Der neue Kunstpark Nord:Nachtleben auf 37.000 Quadratmetern

Lesezeit: 2 min

Der Kunstpark Nord kommt. Die Stadt hat sich mit Hallenbetreiber Wolfgang Nöth und seinen Partnern über den Verkauf des Areals neben dem neuen Stadion geeinigt. Zur Fußball-WM 2006 soll es fertig sein.

Von Jochen Temsch

Nach Planungen des Architektenbüros Jeckel und Vollmar gliedert sich der Kunstpark von Ost nach West klar in drei Nutzungszonen für Gastronomie, Hallen und Gewerbe. Im Osten entsteht der so genannte "Monolith" mit Bars, Clubs und Restaurants, die sich modulartig um einen Platz gruppieren, der mit seinen 5000 Quadratmetern ungefähr so groß wie der Marienplatz ist.

Klicken Sie zur Vergrößerung auf die Lupe! (Foto: Grafik: SZ)

Ebenfalls zum "Monolith" gehört ein an den Gastronomie-Bereich angefügter Komplex aus vier Hallen unterschiedlicher Größe für Konzerte und Theater. Die größte Halle hat eine Fläche von 3000 Quadratmetern und fasst voraussichtlich mehr als 2500 Besucher.

Nach dem "Monolith" schließt die "Riegel" genannte, von einem zehngeschossigen Turm überragte Gewerbezone das Gelände ab. Dieser "Riegel" dient dem Lärmschutz. Ateliers, Büros und Werkstätten sollen darin einziehen. Auch für ein Hotel mit 180 Zimmern und ein Kino gibt es Pläne bei der Kunstpark Nord Vermietungs GmbH.

Über Details schweigen die Geschäftsführer Wolfgang Nöth sowie Mathias und Gabriela Scheffel noch. Laut Vereinbarung mit der Stadt müssen sie bis März alle Unterlagen vorlegen.

Nach jahrelangem Hickhack ist nun offenbar plötzlich Eile geboten. Es ist das erklärte Ziel von Stadt und Kunstpark-Leitung, vor den Gästen des Eröffnungsspiels der Fußball-WM am 9. Juni 2006 mindestens mit einem Teil des Feier-Angebots zu glänzen. Die zunächst angestrebte Eröffnung Silvester 2005 hält Mathias Scheffel inzwischen für unrealistisch. Er sagt jedoch, die Behörden hätten ihm gegenüber "Klimmzüge" zur pünktlichen Realisierung zugesichert.

Zu Verzögerungen führte zuletzt der Streit über die Höhe der Erbpacht sowie Verwirrung über den Umfang und die rechtliche Zulässigkeit von städtischen Nutzungsrechten. Wie berichtet, einigte sich die Stadt mit den Kunstpark-Chefs schließlich auf einen Verkauf des Geländes für 9,124 Millionen Euro.

Laut Wolfgang Nöth kommen dazu jetzt noch 30 Millionen Euro Kosten für die Bebauung. Es gebe bereits interessierte Investoren, darunter "auf jeden Fall" die Spaten Brauerei. Die Stadt München gibt einen Zuschuss in Höhe von einer Million Euro für den Bau von Künstlerateliers. Dafür erhält sie 1000 Quadratmeter Atelierfläche netto für die Dauer von 25 Jahren kostenfrei überlassen, die das Kulturreferat zu einem subventionierten Mietpreis an Künstler weitergeben soll.

Ursprünglich war von bis zu 8000 Quadratmetern städtischen Nutzungsrechten die Rede gewesen - die nun anderweitig von den Scheffels und Nöth verplant werden müssen.

Politischer Hintergrund des Großprojekts ist die Sicherung der Münchner Jugend- und Hallenkultur mit einer dauerhaften Einrichtung, nachdem die Nachfolgeprojekte des Kunstpark Ost auf dem ehemaligen Pfanni-Werksgelände am Ostbahnhof - Kultfabrik und Optimolwerke - nur als Zwischennutzungen bis zu einem endgültigen Bebauungsplan angelegt sind.

Während der Kunstpark Ost eine reizvoll verfallende Industriebrache mit Leben füllte, stellt der am Reißbrett entstandene Kunstpark Nord den bislang vorbildlosen Versuch der Neuschaffung eines kommerziellen, kreativen Biotops auf der grünen Wiese dar.

Unterdessen hoffen die Betreiber von kleineren, zu keinem "Park" gehörenden Clubs, dass sie von der Stadt nicht vergessen werden. In jüngster Zeit erlebte vor allem die Innenstadt eine Blüte an zum Teil unkommerziellen Ausgeh-Angeboten. Eine relativ unkomplizierte Vergabe von Leerständen begünstigte das Gedeihen dieser Nachtschattengewächse.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: