Das Kriminalamt warnt:Vorsicht, falsche Fünfziger!

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Nicht nur die Bürger haben sich langsam auf den Euro eingestellt, sondern auch viele Kriminelle.

Christian Rost

Den Angaben des Bayerischen Landeskriminalamts zufolge steigt die Zahl der Fälle von Geldfälschung rapide an. Vor allem 50-Euro-Noten sind betroffen, wobei es sich um "gefährlich gute Fälschungen" handle.

Der erste falsche Euro-Schein (oben) nach der Währungsumstellung wird präsentiert. (Foto: dpa)

2001 spielten Euro-Fälschungen für die bayerische Polizei noch so gut wie keine Rolle, obwohl das Aussehen der neuen Scheine schon damals bekannt war.

In den ersten sechs Monaten des folgenden Jahres liefen dann bei der Falschgelddienststelle des Landeskriminalamtes (LKA) 424 Fälle wie eine Welle auf, bis Jahresende sollte sich diese Zahl noch auf 2.159 Euro- Fälschungen erhöhen. Allein in den ersten vier Monaten diesen Jahres wurden nun 1.580 Betrügereien mit so genannten Blüten registriert. 337 Tatverdächtige konnten ermittelt werden, gegen die meisten erging Haftbefehl.

"Zunehmend gute Fälschungen"

LKA-Präsident Heinz Haumer schlägt jetzt Alarm und mahnt die Bürger zur Vorsicht. Zumal es sich um "zunehmend gute Fälschungen" handle, die auf den Markt kommen. Vorsicht ist schon im eigenen Interesse geboten: Wer Falschgeld annimmt, braucht nicht auf Schadenersatz vom Staat zu hoffen.

Erst Mitte April brachte die Polizei in München bei drei groß angelegten Fahndungsaktionen zwei Jugoslawen, drei Bulgaren einen Mazedonier und eine Kroatin auf, die in ihrem Depot 50- und 100-Euro-Scheine im Nennwert von rund 320.000 Euro gebunkert hatten und das wertlose Papier offensichtlich in der Stadt in Umlauf bringen wollten.

Zur gleichen Zeit flog im Raum Passau und in Oberösterreich eine Bande auf. Die Bilanz: Vier türkische und zwei bulgarische Falschgeldhändler gingen ins Netz, sichergestellt wurden Noten im Nennwert von 235.000 Euro.

Drehscheibe Bulgarien

Eduard Liedgens, Chef der Falschgelddienststelle am LKA, vermutet, dass Bulgarien eine "Drehscheibe" für den Falschgeldmarkt darstellt, "wie es auch im Rauschgiftbereich der Fall ist". Die Polizei beobachtet jedenfalls zunehmend Fälscher-Aktivitäten in diesem Land, dessen Bürger nach Deutschland ohne Visum als Touristen einreisen können.

In Bulgarien gebe es schon deshalb so viele Fälscherwerkstätten, so der LKA-Präsident, weil "dort offenkundig ausreichend handwerkliche Fähigkeiten vorhanden sind". Viele Drucker seien in der Lage, täuschend echte Scheine herzustellen. Den Kopf der Fälscherbande glauben die Ermittler schon zu kennen. Sie haben den Mann auch im Visier. Zu fassen bekamen sie ihn bislang allerdings nicht.

Die Polizei formiert sich mittlerweile auf internationaler Ebene, um das rasant wachsende Blüten-Problem zu bekämpfen. Falschgeldspezialisten aus 14 europäischen Staaten sowie acht Teilnehmer aus EU-Beitrittsländern berieten im November in Wildbad Kreuth über die "Optimierung der Falschgeldbekämpfung".

Einheitliche Standards

Im September kommen sie in Wien zusammen. Heinz Haumer wird dabei erneut einheitliche polizeiliche Standards in der Euro-Zone fordern. Besonders von den EU-Beitrittskandidaten erhofft er sich Kooperation. Ein vernetztes EDV-System würde die Polizei bei der Fahndung nach Fälschern entscheidend voranbringen, so Haumer.

Wichtigste Partner der Ermittler sind die Griechen und Italiener. Griechenland, weil es in Euroland die südöstlichste Grenze hat, Italien, weil es für Falschgeldkuriere über Wasser leicht zu erreichen ist.

Trotz aller Widrigkeiten: "Der Euro hat unser Vertrauen verdient", sagt der LKA-Präsident. Das Fälscherproblem glaubt er in den Griff zu bekommen: "Die Täter erwischen wir - früher oder später."

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