Konzert:Big-Band und Backsteinfassade

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Von Frank Sinatra bis Duke Ellington: Das Munich Swing Orchestra widmet sich den Klassikern. (Foto: Niels. P. Jørgensen)

Das Munich Swing Orchestra erhellt die Karlsfelder Korneliuskirche

Von Anna-Elisa Jakob, Karlsfeld

Der Sound der Vierziger, das Flair amerikanischer Night Clubs - diese Stimmung brachte das Munich Swing Orchestra am Freitagabend nach Karlsfeld. Allerdings nicht in einen Ballsaal oder eine Bar, sondern in die Evangelische Korneliuskirche.

So spielt die Band, einzig in männlicher Besetzung und mit einem großen Bläsersatz, in weißen Sakkos, schwarzer Hose und roter Fliege. Dahinter die schlichte Backsteinfassade der Kirche. Dekoriert wurde nicht, hinter der Band steht der Altar, zwei weiße Kerzen, mehr nicht. Für den Glamour des Abends ist einzig die Musik verantwortlich, die Ausstrahlung der Musiker, ihr Big-Band-Sound. Sie schaffen es, die Korneliuskirche für einen Abend in eben jenen Ballsaal zu verwandeln, in dem sich ihre Musik leicht vorstellen ließe, mit mehreren Saxofonen, Posaunen, Trompeten, Piano, Gitarre, Bass und Schlagzeug.

Die Holzbänke der Kirche sind an diesem Abend gut gefüllt, die Altersklassen reichen von jung bis alt. Sie sitzen in Winterjacke und Schal in dem Konzert, in der Kirche ist es kühl. Als die Band einen Klassiker von Glenn Miller spielt, beginnt das Publikum mit den Füßen zu wippen, vereinzelt wird im Takt geklatscht, ein Mann in der letzten Reihe bewegt seine Lippen zum Text. Der Pfarrer der Kirche, Roman Breitwieser, hat Geburtstag - die Münchner Swing Band gratuliert gleich zu Beginn mit einem Ständchen. Dann tritt Sängerin Edith Prock nach vorne, mit einer unerwartet hellen, aber sehr kräftigen und sicheren Stimme zieht sie das Publikum in ihren Bann. Leichtfüßig tänzelt sie vor der ersten Bankreihe hin und her, lächelt in das Publikum, bewegt die Arme nach oben, verleiht ihrer Stimme damit noch mehr Ausdruck. Es folgt starker Applaus, der Beginn der Show ist gelungen.

Für den nächsten Song wippt das Publikum mit, der Titel ist ein Swing-Klassiker: "Fly me to the moon", komponiert von Bart Howard, eine der bekanntesten Interpretationen stammt von Frank Sinatra aus dem Jahr 1964. Die Band widmet sich grundsätzlich den Klassikern der Swing-Ära, ihr Repertoire umfasst Songs von Count Basie, Duke Ellington, Benny Goodman. An manchen Stellen interpretiert sie diese laut und voller Spannung, an anderen betont ruhig und gefühlvoll. Die Korneliuskirche gibt der Swing-Band an diesem Abend eine besondere Akustik, sowohl das Spiel der Bläser als auch der Gesang hallen von den Wänden wider, bleiben aber stark und klar. Bereits vor dem Gebäude sind die Bläser deutlich zu hören. Innen sind zwei Lautsprecher vor dem Orchester aufgebaut, mehr sind nicht nötig. Der Band gelingt es, den Swing stilvoll in die ungewöhnliche Umgebung zu holen: Der kräftige Klang bleibt trotzdem leicht, der gesamte Auftritt elegant.

© SZ vom 25.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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