Club-Betreiber:Krone einer Karriere

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Vom P1-Türsteher zum Chef des Crown's Club: Damir Fister kennt 85 Prozent seiner Gäste. Das macht 400 Small Talks pro Abend. Seit Donnerstag hat die Nobel-Disko Crown's Club wieder geöffnet - allerdings nur für Auserwählte.

Von Jan Grossarth

Wie mag es wohl aussehen im edelsten Club der edelsten Stadt, nur wenige Minuten vor der feierlichen Eröffnung? So: Blaue Müllsäcke versperren den Eingang, ein Haufen Altpapier und eine Holzpalette hindern den roten Teppich an seiner Entfaltung. Überall wuseln eifrige Helfer umher.

Zum "Re-Opening" des "Crown's Club" am Donnerstagabend will jemand Lockerheit demonstrieren: Es ist Damir Fister, Clubchef und szenebekannter Paradiesvogel.

"Ab und zu ein Schocker"

"Beim letzten Mal haben wir 200 Leute draußen warten lassen", sagt der Mann mit schwarzer Gelfrisur, hellem Anzug und lilafarbener Brille. "Die hübschesten Frauen der Stadt" verspricht er seinen Gästen und: "Ab und zu einen Schocker."

Nein, an Selbstbewusstsein fehlt es Damir Fister nicht. Das konnte er besonders bis vor drei Jahren gut gebrauchen, damals als Türsteher des P1. Zur "Massenveranstaltung" sei das P1 seitdem geworden, meint er. Seit er nicht mehr dabei ist.

Im Crown's Club hingegen hat er nun mit seinem Partner Philipp Jung das Sagen: Statt Masse wünscht er sich auf seiner Homepage die High Society herbei, Künstler, Promis und, natürlich, "die Meinungsmacher".

Das gelingt nur teils, als der Club in der Neuturmstraße umgestaltet neu eröffnet. Die Exzellenz zur Premiere heißt: Ben Tewaag (Sohn von Uschi Glas), Michael Maendler (Sohn der Modehändlerin Rosy Maendler) und immerhin Erol Sander, der durch eigene Schauspielleistung zu Ruhm gelangte.

Im Stil von tausendundeiner Nacht

Damir Fisters neuer Crown's Club kommt üppiger, wärmer daher, im Stil von tausendundeiner Nacht. Mit flammenbemalten Säulen, Wasserbetten, separaten Polsterecken, deren Wände mit arabischen Schriftzeichen verziert sind. Auf der Getränkekarte stehen 14 Champagnersorten.

"Wir wollen weg von der Hotellobbyatmosphäre, weg von der Arroganz", sagt der umtriebige Damir Fister, der sich zwischendurch immer wieder zum Händeschütteln und Küsschenküsschen umdreht.

Weg von der Arroganz? Die Pressedame erläutert: "Nur die Reichen unter sich? Das wäre doch langweilig. Man muss etwas mischen, damit die Exklusiven was zu gucken haben. Es muss auch jemand auf den Tischen tanzen."

Etepetete-München liebt seinen Paradiesvogel Damir. "Ich kenne 85 Prozent meiner Gäste", sagt er. Und auch 400 Smalltalks pro Abend steckt der 35-Jährige prima weg. "Ich mache das sehr gern, und es gibt ja auch ein Leben außerhalb des Clubs. Ich bin ein sehr spiritueller Mensch."

Mit einer Urbayerin liiert

Seit 25 Jahren - das ist kein Druckfehler - ist der gebürtige Kroate nach eigenen Angaben mit einer Urbayerin liiert, also seit dem Grundschulalter. Als beide 16 waren, kam der erste Sohn, später ein zweites Kind zur Welt. Viele Bücher lese er in seiner Freizeit, erzählt Damir Fister, "immer zehn gleichzeitig, das letzte war 'Gespräche mit Gott'".

Das Jesusgebot "Geht durch das enge Tor" dürfte dem Clubier, der auch jetzt noch jedes Wochenende selbst den Türsteher macht, gefallen. Seine Club-Tore waren immer eng: Drin ist, wer in ist, und wen Damir nicht per Handschlag begrüßt, der muss Glück haben.

Den Einlass sicher haben seit Neuestem nur die Hotelgäste des benachbarten Hotels Vier Jahreszeiten. Mit Kooperationen wie dieser will Damir Fister seinem früheren Arbeitgeber, dem P1, das Leben schwer machen.

Getreu dem arabischen Gedicht über der Polsterecke, das eine freundliche Dame so übersetzt: "Ein Wölflein wuchs auf bei einem Mann, als es groß war, fiel es ihn an."

© SZ vom 4.9.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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