Dieter "Didi" Schweiger:Die Früchtchen vom Bananen-Didi

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Sonnengegerbte Haut, wasserblaue Augen und immer ein flotter Spruch: Dieter Schweiger und sein Obststand an der Uni sind stadtbekannt.

Sarah Ehrmann

Wenn man Studenten an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität nach Dieter Schweiger fragt, erntet man fragende Blicke, Schulterzucken, Kopfschütteln. Beschreibt man ihn aber als "Bananen-Didi", dessen Gesicht die Farbe einer Haselnuss hat, der eine reiche Auswahl an regionalem und fremdländischem Obst- und Gemüse verkauft und der für jeden Passanten ein passendes Sätzchen oder eine geschenkte Herzkirsche bereithält, dann erhellen sich die Mienen: "Ja klar, der, den kenne ich doch." Und: "Ja, der steht da vorne".

Dieter "Didi" Schweiger: Ein braungebranntes, verschmitztes Gesicht, ein ganzer Stand voller knackiger Früchte und immer gute Laune: Obst- und Gemüsehändler  Dieter "Didi" Schweiger an der Uni.

Ein braungebranntes, verschmitztes Gesicht, ein ganzer Stand voller knackiger Früchte und immer gute Laune: Obst- und Gemüsehändler Dieter "Didi" Schweiger an der Uni.

(Foto: Foto: Sarah Ehrmann)

Dieter Schweiger steht inzwischen seit 25 Jahren sechs Tage die Woche hinter seinem weiß-blau-gestreiften Obststand an der LMU. Dabei hatte der Sohn einer Münchnerin und eines Landshuters einst als kleiner Außendienstler beim Arbeitsamt München begonnen und "das gemacht, was heute der Zoll macht": Kleine Detektivangelegenheiten wie Schwarzarbeiter aufspüren zum Beispiel.

"Nach der Streichung einer Planstelle sollte ich zurück in den Innendienst", erinnert sich Schweiger, "und das ist nix für einen jungen, kreativen Kopf." Gedacht, getan. 1984 stieg Dieter Schweiger ins Obst- und Gemüsegeschäft seines Bruders ein und baute sich sein Standl an der Uni auf - direkt gegenüber von dem seines Bruders Georg.

Seither ist der Gemüsestand eine Anlaufstelle und Didi eine Institution für die Schwabinger und Maxvorstädter geworden: "Hier fanden schon Outings von Homosexuellen und Lesben statt, hier kommen Leute mit Liebeskummer und Arbeitsärger her, Touristen, schöne Madel und Uni-Mitarbeiter - es ist wohl das verrückteste aber schönste Eck Münchens", trällert Schweiger gutgelaunt und pfeift vor sich hin. Er hat eigentlich nie schlechte Laune.

Seine patentierte Lebensphilosophie heißt schließlich nicht umsonst: "S'Lebn is a Freid." Was solle er sich auch ärgern, fragt er verwundert. "Ich bin schließlich vierfacher Millionär." Seine blauen Augen blitzen, während die flinken Hände wie nebenbei Nektarinen und Pfirsiche anordnen und Preisschilder geraderücken. Er wartet, fast lauernd, dass man auf diesen Köder anspringt, um dann jubilierend das Rätsel zu lösen: "Ich habe vier gesunde Gliedmaßen."

Der 49-Jährige weiß, wie er sich zu verkaufen hat. Er ist ein Original, ein Plappermaul mit Lebenserfahrung. Das erkannte auch der Fernsehsender RTL München live, als er sich vor 15 Jahren auf die Suche nach jemandem machte, der allabendlich das München-Wetter moderieren sollte. Bei Dieter Schweiger wurden sie fündig - und ein Kult war geboren. "Das Wetter hatte immer die besten Quoten", erzählt der ehemalige Wetterfrosch stolz.

Zu gracherd, zu derb

Doch bereits ein Jahr nach der Fusion des Senders mit MünchenTV habe Schweiger sich mit dem Senderchef Jörg van Hooven zerstritten - und musste gehen. "Sie waren neidisch auf meine Quoten", erzürnt sich Schweiger bis heute, "ich war ihnen zu gracherd, zu derb, zu bäuerlich-bayerisch, da haben sie mich rausgeschmissen." Und obwohl er sich vorgenommen hat, nie im Bösen zurückzublicken, merkt man ihm die Enttäuschung immer noch an.

Am gemeinsten sei ihm aber bei seiner letzten Moderation mitgespielt worden, erzählt er. Um sich von seinen treuen Fans zu verabschieden, hatte Schweiger 100 Gäste und eine Blaskapelle als finales Abschiedskommitee an seinen Stand eingeladen. Die Sendung wurde aufgezeichnet - aber nie ausgestrahlt.

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