Christkindlmärkte im Landkreis:Alle Jahre wieder im Advent

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Weihnachtsmärkte sind beliebt. In fast jedem Ort im Landkreis gibt es einen, doch ihr Charakter ist unterschiedlich. Glühwein wird aber überall angeboten

Von Christiane Bracht, Petra Schafflik und Renate Zauscher

Langsam wird es weihnachtlich. Die Lichter brennen schon, Straßen und Plätze sind zumeist schon geschmückt. Nur die Hütten für die Christkindlmärkte sind noch nicht überall aufgebaut. In Dachau schrauben die Bauhofmitarbeiter gerade am traditionellen Adventskalender der Rathausfassade herum. Das erste Adventswochenende naht. Die Vorfreude auf Glühweinabende und Christkindlmärkte steigt. Im Landkreis Dachau gibt es inzwischen in fast jeder Gemeinde einen.

Die Tradition ist übrigens ziemlich alt. Schon im 12. Jahrhundert gab es in Dachau einen Weihnachtsmarkt, weiß Gästeführerin Anni Härtl. Allerdings wurde er damals weder stimmungsvoll beleuchtet, noch mit Christbaumkugeln geschmückt oder gar mit Musik beschallt. Die Fieranten kamen mit ihren Fuhrwerken und verkauften drei Tage lang Geschirr, Stoff, Knöpfe und was die Leute früher brauchen konnten. Kunsthandwerkliche Gegenstände wurden erstmals auf der Weihnachtsdult 1927 verkauft. Die Künstlervereinigung Dachau (KVD) hatte sie in der Poststube des Hörhammerbräus veranstaltete, um die finanzielle Lage ihrer Mitglieder zu verbessern. In der Nachkriegszeit schlief der Brauch jedoch wieder ein. Die Leute hatten andere Sorgen. Erst 1981 ließ ihn Oberbürgermeister Lorenz Reitmeier im Rathausfoyer wieder aufleben. Platzprobleme und der Unmut einiger Künstler über den "Hobbymarkt" bereiteten der Dult 2002 schließlich ein Ende.

Dachau

Geblieben ist jedoch der Christkindlmarkt vor dem Rathaus, den Dachauer Geschäftsleute jedes Jahr organisieren. Sein Charakter hat sich aber verändert. "Es ist eher ein Event zum Ratschen geworden", sagt Volksfestwirt Christian Naumann, der zugleich auch der erste Vorstand der I.G. Christkindlmarkt ist. "Früher wurde hier mehr gekauft. Heute bestellen die Leute im Internet." Und so bieten die maximal zwölf Stände in der Adventszeit zumeist Getränke und Essen an. Nur vier haben noch Kunstgewerbe in der Auslage, einer hat sich auf Krippen spezialisiert. Ein Trend, den übrigens viele bedauern. Nur wenige Organisatoren schaffen es indes, sich ihm zu widersetzen. In Dachau findet der Markt heuer zum 37. Mal statt. Laut Naumann ist es ein beliebter "After-Work-Treffpunkt" geworden. Mehrere 1000 Besucher kommen während der vier Wochen. Die meisten an den Wochenenden. Highlight ist neben dem Adventskalender, für den man Lose ziehen und Preise gewinnen kann, der Auftritt der Perchten am 14. Dezember. "Das ist eine gute Show", schwärmt Naumann.

Altomünster

Ganz anders ist der Charakter des Christkindlmarkts in Altomünster: Georg Huber initiierte ihn vor 43 Jahre, als er für den Musikverein eine Weihnachtsfeier mit Ständen organisierte. Alle waren begeistert. Im darauffolgenden Jahr kümmerte sich der Kulturförderkreis darum, mehrere Vereine engagierten sich und so fand am dritten Advent 1976 der erste Christkindlmarkt in Altomünster statt. Auch die Dorfgemeinschaften, der umliegenden Weiler und Orte tragen seit langem zum Gelingen bei. Etwa 30 Stände werden jedes Jahr aufgebaut. Es gibt gestrickte Socken ebenso wie Marmelade, Schmalznudeln und Gebasteltes. Die Bläser spielen, die evangelische Kirche singt und führt ein Theaterstück auf. "Es ist ein bisschen familiär", sagt Huber. Natürlich kommt auch der Nikolaus. Jahrzehntelang gab es sogar ein Christkindlpostamt, bei dem die Kinder ihre Wünsche abgeben konnten und Antwort bekamen. Doch im vergangenen Jahr fehlten erstmals die Ehrenamtlichen, die sich um die Post kümmern sollten. "Es war eine gute Geschichte, aber auch sehr aufwendig", sagt Huber etwas bedauernd. Etwa 5000 Besucher kommen jedes Jahr. Die Hälfte des Erlöses, den die Vereine machen, wird gespendet. Voriges Jahr wurde mit dem Geld ein Ersthelferauto mitfinanziert. Einmal hat man die sehr verwitterten Kriegergedächtnistafeln auf dem Friedhof restaurieren lassen. "Heuer gibt es kein großes Projekt und so dürfen die Vereine sogar 75 Prozent der Einnahmen behalten", sagt Huber. Das Schönste für ihn ist, dass "das Zusammengehörigkeitsgefühl mit den Außenortschaften gestärkt wird".

Karlsfeld

Karlsfeld wünscht sich auch ein weihnachtliches Spektakel, bei dem die ganze Gemeinde mitwirkt. Deshalb wird heuer zum ersten Mal am zweiten Advent auf dem Bruno-Danzer-Platz in der so genannten "Neuen Mitte" ein Christkindlmarkt aufgebaut, bei dem alle Vereine und Gewerbetreibenden des Ortes mitmachen. Bisher hatte nur der TSV Eintracht Karlsfeld für adventliche Stimmung am See gesorgt, zusammen mit dem Jugendzentrum. "Wir wollten eine größere Lösung", sagt Bürgermeister Stefan Kolbe. Ein Hauptanliegen ist es der Gemeinde vor allem der "Neuen Mitte", die sonst eher ein verlassener Platz ist, Leben einhauchen. Und so hofft man von Freitag, den 7. Dezember an, die Bürger mit Kesselgulasch und französischen Crêpes, sowie Glühwein zu locken. Angeboten werden aber auch Drexlerarbeiten, Duftlampen, Kerzen und Spielzeug, sowie gefilzte Blüten, Windlichter und Gebasteltes aus Treibholz. Verschiedene Chöre, ein Blockflötenensemble, sowie die Effnerband und die Pichlstoana unterhalten die Besucher am Samstag und Sonntag. Kommt der Markt gut an, wird er nächstes Jahr wieder veranstaltet, vielleicht sogar größer. Insgeheim hofft Wirtschaftsförderer Peter Freis, dass der Christkindlmarkt irgendwann vielleicht einmal vier Wochen lang dauern wird, so wie in Dachau. Doch auch er hat schon die Tücken zu spüren bekommen: Die meisten Bewerber wollen Essen und Getränke verkaufen.

Markt Indersdorf

Der wohl stimmungsvollste Christkindlmarkt im Landkreis ist im Kloster Markt Indersdorf. Seit mehr als 20 Jahren lockt er am zweiten Advent Besucher von weit her an. Aus Aichach, Fürstenfeldbruck und Altomünster kommen sie, manche sogar aus München, um hier an den vielfältigen Ständen der Kunsthandwerker entlang zu bummeln. "Wir lassen immer nur einen Glühwein- und einen Bratwurststand zu", sagt Organisatorin Anna-Maria Schlatterer. Kreativität soll im Kloster seinen Platz haben und nicht von Essensständen verdrängt werden. "Einige Vereine bereiten sich ein ganzes Jahr auf den Advent im Kloster vor", weiß sie. Hauptattraktion in Indersdorf ist natürlich der Nikolaus, der mit zahlreichen Engeln in einer Pferdekutsche vorfährt und Lebkuchen an die Kinder verteilt. Auch die lebendige Krippe ist ein Publikumsmagnet, den nur wenige andere Märkte zu bieten haben. Allerdings fürchtet Organisatorin Anna-Maria Schlatterer, dass sie bald nicht mehr sein wird, denn es ist schwierig geworden, Ehrenamtliche zu finden, die mitmachen. Sogar Ochs, Esel und Hühner flattern um die heilige Familie herum. In früheren Jahren waren auch Schafe dabei, heuer leider nicht.

