Arbeiten können beginnen:Platz für 30 Flüchtlinge

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Landratsamt genehmigt Umbauten in leer stehendem Grafinger Gasthaus. Mit der neuen Unterkunft kann der Landkreis nun alle ihm zugewiesenen Asylbewerber unterbringen.

Thorsten Rienth

GrafingIn Grafing entsteht die größte Asylbewerberunterkunft im Landkreis Ebersberg. Die Grafinger Unternehmerfamilie, die Flüchtlingen das frühere Gasthaus gegenüber der OMV-Tankstelle zur Verfügung stellen will, kann mit den Umbauten beginnen. "Die baurechtliche Prüfung wurde positiv abgeschlossen", bestätigte Landratsamtssprecherin Evelyn Schwaiger. Dieser Tage soll der Mietvertrag abgeschlossen werden. Ist die Unterkunft voll belegt, können in ihr bis zu 30 Asylbewerber wohnen.

Lange Jahre war in dem Haus unweit des Grafinger Marktplatzes eine berüchtigte Diskothek untergebracht. Auf dem Parkplatz davor wurde auch nicht selten Meinungsverschiedenheiten mit den Fäusten ausgetragen. Als die wilden Zeiten vorüber waren, suchten verschiedene Gastwirte dort ihr Glück. Seit einiger Zeit steht das Gebäude leer. Dank zahlreicher Fremdenzimmer eignet sich der Grundriss für eine Asylbewerberunterkunft nahezu perfekt. Und genau solche sucht das Landratsamt händeringend.

Insgesamt 135 Quartiere muss der Landkreis nach der aktuellen Zuteilungsquote aufnehmen. 110 Flüchtlinge sind bereits untergebracht. Mit ihren 25 bis 30 Plätzen würde die neue Grafinger Unterkunft den dringendsten Aspekt der Flüchtlingsproblematik im Landkreis praktisch auf einen Schlag lösen. Entwarnung will das Landratsamt aber dennoch nicht geben. In letzter Zeit sei die Zuteilungsquote nahezu monatlich weiter erhöht worden, erinnerte erst unlängst wieder Landrats-Büroleiter Norbert Neugebauer.

Elf Zimmer zwischen 12 und 29 Quadratmetern Fläche will Josef Reindl, Geschäftsführer und Eigentümer der Grafinger Hasi-Bäckerei, nebst einigen Aufenthaltsmöglichkeiten herrichten. Als "Beitrag zu einer gesellschaftlichen Aufgabe" will der Unternehmer das Engagement verstanden wissen. Reindl vermietet es zum ortsüblichen Mietsatz ans Landratsamt. Die Behörde bringt dort Flüchtlinge unter, die die Regierung von Oberbayern dem Landkreis zuweist.

Der Grafinger Bauausschuss stimmte dem Vorhaben in seiner Dezembersitzung einstimmig zu. Seither liefen die Gespräche mit dem Landratsamt, das sich wiederum mit der Regierung von Oberbayern kurzschloss. Mit der positiven baurechtlichen Prüfung liegt nun die Genehmigung für den Umbau vor. "Gerade sind wir dabei, den Mietvertrag fertig zu bekommen", beschrieb Reindl am Dienstag den Status. "Laufen wird er wahrscheinlich ab Mitte März, spätestens aber ab Ende April." Die sich im wesentlichen auf Brandschutzfragen beschränkenden Umbauten will er bis dahin erledigt haben. Flüchtlinge könnten dann theoretisch umgehend einziehen.

Schon jetzt ist klar, dass sich Reindl auf die Unterstützung der beiden Grafinger Kirchen wird verlassen können. "Elisabeth Kajnath und Hans Rombeck haben sich schon gemeldet, das hat mich wirklich sehr gefreut, weil beide breite gesellschaftliche Schichten repräsentieren. " Elisabeth Kajnath gehört zusammen mit einigen weiteren Grafingern zu den Ehrenamtlichen, die sich vor allem um Asylbewerber im südlichen Landkreis kümmern. Rombeck ist Pfarrgemeinderat und bei der Grafinger Tafel aktiv.

Dass es - wenngleich bislang nur anonym geäußert - kritische Stimmen gibt, sieht Reindl gelassen. "Das sind die üblichen Kommentare, die sich nie ganz vermeiden lassen." Die Unterkunft biete jedenfalls die gute Gelegenheit, mit einigen Vorurteilen aufzuräumen, die landläufig noch Asylbewerbern gegenüber herrschten. "Am Anfang hatten ja auch viele Angst vor den Handystrahlen", vergleicht er. "Und heute will auf so ein Gerät kaum einer mehr verzichten."

© SZ vom 06.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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