Designparcours in München:Spielwiese für die Neuen

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Bekannte Designer haben hier nichts zu suchen. Der Designparcours in München ist eine Ausstellung, in der Nachwuchskünstler zeigen können, was sie drauf haben.

Karolina Schneider

Einsam inspiriert vor sich hin zeichnend, so stellt man sich immer noch landläufig den Designer vor. Dabei gehört dieser Gestaltertypus eher zu den Auslaufmodellen.

Computergestützte Tools haben das Reißbrett ersetzt, ohne Marktforschung und interdisziplinäre Teamarbeit wäre heute selbst dem originellsten Büro kaum durchgreifender Erfolg beschieden. Ein triftiger Grund also, warum der von Inez Rattan und Kirsten Wengmann organisierte 6. Designparcours jetzt unter dem Motto "Generationen" steht.

Parallel zum technisch optimierten Gestaltungsprozess zeichnet sich aber gleichzeitig eine Rückbesinnung auf handwerkliche Finessen ab. Allein schon deshalb ist es ein Glücksfall, dass die über 40 Orte vernetzte Leistungsschau der Designstadt München dieses Jahr auch die Handwerksmesse als Partner gewinnen konnte.

Perfekt zugeschnitten auf das Generationenthema ist dort das von Studenten der Fachhochschule Rosenheim gestaltete "Café Zeitgeist": Der Sehnsucht nach Omas Kaffeehaus hat man mit einem neu interpretierten Kreuzstich einen durchgehend ornamentalen Ausdruck verliehen. Nostalgie trifft Innovation!

Zurück in die Zukunft heißt es auch im gastronomisch und innenarchitektonisch zur Lounge ausstaffierten 50er-Jahre-Foyer des ehemaligen Heizkraftwerks in der Müllerstaße. Von dem Herz des diesjährigen Designparcours aus lässt sich, versorgt mit ansprechendem Informationsmaterial, am leichtesten ein Pfad durch den Veranstaltungsdschungel schlagen.

Das Terrain des Heizkraftwerks selbst birgt viele Highlights. Während das "Forum junges Design" in der ehemaligen Schlosserei die Nachwuchsszene repräsentiert, schmückt sich die Kantine mit Arbeiten dreier Design-Stipendiaten, die derzeit in der Villa Waldberta am Starnberger See residieren: Keta Gutmane aus Lettland, Kärt Ojavee aus Estland und Jure Purgaj aus Slowenien bürsten als rebellische Konzeptualisten das Mode- und Textildesign gegen den Strich.

Eine Stipendiatin vom letzten Jahr hat wiederum den Leitfaden der "Generation" ihren Entwürfen direkt einverleibt: "Produktfortpflanzung" heißt die Serie von Sharon Geschiere, in der vertraute Designobjekte nach biologischen Vererbungsgesetzten miteinander gekreuzt werden.

Designparcours 2008: Do., 28. Feb., bis 9. März, Ausstellungen und Aktionen in der ganzen Stadt und auf der Handwerksmesse in Riem; Infozentrum und Lounge im ehemaligen Heizkraftwerk (HKW), Müllerstraße 7,

Mo. bis Fr. 15-21 Uhr, Sa./So. 12-21 Uhr (von 21 Uhr an Salonprogramm), am letzten Sonntag bis 18 Uhr; www.designparcours.net

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