Kultur-Schranne: "Der Fönig":Aus "kurz" wird "furz"

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Wie Karen Breece und Pianist Stefan Auer die Geschichte von Fönig, der keine Ks mag, in ein komödiantisches Spiel verwandeln.

Melanie Staudinger

Dachaus Kulturamtsleiter Tobias Schneider dürfte an diese Szene mittlerweile schon gewöhnt sein. Die Uhr zeigt Dreiviertelacht am Abend, er ist in der Kultur-Schranne und sucht nach Stühlen, nach einzelnen freien Plätzen an den ohnehin schon dicht besetzten Tischen in der Kleinkunstbühne. Das passiert auch am Samstagabend, als Schauspielerin Karen Breece und Musiker Stephan Auer zu ihrem märchenhaften, literarisch-musikalischen Verdreher ,,Der Fönig'' einladen. Mal wieder sind mehr Leute gekommen, als in die Schranne hinein passen. Zehn müssen gar nach Hause geschickt werden. Das Konzept - Unterhaltung, aber bitte mit Niveau - zieht.

Karen Breece und Stefan Auer (ganz links) bei ihrer Aufführung in der Dachauer Schranne. (Foto: Niels P. Joergensen)

Diesem Anspruch aber gerecht zu werden, ist kein leichtes Unterfangen für Breece und Auer. Schließlich klingt die Geschichte, die Walter Moers im Fönig erzählt, zunächst banal: Ein König möchte einen Flohmarkt besuchen, ein Krieg verhindert das aber. Es geht um Traumdeuterei, um Sex, Drogen und Intrigen. Und da der Fönig aus jedem Buchstaben F ein K macht, wird aus jedem "kurz" schnell mal ein "furz". Eigentlich kein Stoff für hohe Kultur. "Mein Mann hat gesagt, ich soll was machen, wo Leute kommen", erklärt sich Breece, die mit Schneider verheiratet ist, aus dem Off.

Breece und Auer beginnen ambitioniert - und so viel sei schon verraten, sie halten das durch. Das Publikum lacht schon, als die beiden noch gar nicht auf der Bühne stehen. Und es lacht noch immer, als sie den Raum gut eineinhalb Stunden später wieder verlassen haben. Breece will "Der Fönig" lesen, Auer soll sie am Klavier begleiten. Doch mit der Rolle des Co-Stars will sich der anfangs so gar nicht abfinden. "Halten Sie sich kurz, Herr Auer, das ist eine Lesung, kein Konzert", sagt Breece noch immer aus dem Off. Und schon steht Auer allein auf der Bühne.

Er packt sich noch schnell ein Buch, um den Klavierstuhl auf die richtige Höhe zu bringen - und das Missgeschick nimmt seinen Lauf. Denn plötzlich gibt es keine Fönig-Ausgabe mehr, aus der Breece hätte lesen können. Kein Problem für Profis, die beiden geben eben ein Konzert, bis Breece das Buch bei gemeinsamen Duett doch entdeckt. Auer lenkt ein - nun wird gelesen.

Das Besondere an der Geschichte von Moers: Der Buchstabe F wird zum K. Die neuen Worte zu verstehen, verlangt den Zuschauern einiges ab. Der König ist plötzlich ein Fönig, der Flohmarkt ein Klohmarft, der Krieg ein Frieg, die Luftwaffe eine Luktwakke und der Kurzwellensender ein Furzwellensender. Es wird auch nicht gekifft, sondern gefikkt im Fönig. Mit der Zeit können aber alle folgen, was vor allem an Breece liegt.

Sie verliest sich kein einziges Mal. Wer mal einen Blick in das Buch geworfen hat, der weiß, wie schwierig das ist. Breece imitiert unterschiedliche Stimmlagen ebenso lässig wie verschiedene Dialekte. Bei ihr klingt das alles ganz leicht, und das macht die Lesung so interessant. Langeweile kommt nicht auf. Ganz im Gegenteil: Es ist einfach nur lustig. Ein Abend, der sich lohnt, und den es bei all der ernsten Kultur viel öfter geben sollte.

Zusatzvorstellung von "Der Fönig" am Mittwoch, 22. Dezember, 20 Uhr. Karten gibt es von Dienstag an bei allen Vorverkaufsstellen von München-Ticket, zum Beispiel in der Tourist Information Dachau, Telefon 08131/75287.

© SZ vom 13.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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