auswirkungen: "Sie haben einfach weniger Zeit."

Die Hoffnung auf eine Wiederbelebung des AJZ haben Hitzke und seine Kollegen aber noch nicht aufgegeben. "Das Beispiel Jig in Grafing zeigt, dass sich Jugendliche noch überzeugen lassen", macht sich der Kassier Mut. Schließlich habe auch die Grafinger Jugendinitiative mit Problemen zu kämpfen gehabt: "Aber da hat sich eine Hand voll Jugendlicher gefunden, Freunde mitgezogen - und der Laden ist wieder voll."

Leere Barhocker, Veranstaltungen mit wenigen Besuchern werden sich die Mitglieder des Ebersberger AJZ auf lange Sicht nicht leisten können. Das Jugendzentrum ist zwar ein selbstverwaltetes seiner Art, lebt aber von den Zuschüssen der öffentlichen Hand sowie des Kreisjugendrings: Mit rund 5500 Euro jährlich unterstützt die Stadt das AJZ - 1750 Euro erhält das Jugendzentrum vom KJR. "Die Zuschüsse sind zweckgebunden", erläutert Hitzke. "Deshalb benötigen wir eigenen Einnahmen."

Dafür müssten mehr Jugendliche das AJZ besuchen. Daher unternehmen Hitzke und seine Mitstreiter nun den Weg in die Schulen und versuchen mit zusätzlichen, ungewöhnlichen Veranstaltungen Interessierte zu gewinnen: "Wir müssen neue Wege gehen, die Kids direkt ansprechen und locken. Sonst haben wir keine Chance."

Unterstützung erhält der arg dezimierte Vorstand seitens der Stadt. "Das AJZ gehört zu Ebersberg ", sagt Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU). "Es gab beim AJZ immer Hochs und Tiefs. Jetzt sind sie enttäuscht - aber es wird auch wieder aufwärts gehen." Jugendpfleger Peter Hölzer rät, vor allem auf die Jüngsten - "die 14- und 15-Jährigen" - zuzugehen: "Diese Altersgruppe muss wieder eingebunden werden und Verantwortung übernehmen." Dabei sei wichtig, das AJZ auch wieder am Nachmittag zu öffnen: "Früher ging der erste Weg nach der Schule ins Jugendzentrum. Da muss man wieder hin."

Denn trotz aller Widrigkeiten für das AJZ und die Schüler gebe es eine Konstante: "Die Jugendlichen sind ja nicht weg. Sie müssen nur wissen, dass sie auch ins AJZ gehen können."

© SZ vom 05.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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