Der Kreistag entscheidet Ende Juli:Eine Frage der Größe

Lesezeit: 3 min

Landrat Robert Niedergesäß stoppt die geplante Verkleinerung des Sitzungssaals. Das Landratsamt beraube sich seines "einzigen vernünftigen Veranstaltungsraums". Eine Umplanung könnte den Kreis 500 000 Euro kosten

Barbara Mooser

Seit 2008 gilt es eigentlich als beschlossene Sache: Der Sitzungssaal im Ebersberger Landratsamt wird verkleinert, der Kreistag tritt künftig im benachbarten Stadtsaal zusammen. Jetzt hat der neue Landrat Robert Niedergesäß (CSU) diese Planungen wieder in Frage gestellt - er ist der Überzeugung, dass sich das Landratsamt dadurch "ohne Not des einzigen vernünftigen Veranstaltungsraums im Haus beraubt". Bereits am 23. Mai hat Niedergesäß einen Baustopp für den Sitzungssaal verhängt. Sollte der Kreistag am 29. Juli einer Umplanung zustimmen, würde das wohl mindestens 500 000 Euro kosten. Im Liegenschaftsausschuss des Kreistags äußerten Vertreter von CSU, Freien Wählern und FDP am Mittwoch durchaus Sympathien für den Vorstoß des Landrats - ganz im Gegensatz zu SPD und Grünen.

Mit der Verkleinerung des bisher 120 Quadratmeter großen Saals auf dann 80 Quadratmeter sollte eigentlich vor allem ein statisches Problem kostengünstig gelöst werden. Denn das Dach des Saals hält große Schneelasten nicht mehr aus, wie eine Untersuchung gezeigt hat. Eine Zwischenwand würde da die notwendige Stabilität bieten. Der neue Saal wäre immer noch groß genug für gemeinsame Sitzungen von zwei Ausschüssen. Je nach Bestuhlung böte der Raum Platz für 65 bis 90 Personen. Für größere Veranstaltungen wollte das Landratsamt eigentlich künftig den Stadtsaal nutzen, der ein paar Meter entfernt liegt und derzeit gerade noch fertig ausgebaut wird. Platz gibt es hier mehr als genug: Bis zu 600 Sitzplätze sind möglich, im hinteren Teil kann auch ein kleinerer Saal abgetrennt werden.

Doch dieses Konzept, über das die Ausschüsse in der Vergangenheit immer wieder beraten haben, überzeugt Niedergesäß nun nicht mehr. Sein "Bauchgefühl" sage ihm, dass die Entscheidung falsch sei. Es gebe viele gute Gründe dafür, den Saal in der bisherigen Größe zu erhalten, sagte er. Preisverleihungen, Bürgermeister-Treffen, Quali-Ehrungen, Informationsveranstaltungen und vieles andere mehr könnten in dem großen Saal einfacher und unproblematischer als im nebenan gelegenen Stadtsaal über die Bühne gehen. Zudem wolle er ohnehin das Landratsamt mehr für die Bürgerinnen und Bürger öffnen und den Sitzungssaal auch als Veranstaltungsort zur Verfügung stellen.

Mit unverhohlenem Unverständnis reagierten Vertreter von SPD und Grünen auf diesen Vorstoß - und den "Gedächtnisschwund" einiger CSU-Politiker, die erklärt hatten, ihnen sei gar nicht klar gewesen, dass der Saal verkleinert werde. "Sie haben mich in keiner Weise überzeugt", sagte Martin Esterl (SPD), der darauf hinwies, dass Ebersberg mit dem Stadtsaal, dem Bürgersaal und dem Saal in der Kreissparkasse ohnehin über drei Veranstaltungsräume verfüge, die den verschiedensten Ansprüchen genügten. Franz Greithanner (Grüne) erinnerte daran, dass das Thema bei der Entscheidung ausführlich besprochen worden sei. Er könne sich auch an keine einzige Wortmeldung in der Vergangenheit erinnern, in der die Verkleinerung des Sitzungssaals in Frage gestellt worden wäre. "Nur weil ein neuer Landrat jetzt eine neue Sichtweise hat, sehe ich nicht ein, dass man alle Beschlüsse auf den Kopf stellt", sagte auch Elisabeth Platzer (SPD). SPD- wie Grünen-Vertreter fragten mehrmals nach, was der bisherige Baustopp bereits gekostet hat. "Stimmt es, dass das allein schon 100 000 Euro ausmacht?", wollte Platzer wissen. Landrat und Verwaltungsmitarbeiter allerdings erklärten, dies könne man nicht so genau beziffern. Die Mehrkosten für die Umplanung lägen inklusive der Kosten für die Bauverzögerung bei etwa 500 000 Euro - plus oder minus 40 Prozent, wie Niedergesäß vorrechnete. Manche der Bauteile, die bereits für den kleineren Sitzungssaal gefertigt wurden, wären möglicherweise unbrauchbar und müssten im "worst case", wie einer der Baufachleute im Landratsamt sagte, verschrottet werden.

Aus der CSU und von den Freien Wählern gab es viele positive Stimmen für das Vorhaben des Landrats. "Wir brauchen uns nicht schämen, wenn wir eine Tektur machen", sagte Max Weindl (Freie Wähler). Private Bauherren handhabten das schließlich auch nicht anders. Siegfried Eisenschmid und Josef Schwäbl (beide CSU) sagten, wenn der Kreis keinen eigenen großen Saal mehr habe, begebe er sich in Abhängigkeit zu den Betreibern des Stadtsaals. Letztlich entschied der Ausschuss mehrheitlich, eine detaillierte Kostenkalkulation erstellen zu lassen. Auf dieser Basis soll der Kreistag Ende Juli entscheiden.

© SZ vom 05.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: