Dachau:Die SPD kommt nicht zur Ruhe

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Vor knapp sechs Wochen endeten die Wahlen des Dachauer Ortsvereins mit einem Eklat. Drei Vorstandsmitglieder haben jetzt schon wieder ihre Ämter niedergelegt - ihre Nachfolger erhielten viele Gegenstimmen.

Von Petra Neumaier

Kaum sechs Wochen nach der Neuwahl hat die Dachauer SPD erneut drei Vorstandsposten neu besetzen müssen. Der Grund: Der stellvertretende Vorsitzende Douglas Bokovoy, Kassier Fabian Loy und Schriftführerin Eva Loy haben ihre Ämter völlig überraschend niedergelegt. Als Begründung nannten sie "Arbeitsüberlastung" oder "persönliche Gründe", die nichts mit dem neuen Vorsitzenden Horst Ullmann zu tun hätten. Neuer Stellvertreter ist jetzt Wendelin Drews, zum Kassier wurde Heinz Paepke, zur Schriftführerin Barbara Hausen gewählt. Alle neuen Vorstandsmitglieder erhielten viele Gegenstimmen.

Dachauer SPD im Wahlfieber: Awo-Vorsitzende Thea Zimmer gibt unter den Augen von Wendelin Drews ihre Stimme bei den Nachwahlen des Vorstands ab. (Foto: Toni Heigl)

Dennoch versuchte die SPD auf der Mitgliederversammlung am Freitagabend, Harmonie und Einigkeit zu demonstrieren. Redlich bemüht, die Querelen der vergangenen Wochen vergessen zu machen, absolvierten Vorstand Horst Ullmann, seine Stellvertreterin Daniela Missere und der Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Martin Güll zunächst die Beisitzer- und Delegiertenwahlen. Sechs Wochen zuvor war es bei der Neuwahl des Vorstands zu einem Eklat gekommen. Zur Wahl stellte sich Stadtrat Volker C. Koch. Bei der Mehrheit der Mitglieder stieß er jedoch plötzlich auf Widerstand. Besonders bei Thea Zimmer, Vorsitzende der Arbeitwohlfahrt, die von einigen Mitgliedern der Gruppe "60plus" unterstützt wurde. Kurzfristig stellte sich Horst Ullmann gegen den bis dato einzigen Kandidaten zur Wahl - und gewann. Die Stimmung in der SPD war fortan getrübt. Fraktionschefin Christa Keimerl sah sich gar veranlasst, im Stadtrat die Vertrauensfrage zu stellen. Jetzt warf ein Teil der erst im April gewählten Vorstandschaft das Handtuch. Die offizielle Begründung: Arbeitsüberlastung. Darüber schüttelte ein SPD-Mitglied nur den Kopf: "Das hätten sie sich vorher überlegen sollen." Die scheidenden Vorstandsmitglieder hielten sich bedeckt. "Kein Kommentar", sagte zum Beispiel Ex-Stellvertreter Douglas Bokovoy, der allenfalls "persönliche Gründe" einräumte, die nichts mit dem neuen Vorsitzenden Horst Ullmann zu tun hätten. "Das ist kein Misstrauensvotum", betonte er.

Dennoch fiel auf, dass bei den Wahlen des neuen Stellvertreters, Wendelin Drews, und des Kassiers, Heinz Paepke, jeweils zehnmal mit Nein gestimmt wurde. Die neue Schriftführerin Barbara Hausen erhielt acht Gegenstimmen. Zerbricht die Dachauer SPD kurz vor den Kommunalwahlen in zwei Lager? Martin Güll schüttelte energisch den Kopf: "Es wird immer Stimmen geben, die mal gegen etwas oder jemanden sind. Ich bin froh, dass wir jetzt einen ordentlichen Vorstand haben - für die nächsten zwei Jahre", versicherte er. Das hofft auch Wendelin Drews, der seit zwei Legislaturperioden im Seniorenbeirat der Stadt sitzt und im Vorstand bei "60plus" mitarbeitet. Seine Motivation, sich als Vertreter des SPD-Vorstandes zur Verfügung zu stellen, habe nichts mit den vorangegangenen Querelen zu tun, betonte er. "Das habe ich schon vorher geplant."

Drews ist seit 41 Jahren SPD-Mitglied, genau so lang wie Vorstand Horst Ullmann. Die Basis, betont der 70-Jährige, sei vorhanden, und dass die Dachauer SPD gute Arbeit leiste, zeigten gerade die Entwicklungen der vergangenen Wochen. Trotz der innerparteilichen Differenzen konnten überdurchschnittlich viele junge Mitglieder für die SPD gewonnen werden. Einige von ihnen stellten sich sogar für einen Delegiertenposten zur Verfügung. "Mag sein, dass die letzte Wahl unglücklich verlaufen ist. Wir haben aber gezeigt, dass wir jetzt einen Vorstand haben, der etwas bewegt", erklärte Horst Ullmann. Der neue Vorstand wolle die Gräben schließen und an einem Strang ziehen, sagte Drews. Ullmann wertete auch positiv, dass viele Mitglieder zu den Wahlen gekommen waren: "Bei uns fließt kein böses Blut mehr."

© SZ vom 21.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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