Die Stones in München:Jagger dir einen!

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Stehende Ovationen für die ganz alten Hits: Die Rolling Stones haben schon Generationen von Teenagern in Wallungen versetzt. Kein Wunder, dass nun München wieder eine Sympathie für die alten Teufel entwickelt. Eine sexanddrugsandrocknrollige Bildergalerie zum Auftakt der Deutschland-Tournee.

Dass es letztendlich nur Rock'n'Roll ist, wissen Mick Jagger, Keith Richards & Co schon ein paar Jahre. Dass die Musik der Rolling Stones Zeitgeist und Lebensbiografien begleitet und geprägt haben, wissen sie auch. Und dass ein Programm zum 40jährigen Bestehen der Band zu einer wundersamen musikalischen Zeitreise durchs "Stones Age" werden kann, zelebrierten sie zum Auftakt des Europateils ihrer "Licks"-Tournee am Mittwoch vor einem ebenso begeisterten wie hingerissenen Publikum in der Münchner Olympiahalle.

Für echte Rolling-Stones-Kenner war spätestens nach dem fünften Song des Abends klar: Wenn "Love In Vain" mit dieser Authentizität und Hingabe gespielt wird, hat man eines der besseren Stones-Konzerte erwischt.

Dass dann mit "Live With Me", "Monkey Man" und "Midnight Rambler" noch drei Stücke vom legendären Endsechziger-Album "Let It Bleed" folgten, waren weitere Sahnehäubchen. Der andere Anker des Programms waren die bekanntesten Stücke des nicht minder legendären Albums "Exile On Main Street": "It's Only Rock'n'Roll" mit schönen Chuck-Berry-Zitaten von Richards' Gitarre und "Tumblin' Dice".

Zusammen mit der schon etwas aufwendigeren Bühnenshow mit rasanter Videobegleitung konnte da die Hochstimmung der rund 12.000 Fans nichts mehr trüben. Auch die manchmal sich zur Euphoriebremse hinziehenden Pausen für Jaggers Sakko-, Hemden,- und T-Shirt-Wechsel nicht, an denen sich auch hin und wieder Richards beteiligte. Ron Wood und Charlie Watts kamen mit einem Hemdenwechsel durchs gut zweistündige Programm. Zu den herausragenden Begleitmusikern gehörten der schon seinerzeit bei "Exile On Main Street" engagierte Saxofonist Bobby Keys und der seit Bill Wymans Weggang Dauerersatz am Bass, Daryl Jones.

Jagger tobte nicht nur bei "Jumping Jack Flash" über die Bühne, als ob er noch ein Junger sei. Vom Zipperlein eines angehenden 60jährigen auch bei Richards noch keine Spur im Bewegungsablauf.

Watts spielt sein mit filigranen Techniken gespicktes Schlagzeug wie eh und je mit der stoischen Eleganz eines Gentlemans, bei dem es keine Rolle spielt, ob er schon jenseits der 60 ist... "Street Fighting Man" zu Beginn des Konzerts spielten die Stones im Stil des späteren "Start Me Up" - der "sound of marching, charging feet" wandelte sich zu Classic Rock. An dieser Stelle wurde deutlich, wie weit sich Jagger und Richards von dem gestorbenen, in den 60er Jahren musikalisch dominierenden Brian Jones entfernt haben.

Zwei neuere Songs gehörten zum Programm, "If You Can Rock Me" und "Don't Stop". Die absoluten Abräumer waren aber die Klassiker "Honky Tonk Woman" und die einzige Zugabe, "Satisfaction". Davor gab es einen kleinen Blues-Teil auf der kleinen Bühne mitten in der Halle, weit weg vom Kleiderständer und damit mal ohne diese Pausen. Ovationen bei "Brown Sugar" waren da fast zwangsläufig.

Über all die Jahre haben sich die Rolling Stones aller Geschäftstüchtigkeit im richtigen Leben zum Trotz in ihrer Musik das Aufbegehren und die Rebellion bewahrt, mit der sie einmal ein Lebensgefühl prägten. Das macht sie zur Institution.

Die weiteren Tourdaten: 6./8.6 München, 13.6. Oberhausen , 15.6. Berlin, 20.6. Leipzig, 22.6. Hockenheimring, 24.7. Hamburg, 8.8. Hannover.

(sueddeutsche.de / AP)

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