Neue Rektorin:Pflicht statt Kür

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Petra Fuchsbichler leitet seit August die Mittelschule Dachau-Süd. Die Pädagogin würde dort gern einiges bewegen - doch der Lehrermangel lässt zusätzliche Angebote und individuelle Förderung kaum zu.

Petra Schafflik

- Für ihren Start als neue Schulleiterin an der Mittelschule Dachau-Süd hätte sich Petra Fuchsbichler sicher bessere Bedingungen gewünscht. Viel gestalten kann die Rektorin nämlich nicht. "Ein Schulleben außerhalb des Pflichtprogramms ist kaum möglich, weil dafür einfach die Lehrer fehlen", sagt die 43-jährige Pädagogin, die seit August als Nachfolgerin von Albert Sikora die Mitteschule Dachau-Süd leitet.

Auch diese Schule trifft drastisch der zu Beginn des Schuljahres in ganz Bayern beklagte Lehrermangel. Die Folge: Arbeitskreise oder individuelle Förderung seien kaum möglich, ein vorbildliches Schülerprojekt in Kooperation mit einem Altenheim ruht. "Wir haben gerade mal mit Müh und Not unsere Schul-Band erhalten." Die schwierige Situation hängt zum Teil auch mit dem Konstrukt der neuartigen Schulverbünde zusammen, zu denen sich auf Initiative des Kultusministeriums Mittelschulen im Jahr 2010 zusammengeschlossen haben. Im Landkreis gibt es zwei dieser Verbunde, die drei Dachauer Mittelschulen kooperieren mit denen in Odelzhausen und Bergkirchen. Die Struktur dieser Verbunde entscheidet mit über die Lehrerversorgung. Viele kleine Klassen binden Lehrkräfte, die dann für Zusatzangebote der Schulen fehlen.

Die Alternative wäre die Auflösung schwach besetzter Klassen, deren Schüler dann an andere Schulstandorte fahren müssten. So ließen sich freie Lehrerstunden kreieren für Förder- und Wahlangebote. "Das ist eine Grundsatzentscheidung, die man treffen muss", erklärt Fuchsbichler.

Mit Petra Fuchsbichler kommt an die Spitze der Mittelschule-Süd eine erfahrene Hauptschullehrerin, die zuvor drei Jahre lang als Konrektorin in Markt Indersdorf tätig war und in ihrer Laufbahn "schon alle Jahrgänge einmal unterrichtet hat". Die studierte Grundschullehrerin hat sich bald nach ihrem Berufsstart für die Hauptschule weiterqualifiziert. "Das ist meine Schulart, weil ich gerne mit älteren Schülern arbeite." Für die Leitung der Mittelschule-Süd mit ihren 270 Schülern und dem 22-köpfigen Lehrerteam hat sich Fuchsbichler beworben, weil sie die städtisch geprägte Schülerschaft und den starken Mittlere-Reife-Zug (M-Zug) als reizvolle Aufgabe sieht. Allein sieben von 13 Klassen der Schule werden im M-Zweig geführt.

Dort treten in den höheren Jahrgangsstufen laufend neue Schüler ein, die an Realschule oder Gymnasium gescheitert sind. Die ständige Integration dieser jungen Leute mache den Schulalltag gelegentlich schwierig, "aber auch interessant", so Fuchsbichler. Auch wenn der aktuelle Lehrermangel nicht viel Spielraum lässt, entwickelt die neue Schulleiterin doch erste weiter reichende Ziele. So bietet die Mittelschule Süd derzeit ein offenes Ganztagsangebot. Aus ihrer Erfahrung in der Hauptschule Markt Indersdorf ist Fuchsbichler aber überzeugt: "Die Zukunft liegt in gebundenen Ganztagsklassen." Zunächst will sie die Entwicklung beobachten, doch gerade die M-Klassen als Ganztagszug "wären interessant".

Auch inhaltlich möchte sie die Schule gezielter ausrichten. Die Nähe zum direkt benachbarten Sportverein "ist ideal für eine Profilbildung in Richtung Sport", sagt Fuchsbichler, die selbst Sport unterrichtet. Noch fehlen auch dafür die personellen Ressourcen. Doch das ungewöhnlich junge und engagierte Lehrerkollegium gilt der Schulleiterin "als Potenzial an Beständigkeit, das eine nachhaltige Schulentwicklung ermöglicht".

© SZ vom 18.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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