Die Folgen der hohen Ölpreise:Gas, Strom, MVV - alles wird teurer

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Spätestens im Frühling 2006 sind drastische Erhöhungen zu erwarten. In diesem Jahr sollen die Preise für Gas und Strom noch stabil bleiben. Versprechen wollen die Stadtwerke das aber nicht.

Dominik Hutter

Die Strom- und Gastarife der Stadtwerke bleiben trotz steigender Ölpreise stabil - aber nur bis Ende des Jahres. Danach, davon sind Branchenkenner überzeugt, droht der große Preisschocker, vor allem beim Erdgas, das mit etwa sechs Monaten Verzögerung an die Ölpreise gekoppelt ist.

Mehr Münzen für die gleiche Fahrt: Die S-Bahn wird teurer. (Foto: Foto: dpa)

Dabei wurde der Gaspreis erst vor kurzem stark erhöht. Als höchstwahrscheinlich gilt auch eine Plusrunde beim MVV, vermutlich im Frühjahr. "2005 wird es bei Gas und Strom keine Erhöhungen mehr geben", verspricht Stadtwerke-Sprecherin Bettina Hess.

Das klingt zunächst einmal gut - vor allem für Leute, die sich gerade ihren jüngsten Tankstellen-Schock eingefangen haben. Letztlich ist es aber doch nur ein schwacher Trost: Denn die Gaskunden haben in diesem Jahr schon ihr Fett abbekommen.

Erhöhungen zuletzt am 1.Juli

Die Preise wurden bereits zum 1.Juli um durchschnittlich 12,8 Prozent angehoben - nach einem Plus von sieben Prozent im Oktober vergangenen Jahres. Begründung: die hohen Ölpreise.

Inzwischen wäre man schon froh über das damalige "Rekordniveau". Denn angesichts der aktuellen und noch viel gravierenderen Preissteigerungen auf dem Ölmarkt rechnen Experten spätestens im kommenden Frühjahr mit einem weiteren Nachziehen der Gaspreise - eine Prognose, die die Stadtwerke weder bestätigen noch dementieren wollen.

Klar ist aber: Wegen der so genannten Ölpreisbindung folgt das Erdgas stets mit rund sechsmonatiger Verspätung der Preiskurve auf den internationalen Rohölmärkten. Und wie die gerade verläuft, lässt sich täglich an Tankstellen oder bei den Heizöl-Anbietern beobachten und anschließend tendenziell auf die Gaspreise übertragen.

Wobei Experten etwa des ADAC betonen, dass in den Tankstellen-Kalkulationen eine gehörige Portion Gewinn für die Mineralölfirmen drinsteckt - schließlich sei der Spritpreis aktuell deutlich stärker angestiegen als der für Rohöl.

Auch Busfahrer klagen an der Tankstelle

Dennoch dürfte das zu erwartende Plus auch beim Erdgas erklecklich ausfallen, denn Rohöl ist im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent teurer geworden.

Und weil mit Gas auch erhebliche Mengen des Münchner Stroms erzeugt werden, könnte auch diese Energieform 2006 nochmals zulegen. Die jüngste Strompreiserhöhung liegt neun Monate zurück und umfasste 3,9 Prozent.

Starken Energiedurst hat auch die Stadtwerke-Verkehrstochter MVG, deren Chef Herbert König die spritbedingten Zusatzkosten für Busse und Bahnen auf "einige Millionen Euro" beziffert. Und unmissverständlich klarmacht: "Das wird Auswirkungen auf die Fahrpreise haben."

In welcher Höhe, kann König noch nicht sagen. Zumal die Verkehrsunternehmen lediglich Vorschläge unterbreiten, über die dann in der MVV-Gesellschafterversammlung entschieden wird. Die tagt das nächste Mal im Spätherbst, als wahrscheinlichster Termin für neue Tarife gilt das Frühjahr. Bisher ist jedoch nichts entschieden und nichts beantragt, betont MVV-Sprecherin Beate Brennauer.

Allerdings sind auch beim MVV-Partner Bahn, dessen Energiekosten bundesweit um bis zu 100 Prozent in zwölf Monaten gestiegen sind, klare Tendenzen in Richtung Tariferhöhung erkennbar. So hat Bahn-Chef Hartmut Mehdorn bereits für den Fern- und Regionalverkehr mit Verweis auf die Spritpreise eine neue Preisrunde für Dezember angekündigt: plus 2,9 Prozent. Unwahrscheinlich, dass für den MVV andere Maßstäbe gelten sollten.

Für die Münchner Verkehrsunternehmen ist die Sprit-Situation Fluch und Segen zugleich. Denn neben den erhöhten Ausgaben werden hohe Spritpreise auch als Chance betrachtet, zusätzliche Fahrgäste in Busse und Bahnen zu locken. Diese Entwicklung ist ohnehin schon seit Monaten im Gange.

Immer mehr S-Bahn-Fahrer

Allein bei der S-Bahn wird auf den Außenästen seit September 2004 ein durchschnittliches Fahrgast-Plus von fünf Prozent verzeichnet.

Auf Regionalstrecken wie der nach Ingolstadt beträgt der Zuwachs sieben Prozent. Und die MVG hat inzwischen Tramlinien mit besonders starker Auslastung unter verschärfte Beobachtung gestellt - möglicherweise muss man irgendwann mit Zusatzzügen reagieren.

Allein die Benzinpreise wollen die Verkehrsunternehmen dafür allerdings nicht verantwortlich machen. Es gebe auch Aspekte wie den wachsenden Tourismus, die Einführung des Zehn-Minuten-Takts oder das neue Busnetz.

© SZ vom 5.9.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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