Demo:Rechter Aufmarsch gestoppt

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Rund 3000 Gegendemonstranten versperrten 800 rechtsradikalen Gegnern der Münchener Wehrmachtsausstellung den Weg in die Innenstadt.

Fast 3000 Gegendemonstranten haben am Samstag in München einen Zug von rund 800 Neonazis gestoppt, die gegen die zurzeit in der Stadt gastierende Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht" protestierten. Nach einer Auftaktveranstaltung auf der Theresienwiese marschierten die Rechtsextremisten durch die Innenstadt, mussten aber auf halbem Wege zum geplanten Kundgebungsort umkehren, weil die Gegendemonstranten die Straße blockierten.

Die Polizei nahm nach eigenen Angaben elf Gegendemonstranten und neun Rechtsextreme vorläufig fest. Mindestens zehn Demonstranten wurden vorübergehend in Gewahrsam genommen. Es gab Strafanzeigen, unter anderem wegen Verstoßes gegen das Vermummungsverbot und Tragens verfassungsfeindlicher Abzeichen.

Die Extremistendemonstration unter dem Motto "Die Deutsche Wehrmacht kämpfte tapfer und anständig. Stoppt die Lügenausstellung!" war gerichtlich gestattet worden. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hatte am vorangegangenen Freitag die Aufhebung eines von der Stadt München erlassenen Verbots bestätigt, weil die als Grund für das Verbot angeführte Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung nicht ausreichend nachgewiesen worden sei. Das Gericht verwies auf die Grundrechte.

Als die Polizei vergeblich versuchte, die Straße für die Neonazis zu räumen, kam es zu Rangeleien mit Anhängern des "Bündnisses gegen den Nazi-Aufmarsch". Dabei blieb ein Student mit seinem Bein in der Absperrung hängen und zog sich einen offenen Bruch zu. Die Sicherheitskräfte zwangen die Rechtsextremen schließlich zur Umkehr. 3000 Beamte trennten beide Lager.

Am Vormittag hatten 1000 Münchner auf dem Marienplatz gegen den Neonazi-Marsch demonstriert. Der Stadtrat hatte den Bürgern einstimmig empfohlen, sich an "demokratischen Protesten" zu beteiligen. Linksradikale hatten dazu aufgerufen, sich den Rechtsextremisten in den Weg zu stellen.

Die neu konzipierte Ausstellung ist seit November 2001 in fünf deutschen und österreichischen Städten gezeigt worden. Zuletzt hatten im Juni 2500 Rechtsextremisten in Leipzig gegen die Ausstellung protestiert.

(sueddeutsche.de/AP)

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