Dachau:Unbekannte schänden KZ-Gedenkstätte

Lesezeit: 1 min

Mit Hassparolen haben Unbekannte in der Nacht zum Sonntag die KZ-Gedenkstätte Dachau geschändet.

An die Wände zweier rekonstruierter Häftlingsbaracken wurden mit roter Farbe antisemitische, antiisraelische und antiamerikanische Parolen geschrieben, teilte die Leitung der Gedenkstätte mit. Polizei und Verfassungsschutz haben die Ermittlungen aufgenommen.

Wer die Täter waren, ist bislang völlig unklar. (Foto: N/A)

Die Gedenkstätte erstattete Strafanzeige gegen unbekannt. In anderen KZ-Gedenkstätten gab es in der Vergangenheit wiederholt derartige Übergriffe, in Dachau handelt es sich um den bisher ersten Vorfall.

Die Hassparolen nahmen auch Bezug auf die erwarteten Vergeltungsschläge nach den Terroranschlägen in den USA. So wurden die USA als "Kriegstreiber" und "Anstifter des 3. Weltkrieges" angegriffen.

Entsetzen in Dachau

Einzelne Schmierereien bezogen sich auch auf Michel Friedman und Charlotte Knobloch, die beide zum Präsidium des Zentralrats des Juden in Deutschland gehören.

Mit großem Entsetzen reagierten die Mitarbeiter der Gedenkstätte auf den Vorfall. Die Buchstaben der Parolen, die vermutlich mit Sprühlack aufgetragen wurden, seien zwischen 50 Zentimeter und einem Meter hoch, sagte eine Mitarbeiterin der Gedenkstätte. Die Texte seien voller Rechtschreibfehler.

Wer die Täter waren, ist bislang völlig unklar. Nach Abschluss der Ermittlungen werde man die Parolen sofort überstreichen. Eine Entfernung auf anderem Wege komme wegen des problematischen Baumaterials nicht in Frage.

"Mörderschule der SS"

Dachau ist mit jährlich rund 800.000 Besuchern die meistbesuchte KZ-Gedenkstätte in Deutschland. In das Dachauer Konzentrationslager wurden bereits am 22. März 1933, also wenige Wochen nach Machtübernahme der Nationalsozialisten, die ersten Häftlinge eingesperrt.

Es wurde zum "Modell" für die vielen später errichteten Konzentrationslager. Als Ausbildungsstätte für die SS wurde es zur "Mörderschule der SS", wie Historiker betonen.

Wie viele Menschen hier von 1933 bis 1945 umkamen, lässt sich nicht mehr feststellen. Knapp 32.000 Tote sind in den Lagerunterlagen festgehalten, aber viele Einzelexekutionen und die Erschießung tausender russischer Kriegsgefangener blieben unerfasst.

(sueddeutsche.de/dpa)

© N/A - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: