Die Elektroroller kommen:Radelst du noch oder rollst du schon?

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Er sieht aus wie ein Rasenmäher, ist aber vielleicht das Verkehrsmittel der Zukunft: Elektroroller erobern die Innenstadt.

Christa Eder

Das Vehikel sieht aus wie eine Mischung aus römischen Streitwagen und Handrasenmäher, doch es handelt es sich um ein futuristisches Verkehrsmittel, dem Apple-Mann Steve Jobs schon jetzt prophezeit, ihm werde die Zukunft des Verkehrs in den Städten gehören.

Segway heißt dieser Hightech-Roller mit Elektroantrieb, der in den USA bereits Kult ist und dort auch vielfach zum Einsatz kommt, beispielsweise in Sicherheitsunternehmen, die größere Gelände bewachen, auf Golfplätzen oder in Krankenhäusern.

Seit eineinhalb Jahren rollt das abgasfreie und fast lautlose Gefährt auch auf deutschen Straßen, in Hamburg, Nordrhein-Westfalen und im Saarland auf allgemeinen Straßen, in Bayern allerdings nur sehr eingeschränkt auf Mofa- und landwirtschaftlichen Wegen, nicht auf Radlwegen.

André Zeitsch, Gründer von Segway Tour Munich, ist über die bayerische Lösung nicht besonders glücklich: "Wir sind da sehr eingeschränkt und müssen schon sehr jonglieren, wenn wir unsere Touren ausarbeiten." Denn selbst in öffentlichen Parks dürfen Segways nicht ohne Sondergenehmigung fahren. Zeitsch hofft nun auf März 2008, dann soll eine bundesweit einheitliche Generalregelung in Kraft treten. Bis dahin müsse er eben improvisieren.

Stromkosten: 50 Cent pro 100 Kilometer

In wenigen Wochen, wenn er alle Formalien von TÜV, Versicherung und Ämtern für die Sondergenehmigung zusammen hat, will er mit seiner ersten Tour starten. Dann soll es mit den ersten sieben Münchner Segways durch den Olympiapark gehen. Etwa 35 Anfragen habe er schon, 58 Euro pro Person soll eine dreistündige Tour kosten. "Ich verkaufe keine Sehenswürdigkeiten, ich verkaufe ein Erlebnis", sagt Zeitsch. "Nach der Tour hat man viel Spaß an der frischen Luft gehabt, viel gesehen und man ist danach noch fit."

Segway fahren ist tatsächlich ein völlig neues Fahrgefühl mit hohem Spaßfaktor. Man stellt sich mit beiden Beinen auf eine Plattform, an der sich zwei Räder befinden. Beugt sich der Fahrer nach vorne, beschleunigt der Segway, verlagert man sich nach rückwärts, bremst das Gefährt, man balanciert es selbst aus.

Auch wenn es etwa sperrig aussieht, das Gefährt ist wendig und bewältigt auch Anhöhen mit Leichtigkeit. Zeitsch sagt, er sei damit kürzlich auf die Prager Burg gerollt und habe die sieben Hügel von Rom abgefahren. Das ganze funktioniert mit einem Akku, der für etwa 40 Kilometer, bei einer maximalen Geschwindigkeit von 20 Stundenkilometern ausreicht. Umweltschonend und klimafreundlich ist der Personentransporter auch.

Vielleicht wird er bald ein alternatives Fortbewegungsmittel für bequeme Städter sein, denen das Radeln zu anstrengend ist. Pro 100 Kilometer verbraucht der Elektroroller Stromkosten von derzeit etwa 50 Cent. Allerdings sind die Akkus noch sehr teuer. Das Aufladen geht an jeder Steckdose und dauert sechs Stunden. Zeitsch nimmt seinen 50 Kilo schweren Segway sogar mit in die Wohnung: "Er passt in jeden Lift."

Nicht jeder kann ohne weiteres Segway fahren. Man braucht mindestens eine Mofaführerschein und muss mehr als 45 und weniger als 115 Kilo wiegen. Und es gibt noch einen weiteren handfesten Nachteil: Bei strömenden Regen geht wegen des empfindlichen Innenlebens des Gefährts nichts mehr. "Da hilft nur eins: Unterstehen und warten, bis es vorbei ist", sagt Zeitsch.

Informationen unter www.segwaytour-munich.de

© SZ vom 31.8.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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