Donna Leon:Weltläufig und etwas altmodisch

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Die in Venedig lebende Amerikanerin Donna Leon schreibt seit elf Jahren Krimis. Am Donnerstag liest sie in München aus Commissario Brunettis elftem Fall, "Die dunkle Stunde der Serenissima".

Ein bisschen altmodisch wirkt Donna Leon, mit ihrer Aversion gegen das Fernsehen, Spielfilme und "obszönes Geschwätz oder dreckige Witze" - und gleichzeitig gar nicht konservativ, wenn sie im Spiegel-Interview Umweltverschmutzung anprangert oder George W. Bush als "störrisch und dumm" beschimpft.

Zwei Seiten, die sich auch in ihren Romanfiguren widerspiegeln: In Guido Brunetti, dem Commissario mit sozialem Gewissen, der antike Autoren liebt, oder in seiner Ehefrau Paola, die gerne üppige italienische Mahlzeiten kocht und dabei temperamentvoll gesellschaftliche Misstände attackiert.

Donna Leon wurde 1942 in Montclair, New Jersey geboren. Mit 23 Jahren verließ sie Amerika, um in Italien weiter zu studieren. Seitdem arbeitete sie als Reiseleiterin in Rom, als Werbetexterin in London und als Lehrerin in China, Saudi-Arabien, im Iran und in der Schweiz, bevor sie sich vor 22 Jahren in Venedig niederließ.

Kein einsamer Detektiv

Venedig ist auch der Schauplatz ihrer Krimi-Romane mit Commissario Brunetti als Ermittler. Kein einsamer Detektiv mit stark überdurchschnittlichem Alkoholverbrauch, sondern ein bürgerlicher Familienvater mit Liebe zum Essen.

Erst vor elf Jahren fing die heute 61-jährige Donna Leon an, Romane zu schreiben. Mittlerweile wurden ihre Bücher in mehr als 20 Sprachen übersetzt und tauchen immer wieder auf Bestseller-Listen auf. Eine italienische Fassung der Brunetti-Serie gibt es bis heute nicht - angeblich, weil Donna Leon in ihrer Wahlheimat anonym bleiben will.

Ihr zuletzt auf deutsch erschienenes Buch, "Die dunkle Stunde der Serenissima", wurde am Mittwoch in München mit dem Internationalen Buchpreis "Corine" ausgezeichnet. Es handelt von Verbrechen, die in die Zeit des Faschismus zurückreichen. Eine Studentin erkundigt sich bei Brunetti nach Möglichkeiten, die Ehre ihres Großvaters wieder herzustellen. Nicht viel später wird die junge Frau ermordet.

Aus "Die dunkle Stunde der Serenissima" liest Donna Leon am 6. November um 20 Uhr in der Großen Aula der Ludwig-Maximilians-Universität. Den deutschen Text liest Wolfgang Hinze von den Münchner Kammerspielen. Karten kosten zehn (ermäßigt acht) Euro.

© Von Nerissa Schwarz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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