Reise in die Niederlande:Europäisches Gesamtkunstwerk

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Die Dachauer Malerin Christa Spencer. (Foto: Toni Heigl)

Christa Spencer beteiligt sich an der gigantischen "Colorfield Performance CH 2018" in der Kulturhauptstadt Leeuwarden

Von Gregor Schiegl, Dachau

Die Freiluftmalerei war um die Jahrhundertwende sehr beliebt, vor allem in der ländlichen Idylle des Dachauer Mooses. Heute, mehr als 100 Jahre später, arbeiten Dachaus Künstler im Atelier, auch Christa Spencer, die unter dem Dach des Thoma-Hauses ihr kreatives Domizil hat. Doch am kommenden Dienstag arbeitet sie ausnahmsweise mal unter freiem Himmel, ganz gleich ob es regnet oder die Sonne scheint. Spencer ist eine von mehr als 1000 Künstlern aus ganz Europa, die in der Kulturhauptstadt Leeuwarden an der "Colorfield Performance CH 2018" teilnimmt. "Das ist eine spannende Herausforderung für mich", sagt Christa Spencer. Die "Colorfield Performance" ist ein Riesending, man kann es gar nicht anders sagen. Auf einem Feld sind mehr als 1000 wasserfeste Paneele aufgestellt, Format jeweils 1,22 auf 1,22 Meter, in Form eines riesigen Dreiecks. 101 Tage lang arbeiten jeden Tag 19 Künstler an dem Gesamtkunstwerk: eine Zusammenarbeit von vielen Individualisten, die sich als Gemeinschaft betrachten. Es ist der Kerngedanke der europäischen Einheit, der hier auf die Kunst übertragen wird.

Die Spielregeln sind einfach: "Jeder teilnehmende Künstler kann nach eigenen Vorstellungen an Ort und Stelle sein Kunstwerk gestalten. Jeder einzelne Beitrag ist gleichwertig mit anderen und ist Teil eines großen Ganzen." Die einzige Bedingung ist: Es darf nicht mit Schwarz gearbeitet werden. Ziel ist, dass alle Farben, von einem höher gelegenen Standpunkt aus gesehen, miteinander verschmelzen.

"Ich finde es einfach toll, gemeinsam so etwas Großes zu machen", sagt Spencer, die für ihren Einsatz in Leeuwarden auch von der Stadt Dachau unterstützt wird. Natürlich hat sich die Dachauerin auch schon Gedanken gemacht, was sie malen soll. Eine Landschaft vielleicht, mit viel Wasser. Oder doch wieder Kinderbilder? Oder was ganz was anderes? Christa Spencer will sich da noch nicht festlegen.

Auf alle Fälle werde sie ganz früh anfangen; sie hat ja nur den einen Tag von 8.30 Uhr bis 19.15 Uhr. Gemalt wird bei jedem Wetter, zur Not unter der Plastikplane. Spencer hat sich für alle Fälle Gummistiefel eingepackt und einen wasserfesten Overall sowie einen Satz breiter Pinsel. Und ein Hütchen hat sich auch im Gepäck, falls die Sonne runterknallt. Gearbeitet wird im Stehen, auch das schreckt Christa Spencer nicht. "Das packe ich schon", sagt sie. Ihre Aufregung rührt von der Vorfreude nicht von Unsicherheit. "Ich bin schon wahnsinnig neugierig, wie das wird."

Christa Spencer ist eine der ersten Künstlerinnen überhaupt, die bei der Performance zum Pinsel greifen darf. Der 15. Mai ist zugleich der erste Maltag, der letzte ist der 15. September. Wer das Ergebnis besichtigen will: Von 16. bis 30. September sind alle Arbeiten als Gesamtkunstwerk zu sehen. Die Veranstalter erwarten nach eigenen Angaben bis zu 150 000 Besucher.

© SZ vom 12.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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