"Fußball ist. . .", verkneift sich Lena einen Kraftausdruck. Das Champions-League-Finale wird sie sich wohl anschauen, aber der DFB-Pokal "ist egal". So steht sie am Samstagabend mit ihren Freunden Marius und Gianluca im großen Bierzelt auf dem Volksfest in Indersdorf.
Und dort strebt die Stimmung gerade zum Höhepunkt: Die Ludwig-Thoma-Musikanten heizen ein, und die Hälfte der Besucher tanzt auf den Bänken. Die meisten Fernsehzuschauer dürfte es gerade tief in die heimischen Sofas drücken: Bayern München lässt sich das dritte Gegentor einschenken.
"Ein Prosit, ein Prosit", schallt es von der Bühne. Direkt davor feiert die junge Menge. Doch nicht für alle ist dieser Abend einfach nur feucht-fröhlich.
"Der Samstag war schon immer Jugendabend", sagt Volksfest-Veranstalter Josef Schuster. Einen ganz zufriedenen Eindruck erweckt er aber nicht. Zwar ist er noch angenehm überrascht, dass das Zelt Dreiviertelvoll ist, aber das wäre nichts im Vergleich zum Vorjahr. "Wir haben heute doppelt Pech mit dem Spiel und dem Wetter." Nachdem es den ganzen Tag geregnet hatte, ist es aber immerhin am Abend trocken. Sehr zufrieden wirken dagegen diese jungen Leute. "Es ist einfach nur geil, weil man kennt hier jeden. Aus dem ganzen Landkreis sind alle da", sagt Julia, die mit ihren Freunden David und zwei Alexander da ist.
Auf dem kleinen Festplatz herrscht indes Tristesse, ähnlich wie in den Augen der Bayern-Spielern nach der deutlichen Niederlage gegen Dortmund. Nur vereinzelt laufen fein herausgeputzte Menschen an den Schaubuden vorbei in Richtung Zelt. Ein paar Jugendliche stehen herum, unterhalten sich, lachen und flirten. Kaum jemand interessiert sich für Ballwerfen oder Scheibenschießen.
Am meisten frequentiert sind noch die Karussells, wie das Break Dance.
Das Flip Fly steht zum ersten Mal auf dem Indersdorfer Volksfest. Die Mädels ziehen extra die hochhackigen Schuhe aus, bevor sie sich mit der Rundum-Schaukel den Gesetzen der Schwerkraft widersetzen...
...und aus 24 Metern auf Indersdorf blicken können - kopfüber.
Etwas anders kopfüber blickt ein junger Mann gen Boden, der sich am Parkplatz gerade von seinem Abendessen verabschiedet. Auch das gehört zum Bild des Volksfestes, ebenso wie die Streitereien, die nicht selten vor dem Amtsgericht enden. Fast immer ist der Anlass ein nichtiger Grund. Die Security-Männer kommen dementsprechend oft zum Einsatz.
Doch das interessiert Nico und Philipp wenig. Hauptsache, sie amüsieren sich.
Und auch Franzi und Maike bekommen im Zelt nichts von den Streitereien mit. Am kommenden Samstag, wenn der FC Bayern München den letzten Versuch dieser Saison starten kann einen Titel zu holen, könnte das Festzelt brechend voll sein. Mit drei großen Leinwänden und einer Live-Übertragung des Champions League Finales gegen den FC Chelsea sollen auch die Fußballfans aus ihren Wohnzimmern gelockt werden. Bei einem Sieg: Ein Prosit.