Drei Stars in München:Was für ein Theater

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Bon Jovi, Mick Jagger oder Robbie Williams? Wer ist der Beste? Eine Balkon-Kritik.

Eike Schrimm

Für Ortsfremde: Im Münchner Olympiastadion treten die ganz großen Stars auf, im Olympiadorf wohnen ganz normale Münchner. Aber da zwischen Olympiastadion und Olympiadorf die Luftlinie keine dreihundert Meter lang ist, können die Dorfbewohner behaupten: Wir waren dabei, als Bon Jovi, Mick Jagger und Robbie Williams in der Stadt waren. Natürlich hat keiner der knapp 9000 Dorfbewohner alle drei Konzerte besucht, dafür würden sie nie ihren Geldbeutel plündern, aber sie haben auf ihren Balkonen den nötigen Abstand, um zu beurteilen, wer von ihnen der Größte ist. Und es ist: Robbie Williams.

Selbst die Museen kommen an Robbie Williams nicht mehr vorbei: Die Rock Photo Gallery bei der Eröffnung der Ausstellung "Robbie Williams. Die frühen Jahre", fotografiert von Fryderyk Gabowicz. (Foto: Foto: ddp)

Am Anfang sind alle drei noch gleich: Viele, viele Stunden vorher pilgern ihre Fans schon ins Stadion, verstopfen Straßen, U-Bahnen, Fußwege. Und auch vor dem Stadion und auf dem Olympiaberg ist der Andrang bei den drei Konzerten ungefähr gleich groß, denn es gibt viele, viele Münchner, die zwar keine Karte haben, die aber das Konzert trotzdem nicht verpassen wollen.

Auch wenn Bon Jovi, Rolling Stones und Robbie Williams auf die Bühne kommen, ist kein Unterschied zu spüren: Ihre Fans applaudieren, schreien minutenlang, so dass das Zeltdach des Olympiastadions vibriert und die Stimmung bis in den letzten Dorfwinkel schwappt.

So weit, so gleich. Aber dann, mit dem ersten Lied, haben Mick Jagger und Bon Jovi verloren. Sie singen die ersten Songs allein, ihre Fans hören nur zu. Erst wenn die großen Hits an der Reihe sind, ist das gesamte Publikum textsicher und grölt jede Liedzeile mit, und von Bon Jovi und Mick Jagger ist nix mehr zu hören.

Bei Robbie Williams ist das ganz anders. Den hört der Umsonst-Zuhörer eigentlich gar nicht singen, weil seine Anhänger ihn übertönen. 90 Minuten lang werden nicht nur die Gassenhauer, sondern auch die neue CD, die von den Kritikern zerrissen worden ist, komplett durchgesungen. Nur wenn Robbie spricht - Stille, dann kichern. Keiner will auch nur eins seiner vielen Worte verpassen. Denn er witzelt perfekt, wenn er zum Beispiel die Fans draußen vor der Tür verschaukelt oder die gebastelten Fan-Plakate kommentiert.

Und der Zaungäste, der auf seinem Balkon ganz billiger Zeuge war, kapiert: Ich habe zwar teure Euros gespart, aber vollkommenes Theater verpasst.

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