Sulzemoos:Biogas wärmt Schweinestall

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Wärme für 1800 Schweine: Die Biogasanlage in Oberwinden bei Einsbach soll künftig auch einen benachbarten Mastbetrieb mit Energie versorgen.

Renate Zauscher

Mit Abwärme aus der Biogasanlage in Oberwinden bei Einsbach wird künftig auch ein Schweinemastbetrieb versorgt: Der Gemeinderat Sulzemoos hat in seiner jüngsten Sitzung der Verlegung einer dazu nötigen Gasleitung zwischen Oberwinden und dem rund 600 Meter entfernten Hilpertsried zugestimmt.

Wärme aus Biomasse und Gülle - damit soll künftig eine Schweinemastbetrieb bei Einsbach geheizt werden. (Foto: ag.ddp)

Mit dem Gas, das in der Oberwindener Anlage erzeugt wird, sollen auf dem Hof von Michael Schweiger in Hilpertsried in Zukunft 250 Kilowatt pro Stunde Strom erzeugt und die dabei anfallende Wärme für die Zwecke des Landwirts zur Verfügung gestellt werden. Schweiger will in einem neuen Stallgebäude künftig rund 1800 Tiere halten, mehr als doppelt so viele wie jetzt, und neben dem Betrieb auch sein Wohnhaus beheizen.

Mit der Kapazitätsausweitung der Anlage erhöht sich die Menge der gesamten Stromerzeugung durch die Biogasanlage auf rund 1,3 Megawatt pro Stunde. Rund zwei Drittel der dabei anfallenden Wärme wird auf der Anlage selbst für deren Betrieb und für drei Wohnhäuser sowie die Getreidetrocknung in Oberwinden verwendet. Mit einer Gasleitung ins Sulzemooser Gewerbegebiet wird darüber hinaus ein dort ansässiger großer Gewerbebetrieb mit Wärme versorgt. Allein die hier abgenommene Wärme entspreche einer Heizölmenge von jährlich rund 100.000 Litern, sagt Anton Kreitmair, Bauernverbandsvorsitzender im Landkreis Dachau und einer der fünf Anlagenbetreiber.

"Die Frage, ob es ethisch vertretbar ist, Nahrungsmittel zu verbrennen, können wir hier nicht lösen", erklärte der Sulzemooser Bürgermeister Gerhard Hainzinger (CSU) in der Gemeinderatssitzung. Zunächst gehe es um die Genehmigung für den Leitungsbau, später dann auch um die Kapazitätsvergrößerung der Anlage mit entsprechend mehr Anfahrten durch große Lieferfahrzeuge. Nach Beschwerden aus der Bevölkerung über Nachtfahrten oder zu schnelles Fahren auf den Dorfstraßen gebe es diesbezüglich aber keine Probleme mehr. Die intensivere Nutzung der vorhandenen Anlage macht nach Ansicht des Sulzemooser Bürgermeisters auch mehr Sinn als der denkbare Bau einer zweiten Anlage am Hof des Mastbetriebs: "Wir hätten keine Chance, eine zweite Anlage abzulehnen", sagt Hainzinger.

Michael Lampl, Landwirt in Pfaffenhofen an der Glonn, der ebenfalls zum Kreis der Anlagenbetreiber in Oberwinden gehört, sieht mehrere Vorteile, die sich durch die intensivere Nutzung und das Wärmekonzept für den Hof in Hilpertsried ergeben. So könne hier "die größte Wärmeeffizienz von allen drei Standorten""erreicht werden: Für die Trockung von Hackschnitzeln, die Landwirt Michael Schweiger erzeugt und verkauft, werde auch im Sommer Wärme benötigt - im Gegensatz zu anderen Abnehmern, bei denen der Wärmebedarf jahreszeitlich doch sehr schwanke. Vorteile sieht Lampl aber insbesondere auch, was die Wirtschaftlichkeit der Anlage angeht: "Wir erhalten damit eine zusätzliche Einnahmequelle und können die Fixkosten senken", erklärt er. Bauliche Veränderungen an der Biogasanlage seien nicht nötig, die derzeitigen Lagerkapazitäten reichten für die geplante Ausweitung aus.

Rund einhundert Hektar zusätzliche Flächen werden für die Ausweitung der Anlage um 25 Prozent benötigt. Die fünf Betreiber verfügen laut eigener Auskunft über genügend Anbauflächen. Durch Zukäufe von Biomasse und Gülle von anderen Landwirten trage man aber auch zum Fortbestand vieler kleinerer Höfe bei, betont Anton Kreitmair.

© SZ vom 09.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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