Diskussion über neuen Konzertsaal:Die klassiche Frage

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Ein neuer Konzertsaal für München - das ist die Frage. Bei einer Podiumsdiskussion kam heraus: Ja, aber. Erst muss die Finanzierung und die Standortfrage gelöst werden.

Susanne Hermanski

München braucht einen neuen Konzertsaal, aber es bedarf einer konzertierten Aktion bei der Finanzierung und einer schnellen Lösung der Standortfrage - dies wurde bei einer Podiumsdiskussion im Jüdischen Gemeindezentrum am Montagabend deutlich.

Diskussion zum neuen Kozertsaal im Jüdischen Kulturzentrum: Wolfgang Heubisch (links), OB Ude (Mitte) und Mariss Jansons (rechts). (Foto: Stephan Rumpf)

Das Zitat des von der Süddeutschen Zeitung initiierten Abends lieferte einer, der gar nicht persönlich auf dem Podium saß: "Wie kann eine Stadt, in der sich die Menschen die Güter der Maximilianstraße leisten können, nicht genug Geld haben für einen neuen Konzertsaal?" Simon Rattle, der Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, gab diese Frage seinem Intendanten Martin Hoffmann mit auf den Weg nach München.

Einen Weg, den sein Orchester in den vergangenen zehn Jahren nur zweimal angetreten hat. Der Grund, so betonten auch die anderen Musiker an diesem Abend: die sattsam bekannten Unzulänglichkeiten des Gasteigs in puncto Akustik und Überauslastung.

Mariss Jansons sprach Rattle aus dem Herzen. Der Chefdirigent des Symphonieorchesters hat vor acht Jahren als Erster die Idee einer neuen Spielstätte für sein Orchester aufgeworfen: "München ist eine der führenden Musikstädte in der Welt. Doch momentan verliert München im Vergleich mit den anderen Städten." Der neue Konzertsaal sei indes nicht nur ein Saal für das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Er bedeute auch für Musiker aus dem Umland viel eher die Möglichkeiten, in München zu spielen und Nachwuchsprogramme effektiv auf die Beine zu stellen.

OB Christian Ude kritisierte derlei Begehrlichkeiten nicht nur wegen des hohen finanziellen Aufwands in Zeiten leerer Kassen. Er wunderte sich auch über die Vehemenz, mit der nun plötzlich vorangetrieben werden solle, was offenbar acht Jahre lang auf der Stelle getreten habe. Schließlich liege immer noch kein klarer Vorschlag für einen möglichen Standort vor. Kulturminister Wolfgang Heubisch fühlte sich durch Ude prompt "angestachelt" und versprach: "In zehn Jahren steht der Konzertsaal." Welchen genauen Anteil der Freistaat an der Finanzierung leisten werde, darauf wollte er sich indes "nicht festnageln lassen".

Mariss Jansons plädierte leidenschaftlich: "Wir kümmern uns zu viel um die finanzielle Seite des Lebens: Geistige Nahrung gibt nur die Kultur." Bariton Christian Gerhaher schilderte in aller Drastik noch einmal, warum derlei Labsal im Gasteig zu kurz komme: "Menschen sollen bei einem kulturellen Ereignis auf gleiche Weise am Genuss teilhaben können. Im Gasteig ist das unmöglich, weil man auf so vielen Plätzen schlecht hört.

Das ist ein demokratisches Problem." Unternehmensberater Roland Berger sah die Sache entsprechend weniger ideell: "Die Finanzierung wird sich in wenigen Jahren gelohnt haben. Das sagen alle Erfahrungen aus der Vergangenheit." Denn: Wer ins Konzert gehe, kurbele die Wirtschaft auf breiter Ebene an.

© SZ vom 15.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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