Deutsches Theater:Nahes Ende einer Ära

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Der Chef des Deutschen Theaters kündigt seinen Abschied an. Nach 31 Jahren will Heiko Plapperer-Lüthgarth trotz großer Erfolge seinen Vertrag nicht noch einmal verlängern.

Von Antje Weber

Der Theaterchef ist zufrieden: Auch wenn man "turbulente Zeiten" erlebt habe, sei das Deutsche Theater für die Zukunft "gut aufgestellt". Wichtigster Grund für die Gelassenheit von Heiko Plapperer-Lüthgarth bei der Jahrespressekonferenz: Der Spielbetrieb, zwischenzeitlich durch Forderungen nach einer teuren Generalsanierung des Gebäudes gefährdet, ist nunmehr per Stadtratsbeschluss bis immerhin 2007 gesichert.

Dazu war das vergangene Jahr wirtschaftlich erfolgreich: Trotz der Diskussionen um den Fortbestand stieg die Besucherzahl auf mehr als 300.000, und das Theater erreichte einen Aufwanddeckungsgrad von 80 Prozent, erwirtschaftete also vier Fünftel der Kosten selbst. Trotzdem kündigte Plapperer-Lüthgarth an, seinen im Oktober 2005 auslaufenden Vertrag nach rekordverdächtigen 31 Jahren nicht noch einmal verlängern zu wollen.

So wirkte sein langes Plädoyer für die Beibehaltung der derzeitigen Betriebsform als besonders deutlicher Hinweis an den neben ihm platzierten Aufsichtsratsvorsitzenden Hep Monatzeder, sich eine Privatisierung der städtischen Bühne auch nach seinem Abschied gut zu überlegen.

Ohne Subventionen gehe es nicht

Plapperer-Lüthgarth glaubt nicht, dass ein Unterhaltungstheater ganz ohne Subventionen auf dem gleichen Qualitätsniveau zu führen sei: Wolle ein privater Träger die Programmvielfalt erhalten, schaffe er dies nur mit Billigproduktionen und vielen Vermietungen.

Verzichte man dagegen auf die Vielfalt, laufe dies auf eine mehrjährige Bespielung mit einem einzigen Musical hinaus. Auch dies ein Risiko, glaubt Plapperer, denn um die hohen Investitionen zu decken, müsse ein solches Musical mindestens drei Jahre laufen. Sein Fazit: Ein privater Träger möge zwar billiger sein, aber "unter außerordentlichen Risiken und mit schweren Einschränkungen".

Rückblickend auf das Jahr 2003 erkennt Plapperer-Lüthgarth angesichts von Erfolgen wie "Abbamania" eine neue Lust des Publikums, nicht nur passiv zu konsumieren, sondern selbst tanzend und klatschend mitzumachen. Auch der nostalgieselige Max Raabe und sein Palastorchester kamen so gut an, dass sie derzeit als Wiederaufnahme nochmals zu sehen sind.

Womöglich kommt "Ludwig II."

Als Flop erwies sich dagegen die "Csárdásfürstin" als traditionelle Sommeroperette, von der man sich endgültig trennen wird. Im nächsten Sommer soll stattdessen das Ende vergangenen Jahres in Füssen eingestellte Musical "Ludwig II." wiederbelebt und möglicherweise mehrere Sommer in Folge gezeigt werden. Außerdem will man im Frühjahr unter anderem das berühmte Musical "Cats" nach München holen.

Trotz all der Pläne will der seit früher Jugend eng mit dem Theater verbundene 60-jährige Geschäftsführer - schon sein Vater leitete bekanntlich das Deutsche Theater - im nächsten Jahr den Stab an einen Nachfolger übergeben und sich als Berater neuen Aufgaben zuwenden. Man trenne sich in gutem Einvernehmen, betonte Bürgermeister Hep Monatzeder.

Die Stadt sucht nun - "das könnte relativ schnell gehen" - einen Nachfolger für zunächst zwei Jahre. In diesem Zeitraum wird sich dann auch entscheiden, unter welchen Bedingungen ein Investor die Bühne weiterführt. Die turbulenten Zeiten für das Deutsche Theater sind noch längst nicht vorbei.

© SZ vom 21.9.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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