"Die ignorieren uns":Generationenstreit in der CSU

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Mehrere Ortsverbände der Senioren-Union kritisieren fehlende Mitwirkungsmöglichkeiten in der Partei. Vor allem in Hohenlinden scheint das Verhältnis zerrüttet.

Philipp Schmitt

Der Generationenkonflikt innerhalb der CSU hat sich im Landkreis zumindest in Hohenlinden, Grafing und Markt Schwaben zugespitzt: Mitglieder der Ortsverbände der Senioren-Union (SEN) fühlen sich nicht angemessen in die Entscheidungsprozesse des CSU-Kreisverbands und der Ortsverbände eingebunden. In Hohenlinden ist der Streit zwischen den Generationen bereits aus dem Ruder gelaufen: Derzeit haben sich die elf Mitglieder der dortigen Senioren-Union und die Verantwortlichen des CSU-Ortsverbands offenbar nichts mehr zu sagen.

Die Mitglieder der Senioren-Union sparten bei ihrer Hauptversammlung am Dienstagabend im Gasthaus "Zur Linde" nicht mit deutlichen Aussagen. "Wir sind für die unten durch", "die ignorieren uns", "wir sind mit der CSU über Kreuz, fühlen uns ausgegrenzt", war von den enttäuschten Senioren zu hören. In Hohenlinden hat in der Vergangenheit vor allem der Streit um den geeigneten Standort für ein Seniorenhaus zwischen Senioren-Union und CSU-Ortsverband für Spannungen gesorgt. Während Vorsitzender Peter Speckmaier und andere Mitglieder der Senioren-Union den geplanten Standort im neuen Baugebiet Abtwiese von Anfang an entschieden abgelehnt haben, sah dies die Führung des CSU-Ortsverbands ganz anders. Der CSU-Ortsvorsitzende Thomas Riedl und die Fraktion im Gemeinderat sprachen sich klar für den Standort Abtwiese aus. Das von Speckmaier und der Seniorenunion angestrengte Bürgerbegehren gegen diesen Standort torpedierten die jüngeren CSU-Politiker mit dem Vorschlag eines Ratsbegehrens.

Ähnliche Konflikte zwischen Senioren und CSU-Ortsvorstandsmitgliedern sind nach Auskunft der SEN-Kreisvorsitzenden Renate Schaumberg aus Grafing und Markt Schwaben bekannt. Die Belange der Senioren würden derzeit in den Ortsverbänden oft nicht angemessen behandelt, "das muss sich ändern", findet Schaumberg. Sie habe deshalb auch CSU-Kreisvorsitzende Angelika Niebler zur Rede gestellt und gesagt: "So geht es nicht." Doch bisher sei auf Kreisebene offensichtlich nicht gehandelt worden.

Allerdings gibt es auch im CSU-Kreisvorstand Unterstützung für das Anliegen der Senioren. Handlungsbedarf sieht etwa der stellvertretende CSU-Kreisvorsitzende Bernhard Wieser aus Lorenzenberg: Das Problem mit den Senioren müsse im Kreisvorstand besprochen werden, man dürfe es nicht auf die lange Bank schieben. Hier sei Kreisvorsitzende Angelika Niebler gefordert. Man dürfe die Konflikte innerhalb der"CSU-Familie" nicht einfach laufen lassen, sondern müsse Maßnahmen ergreifen, um wieder eine harmonische Zusammenarbeit zwischen den derzeit fünf SEN-Ortsverbänden im Landkreis und den CSU-Ortsverbänden zu ermöglichen. Zwar sollen bereits "Sechs-Augen-Gespräche" zwischen der CSU-Ehrenkreisvorsitzenden Christa Stewens, Speckmaier und Riedl geführt worden sein - allerdings ohne Erfolg, wie zu hören war.

Renate Schaumberg kämpft ohnehin schon länger dafür, dass die Senioren bei der CSU mehr mitzureden haben. Schon beim damaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber hat sie sich darüber beschwert, dass die Senioren-Union im Vergleich mit der Jungen Union (JU) und Frauenunion (FU) innerhalb der CSU benachteiligt werde. Sie fordert eine Gleichberechtigung und damit mehr Einfluss der SEN in den Ortsvorständen und die Teilnahme von Seniorenvertretern an Vorstandssitzungen der Orts- und Kreisverbände. Es dürfe nicht wie bisher den CSU-Kreis- und Ortsverbandsvorsitzenden "nach Lust und Laune" überlassen werden, in welcher Form sie Seniorenvertreter an Entscheidungsprozessen innerhalb der CSU beteiligten: "Das muss innerhalb der Partei geregelt werden, so wie bisher geht es jedenfalls nicht weiter. Wir müssen auch Horst Seehofer zum Handeln auffordern, denn die Senioren müssen wie die JU und FU behandelt und anerkannt werden, damit künftig nicht jeder CSU-Ortsverbandsvorsitzende mit den Senioren umspringen kann wie er will", sagt Schaumberg.

Dass es auch anders geht, darauf hat Bernhard Wieser hingewiesen. In Aßling seien die Senioren im CSU-Ortsverband integriert, einen SEN-Ortsverband gebe es dort nicht. Die Zusammenarbeit laufe generationenübergreifend gut. Wiesers Fazit: "Der CSU-Kreisvorstand muss sich intensiver mit den Beschwerden der Senioren-Union beschäftigen." Unstimmigkeiten müssten beseitigt, ein Schulterschluss mit den Senioren wieder ermöglicht werden, unterstreicht er.

© SZ vom 01.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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