Angefangen hat alles vor 23 Jahren. Hans und Maria Lachner veranstalten jedes Jahr ein Altbairisches Singen, das auch heute noch zu den Höhepunkten zählt. "Doch als die Leute aus der Kirche kamen, standen sie früher vor tristen, grauen Mauern", erinnert sich Lachner. Zusammen mit dem Schuster Sepp vom Bräu begann er die Fassaden des Klosters festlich zu beleuchten. Sie bauten sieben Stände auf, boten Weihnachtskugeln und Krippen an und unter dem Torbogen standen Maria, Josef und die Hirten um das Jesuskind herum. Heute hat der Adventsmarkt 34 Stände und erstreckt sich über zwei Plätze. Etwa 2000 Besucher lockt er jedes Jahr an. "Das ist super", sagt Lachner und man merkt wie sein Herzblut daran hängt.

Bergkirchen

Zu den ersten vorweihnachtlichen Veranstaltungen im Landkreis zählt der Adventsmarkt in Bergkirchen. Er findet traditionell am ersten Adventssamstag zwischen Rathaus und Pfarrplatz statt. Auch heuer wird Bürgermeister Simon Landmann den Markt am Samstag, 1. Dezember, um 14 Uhr eröffnen, bevor Böllerschützen aus Lauterbach, Oberbachern, Gröbenried und Eschenried den Startschuss geben. Danach segnet Pfarrer Albert Hack die angebotenen Adventskränze. Die Ampermusikanten eröffnen schließlich das stimmungsvolle musikalische Rahmenprogramm, bei dem von 15 Uhr an auch Bläserkreis, Jugendensemble und die Bläserklasse der Volksschule auftreten. Die kleinen Besucher werden sich auf den Nikolaus freuen, der ab 17 Uhr mit kleinen Geschenken vorbeikommt. An den Ständen werden bis zum Marktende um 20 Uhr Adventskränze, Gestecke, Krippen, Kerzen, Schmuck, Engel und handgefertigte Geschenke für Weihnachten angeboten.

Odelzhausen

Ebenfalls am ersten Adventswochenende findet in Odelzhausen wieder der traditionelle Adventsmarkt statt. Ein breites Angebot an weihnachtlichen Gestecken, Dekoartikeln, Adventskränzen und Weihnachtskarten erwartet die Besucher, außerdem Getöpfertes, Gedrechseltes, auf Pflanzenbasis gefärbte Wolle, selbstgemachte Liköre, Weihnachtsgebäck und vieles mehr. Die Kindergruppe des Bundes Naturschutz verkauft selbstgebastelte Nistkästen und Vogelfutter, der Kindergarten von den Eltern gebackene Plätzchen. Von Stockbrot und Waffeln bis zu den von der Feuerwehr angebotenen "Oxenfetzen" lassen sich so gut wie alle kulinarischen Wünsche erfüllen.

Schwabhausen

Mit den Arnbacher Böllerschützen und der Schwabhauser Blaskapelle wird am Samstag, 1. Dezember, um 13.45 Uhr der Schwabhauser Christkindlmarkt eröffnet. Die Kinder der Grundschule und des Naturkindergartens singen von 14.30 Uhr an weihnachtliche Lieder, anschließend kommt der Nikolaus. In der Christkindlpost kann man seine Weihnachtswünsche abgeben. Um 16 Uhr findet eine weihnachtliche Vorlesestunde in der Gemeindebücherei statt. Darüber hinaus gibt es eine Fülle schöner Dinge zu kaufen: Kinderkleidung, Socken, Mützen, Puppenkleider, Türkränze oder Honig. Zu essen gibt es neben Kürbissuppe und Waffeln am Stil auch Steaksemmeln und Thüringer Bratwürste, die die Partnergemeinde Großschwabhausen mitbringt. Der Erlös des Christkindlmarkts fließt in den gemeindlichen Sozialfonds und örtliche soziale Projekte.

© SZ vom 24.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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