Der Kampf geht weiter:Eine Frage der Mobilisierung

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CSU und Freie Wähler gehen ohne klaren Favoriten in die Stichwahl für das Bürgermeisteramt in Vaterstetten

Wieland Bögel

Die Wahl ist gelaufen, jetzt laufen sich die verbliebenen Bürgermeisterkandidaten für die Stichwahl am 6. Oktober warm. Die Lage für Brigitte Littke von der CSU, die auf 45,14 Prozent der Stimmen kam, und für Georg Reitsberger von den Freien Wählern mit 41,02 Prozent ist dabei sehr ähnlich. Denn einen eindeutigen Favoriten hat der erste Wahlgang nicht gebracht, gerade einmal 538 Stimmen trennten die Kandidaten.

Entscheidend dürfte vor allem die Wahlbeteiligung sein. Am vergangenen Sonntag fanden 13 221 von 17 302 wahlberechtigten Vaterstettenern den Weg ins Wahllokal oder die Zeit, ihre Briefwahlunterlagen auszufüllen, das entspricht 76,41 Prozent. Dies hat sicher mit der zeitgleich stattfindenden Bundestagswahl zu tun, dass die Beteiligung in zwei Wochen wieder so hoch ist, muss bezweifelt werden. Denn die Landratswahl im April, bei der sich nur knapp 40 Prozent der Wähler beteiligten, zeigte, dass isolierte Abstimmungen auf kommunaler Ebene für einen Großteil der Bürger uninteressant sind. Erschwerend kommt hinzu, dass die Stichwahl am verlängerten Wochenende nach dem Feiertag zur Deutschen Einheit stattfindet, das erfahrungsgemäß viele zu einem Kurzurlaub nutzen. Zudem fällt die Wahl auch mit dem letzten Wiesn-Wochenende zusammen, was sich ebenfalls negativ auf die Wahlbeteiligung auswirken kann.

Da mit einer geringeren Beteiligung der Wert jeder abgegebenen Stimme steigt, und niemand sagen kann, ob gleichviele Anhänger beider Seiten am Wahltag zuhause bleiben, ist bei den Parteien nun Mobilisierung angesagt. FW-Ortsvorsitzender Achim Burgstaller erwartet gar "einen Mobilisierungswettbewerb", auch Littke will "noch einmal alles mobilisieren", damit es mit dem Bürgermeisteramt klappt.

Trotzdem scheint aber eines klar zu sein. Es wird in den kommenden beiden Wochen keinen schrillen und aggressiven Wahlkampf geben. Das Risiko, durch eine Schlammschlacht Sympathie für den politischen Gegner zu wecken, wollen weder Freie Wähler noch CSU eingehen. Reitsberger erklärte, er werde seinen "dezenten Wahlkampf" fortsetzen, der CSU-Fraktionssprecher und stellvertretender Ortsvorsitzende Michael Niebler sprach sich ausdrücklich dagegen aus, "den anderen Kandidaten schlecht zu reden". Stattdessen werde man die Vorzüge der eigenen Bewerberin herausstellen. Dies dürfte bedeuten, dass man bei der CSU noch stärker betonen wird, wie viel Verwaltungserfahrung Littke mitbringt, und wie nötig dies sei, um Vaterstetten vorzustehen. Was dem Wähler vermitteln soll, dass der Gegenkandidat dazu nicht in der Lage sei. Der verweist im Gegenzug darauf, dass er seit Jahrzehnten einen großen Bauernhof mit zahlreichen Attraktionen einschließlich Wirtshaus und Kegelbahn erfolgreich führt.

Ohnehin sieht es so aus, dass die Wähler der Frage, wer für welche spezielle Anforderung die beste Qualifikation mitbringt, eher wenig Aufmerksamkeit geschenkt haben. Viel wichtiger, das zeigt die Auswertung der Stimmen in den einzelnen Ortsteilen, scheinen Sachthemen zu sein. So erreichte Reitsberger seine besten Ergebnisse in Vaterstetten, in einem Stimmbezirk kam er sogar auf 57,49 Prozent. Dort fuhr Littke ihr schlechtestes Ergebnis ein, gerade einmal 31,06 Prozent der Wähler wollten sie dort als Bürgermeisterin sehen. Hier spielt das Verhalten der CSU bei der Frage, ob man die Wendelsteinschule auflösen soll, eine Rolle. Während sich Reitsberger von Anfang an für einen Erhalt des Schulstandortes ausgesprochen hat, änderten die Christsozialen innerhalb eines Jahres ganze drei Mal ihre Position. Zunächst waren sie für die Schließung, dann für eine Umfrage unter den Eltern, ob man die Schule saniert, und zuletzt sollte mit Erlösen aus dem Baugebiet Vaterstetten West ein neues Schulhaus entstehen. Genau umgekehrt ist das Verhältnis in den Ortschaften. So konnte Littke im Stimmbezirk Parsdorf 1 ganze 60,25 Prozent der Wähler überzeugen, Reitsberger nur 25,43 Prozent, das schlechteste Ergebnis der Freien Wähler. Hier spielt Reitsbergers Ablehnung einer Ortsumgehung eine Rolle, Littke wurde dafür belohnt, dass ihre Partei die Umfahrung seit Jahren fordert.

Auch bei der Stichwahl ist hier kein anderes Stimmenverhältnis zu erwarten. Denn, dass die Freunde der Wendelsteinschule plötzlich ihr Vertrauen in die CSU wieder entdecken ist zweifelhaft, genau wie eine Hinwendung Reitsbergers zu den Umgehungsplänen. Darum könnte für den Wahlausgang vor allem Baldham entscheidend sein, wo SPD-Kandidatin Heike Tischler bis zu 24,52 Prozent holte. Auch in den anderen Ortsteilen dürften die SPD-Wähler das Zünglein an der Waage sein. Welchen Ausschlag die Waage nehmen soll, wollen die Genossen an diesem Dienstag bekanntgeben.

© SZ vom 24.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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