Dinnershow des Sternekochs: Insolvenz:Witzigmanns Bajazzo ist das Lachen vergangen

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Der Veranstalter der Dinnershow meldet Insolvenz an - dank zweifelhafter Fonds-Bewerbung und jeder Menge Schulden.

Dirk Graalmann

Die MS RheinEnergie ist kein schnödes Schiff, sondern ein "europaweit einmaliger Katamaran", wie ihn die Köln-Düsseldorfer Rheinschifffahrt AG, preist. 90 Meter lang, drei Decks, im Innern eine 35 Quadratmeter große Bühne, die man auch von der Galerie im Oberdeck überblicken kann.

Da hatten sie noch gut lachen - Sternekoch Eckart Witzigmann (zweiter von links) und Roncalli-Chef Bernhard Paul. (Foto: Foto: Catherina Hess)

Der perfekte Ort für Firmen, die bei ihren Veranstaltungen Wert auf exquisites Ambiente legen. Eine feine Adresse für die besten Künstler, also auch die beste Location für die Dinnershow Witzigmann & Roncalli Bajazzo, die hier in drei Monaten insgesamt 25000 Gäste auf das Schiff lockte. Die Besucher zahlten zwischen 99 und 149 Euro für einen Abend zwischen pochiertem See-Saibling mit Tapioka-Perlen und der nächsten Varieté-Nummer.

Das Geld kassierte der Veranstalter, die Palast Entertainment GmbH (PE) in Ismaning. Doch davon ist offenbar nichts hängen geblieben. Denn am Freitag meldete Horst Bork, Geschäftsführer des Unternehmens, beim Amtsgericht München die Insolvenz an. Unter dem Aktenzeichen 507 IN 732/08 wird nun das Insolvenzverfahren eingeleitet und bis Ende der Woche ein vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt. Er wird auch eine Liste von Gläubigern vorfinden.

So hat auch die Köln-Düsseldorfer ihre Forderungen schon kundgetan. Nach SZ-Informationen wurde von der PE zwar eine Vorauszahlung geleistet, noch aber sollen Posten in Höhe von 280.000 Euro offen sein. Klaus Hadeler, Vorstand der Köln-Düsseldorfer, wollte diese Zahl zwar nicht bestätigen, räumte aber ein, "dass wir noch auf Geld warten".

Sein Unternehmen habe bei der Staatsanwaltschaft in München zudem eine Strafanzeige wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung gestellt. "An diesem Vorwurf ist nichts dran", sagte Anwalt Volker Schmidts, der die PE vertritt. "Herr Bork ist seiner gesetzlichen Pflicht in vollem Umfang nachgekommen."

Auch Roncalli-Chef Bernhard Paul gehört zu denen, die noch auf Geld warten. Der Künstler, der wie Starkoch Eckart Witzigmann einen Lizenzvertrag mit der PE abgeschlossen hatte, war nach eigenen Angaben von der PE sogar um ein Zahlungsmoratorium gebeten worden. ""Wir kriegen noch reichlich", sagte Paul auf Anfrage.

Insgesamt sind nach SZ-Informationen noch rund 673000 Euro offen. Die Forderung aber dürfte von der Palast Entertainment bestritten werden, schließlich hatte Paul seinen Lizenzvertrag während der laufenden Spielzeit gekündigt. Öffentlich gemacht aber hatte Paul die Kündigung - wie auch Witzigmann - erst nach dem letzten Vorhang.

"Wir wollten denen keinen Vorwand liefern, dass wir Schuld an der Pleite sind", so Paul. Es dürfte ein juristisches Scharmützel werden. Ob und in welcher Höhe auch Witzigmann noch Geld bekommt, blieb am Mittwoch offen. Der Starkoch hatte sich nach dem Ende der Spielzeit sofort in den Ski-Urlaub verabschiedet und war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Nach Ansicht von Paul, für den Witzigmann "nach wie vor ein guter Freund ist", ist es sehr wahrscheinlich, dass "der auch noch was offen hat". Witzigmanns Büro wollte dazu ebenso wie dessen Anwalt keine Stellung nehmen. Im Zweifel aber könnten dem Küchenmeister vielleicht persönliche Verbindungen helfen: Horst Bork, Geschäftsführer der insolventen Palast Entertainment, ist zugleich auch der persönliche Manager Witzigmanns.

Sehr kleiner Unterschied

Insgesamt ist das wirtschaftliche Geflecht nur schwer zu durchdringen. Denn neben der Palast Entertainment GmbH wurde im letzten Herbst eine Fondsgesellschaft gegründet, die als Palast Entertainment Konzepte GmbH & Co. KG derzeit versucht, auf dem Kapitalmarkt Geld einzuwerben. Die beiden Unternehmen hätten aber "keine gesellschaftsrechtlichen Verbindungen", erklärte am Mittwoch der Konzepte-Geschäftsführer Hans-Jürgen Langer.

Formaljuristisch ist das korrekt, doch nicht nur für Laien ist der Unterschied kaum wahrnehmbar. Insbesondere, weil die Fondsgesellschaft in ihrem Emissionsprospekt offensiv mit Witzigmann und Paul warb. Als das Programm der Dinnershow im Herbst auf der MS RheinEnergie der Presse vorgeführt wurde, köchelte Witzigmann unter Deck, und Paul instruierte die Künstler, während Langer auf dem Oberdeck den Wirtschaftsjournalisten die Fonds-Idee präsentierte.

Ein Schelm, der da eine Verbindung konstruiert. Bernhard Paul fand das Finanzierungskonzept, das er nicht kannte, von Beginn an "dubios" und klagte erfolgreich gegen die Verwendung seines Namens und seiner Fotos im Prospekt.

Dort heißt es in der Ur-Fassung, man strebe die "Verwirklichung verschiedener Konzepte im Bereich der Erlebnisgastronomie an. Der Schwerpunkt und erster Schritt dieser Akquisition ist das als Dinner-Show bereits etablierte Konzept Witzigmann & Roncalli Bajazzo."

Die entsprechenden Verträge zur Übernahme der PE waren bereits gefertigt, noch im Herbst hatten beide Firmen die baldige Übernahme bestätigt. "Das ist abgenickt", so Bork damals. Plötzlich aber lehnte die Konzepte GmbH & Co KG die Übernahme ab, "weil sie die geforderte schwarze Null in der Spielzeit nicht erreicht habe", wie Konzepte-Geschäftsführer Hans-Jürgen Langer auf SZ-Anfrage sagte.

Dennoch werde das Fonds-Konzept unverändert fortgeführt. Dabei existiert der Nukleus der Gesellschaft, mit der Anleger geworben wurden, gar nicht mehr. Man sei jetzt "mit verschiedenen Betreibergesellschaften in Gesprächen", so Langer. Abschlüsse aber gibt es nicht zu vermelden. Er wolle jedoch "nicht ausschließen, dass die Zusammenarbeit mit Witzigmann fortgesetzt wird".

Der Koch gehört schließlich dem Beirat der Fondsgesellschaft an. Witzigmann, der von Paul "immer wieder davor gewarnt" wurde, dürfte sich ein Engagement derzeit reiflich überlegen. Denn der Fonds, mit glänzenden Planzahlen und leuchtenden Visionen beworben, läuft eher schleppend an. Laut Emissionsprospekt sollten bis Ende 2009 insgesamt 50 Millionen Euro eingeworben werden. Derzeit aber, räumte Langer ein, "ist es noch nicht siebenstellig".

© SZ vom 06.03.2008/ngh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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